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Gefahrgutübung

GZ Plus IconBad Harzburger Feuerwehr muss im Schutzanzug shoppen

Bei eingeschränkter Sicht und Bewegungsfreiheit ist es gar nicht mal so leicht, die richtigen Brötchen zu finden.

Bei eingeschränkter Sicht und Bewegungsfreiheit ist es gar nicht mal so leicht, die richtigen Brötchen zu finden. Foto: Raksch

Am Dienstagabend wurde die Feuerwehr in Bad Harzburg zu einem Einsatz im Edeka Ronny Lunze am Bahnhof gerufen. Spezialeinheiten rückten an, um aus dem Supermarkt „Gefahrgut“ zu bergen. Allerdings war es eine spielerische Übung.

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Von Robin Raksch
Mittwoch, 20.08.2025, 16:40 Uhr

Bad Harzburg. Warndreiecke mit der Aufschrift „Dekon“ vor dem Edeka von Ronny Lunze am Bahnhof, ein Haufen Feuerwehr-Fahrzeuge, ein Dekontaminationszelt vor der Tiefgarage, und im Geschäft marschierten Trupps in roten Schutzanzügen durch die Gänge: Die Situation am Dienstagabend nahe dem Bad Harzburger Bahnhof mag zunächst bedrohlich gewirkt haben. Die Freiwillige Feuerwehr ließ es bei ihrem Einsatz diesmal aber ruhig angehen, denn das Szenario war eine angekündigte Übung der Gefahrgutspezialisten aus Bad Harzburg und Westerode.

Das Ziel war es, angeleitet über die neuen Sprechgarnituren im Chemikalienschutzanzug (CSA) „Gefahrgut“ zu bergen. Natürlich kein richtiges Gefahrgut, sondern Brötchen, Salat, Pommes, Patties, Käse, Soße und alles, was man sonst noch so braucht, um Burger zu machen. Klingt einfach, im klobigen Ganzkörperanzug mit eingeschränkter Sicht und Bewegungsfreiheit ist es das aber absolut nicht. Und für genau diese Feinarbeiten sollten die Spezialkräfte bei der Übung ein Gefühl bekommen. Außerdem ging es darum, die Kommunikationsgeräte zu testen, und zu überprüfen, wie gut die Koordinierung eines solchen Einsatzes funktioniert.

Vor der Tiefgarage in der Straße Am Güterbahnhof helfen ihre Kameraden den Einsatztrupps in ihre Chemikalienschutzanzüge.

Vor der Tiefgarage in der Straße Am Güterbahnhof helfen ihre Kameraden den Einsatztrupps in ihre Chemikalienschutzanzüge. Foto: Raksch

Alarm bei Stillstand

Nachdem sich die Spezialisten im provisorischen Einsatzlager in der Straße Am Güterbahnhof in ihre CSA gezwängt hatten, ging es von dort aus in Zweiertrupps durch die Garage und die Rolltreppen hoch zum Geschäft. Dort gaben sie zunächst eine realistische Gefahrstoffnummer an den Einsatzleitwagen durch. Dieser ermittelte den zugehörigen Stoff mit seinen Gefahren sowie den richtigen Maßnahmen. Im Anschluss erhielten die Trupps eine Einkaufsliste per Funk, die sie selbstständig abarbeiten mussten.

Direkt zu Beginn zeigten sich dann auch schon erste Herausforderungen: Denn wer zu lange auf der Stelle stand, löste den Alarm seines Anzugs aus. Und bis er händisch im Inneren ausgeschaltet wurde, hallten dann laute Piepgeräusche durch das ganze Geschäft. Ebenso schwer war es sichtlich, bei Rückfragen das Funkgerät zu bedienen. Dafür musste nämlich der Arm aus dem Ärmel befreit und an den Körper herangezogen werden.

Auf dem Einkaufszettel stehen unter anderem Pommes, Patties und Kopfsalat.

Auf dem Einkaufszettel stehen unter anderem Pommes, Patties und Kopfsalat. Foto: Raksch

Mit dem Einkaufskorb in der Hand schlenderten die Gefahrgutspezialisten in ihrer Schutzmontur anschließend zur Gemüseabteilung, um sich den besten Salatkopf zu krallen, wühlten in den Tiefkühltruhen nach Pommes und stöberten im Regal nach den richtigen Burgerbrötchen. Um sich dabei durch die dicken Schutzmonturen im Trupp auszutauschen, musste zwischendurch auch mal ordentlich geschrien werden. Einige Helfer begleiteten sie bei ihrer Aufgabe, damit sie in ihren großen Schutzmonturen nichts umrissen.

Besonderes Geschick war auch beim Bezahlen mit Bargeld an der Kasse und beim anschließenden Einpacken in Papiertüten gefragt. Danach sollten die Waren so behandelt werden, als seien sie der zuvor übermittelte Gefahrstoff. Zum Abschluss begaben sich die Trupps zur aufgebauten Dekontaminationsstelle, wo sie die korrekte Dekontamination sowie die Entkleidung trainierten.

Für die Nachbereitung des Einsatzes bauen die Einsatzkräfte eine Dekontaminationsstelle auf.

Für die Nachbereitung des Einsatzes bauen die Einsatzkräfte eine Dekontaminationsstelle auf. Foto: Raksch

Schaulustige Kunden

Für die Kunden des Supermarkts hatte der Einsatz übrigens keine Einschränkungen zur Folge. Vielmehr waren hier und da Schmunzeln, Begeisterung und Interesse vernehmbar. Manche machten sogar Selfies mit den Spezialisten in ihren riesigen roten Anzügen. Viele Harzburger schienen auch extra zum Zuschauen gekommen zu sein. Denn sowohl vor als auch im Geschäft tummelten sich schaulustige Leute. Immerhin hatte die Freiwillige Feuerwehr die Übung auch bereits einige Stunden vorher via Social Media angekündigt.

Und wie lief es? Florian Schmidt und Yannik Himstedt, Leiter der Fachgruppe Gefahrgut, hatten sich das Szenario erdacht. Schmidt zeigte sich am Ende sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Die eine oder andere Stellschraube gebe es natürlich noch, aber für eine Übung sei alles sehr reibungslos gelaufen. Die Trupps seien auch sichtlich entspannt an ihre Aufgabe herangegangen, da schon vorher jeder gewusst habe, dass es sich um eine Übung handelte. 38 Feuerwehrleute waren an dem Abend im Einsatz. Involviert waren die Ortswehren Bad Harzburg und Westerode.

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