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Ab 2029 Pflicht

GZ Plus IconClausthal-Zellerfeld: Mehr Tempo bei Ganztagsbetreuung gefordert

Ab 2026 haben Erstklässler in Niedersachsen einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung.

Ab 2026 haben Erstklässler in Niedersachsen einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung. Foto: Kusch/dpa (Symbolbild)

Ab 2029 haben alle Grundschüler einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung. Für viele Kommunen bedeutet das noch jede Menge Arbeit. In Clausthal-Zellerfeld will der Schulausschuss jetzt aufs Gaspedal drücken. Dabei sind viele Fragen noch offen.

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Von Sören Skuza
Dienstag, 09.09.2025, 12:00 Uhr

Clausthal-Zellerfeld. Zum Schuljahr 2026 wird die Möglichkeit zur Ganztagsbetreuung für Erstklässler in Niedersachsen Pflicht. Entsprechend bereitet auch die Verwaltung in Clausthal-Zellerfeld alles nötige vor. Doch manch einem Ratsherren geht es nicht schnell genug.

Jahrgang für Jahrgang, so sieht es das Ganztagsförderungsgesetz vor, sollen Erstklässler einen Rechtsanspruch auf täglich acht betreute Stunden pro Tag bekommen, beginnend mit den Kindern, die 2026 eingeschult werden. Ab dem Schuljahr 2029/2030 hat dann folglich jeder Grundschüler diesen Anspruch auf ganztägige Betreuung.

Zu diesem Zweck wird wie berichtet am Alten Bahnhof eine Mensa errichtet, in der die Jungen und Mädchen aus den beiden städtischen Grundschulen künftig zum Mittagessen zusammenkommen sollen. Zwar hieß es aus dem Bauamt bereits, die Mensa werde bis 2026 nicht fertig sein. Dass aber die Ganztagsbetreuung bis zum Stichtag anderweitig gewährleistet werden könne, war bereits vor einigen Monaten aus dem Rathaus zu hören.

Kontroverse Formsache

Über eine entsprechende Vorlage hatte nun der Schulausschuss zu beraten. Im Grunde eine Formsache, damit das Gesetz vor Ort auch umgesetzt werden kann. Allerdings hatte sich nicht zuletzt anhand eines Änderungsantrages der Glück-Auf-Gruppe gezeigt, dass noch so manche Frage offen ist. In seiner Endfassung solle laut dem Änderungsantrag die Ganztagsbetreuung – sofern umsetzbar – bereits nach Fertigstellung der Mensa für alle Grundschüler möglich sein. Neben Antragssteller Carsten Rehling selbst sprachen sich für diese Änderung ebenfalls Udo Künstel (CDU), Steffen Pluta und Karl-Heinz Ehrenberg (beide SPD) aus, die restlichen Ausschussmitglieder enthielten sich.

Rehling führte aus, je schneller die Ganztagsbetreuung umgesetzt werde, desto schneller erhöhe sich auch die Attraktivität des Standortes Clausthal-Zellerfeld für Familien. Die schrittweise Umsetzung gemäß Ursprungsvorlage der Verwaltung würde Rehling zufolge hingegen festschreiben, dass Jahrgänge keinen Anspruch auf Ganztagsbetreuung hätten, selbst wenn die Möglichkeiten in der Zwischenzeit gegeben sein sollten. Zudem wies er daraufhin, durch Einführung der Ganztagsschulen werde auch der Bedarf an Hortplätzen geringer.

„Ambitionierter beschließen“

In dieselbe Kerbe schlug auch Steffen Pluta, der dafür plädierte, „ambitionierter zu beschließen“. Viele Eltern würden immerhin auch finanziell entlastet, wenn sie nicht mehr für die Hortplätze ihrer Kinder bezahlen müssten. Die Stoßrichtung müsse lauten: „Wie schaffen wir es schneller in den Ganztag rein?“. Schließlich sei schon im Jahr 2019 unter den Eltern erhoben worden, dass es Betreuungsbedarf bei 118 Kindern gebe. Wenn das Schuljahr 2029/2030 die Zielmarke wäre, sei die Umfrage zehn Jahre her. „Ob das die Geschwindigkeit ist, mit der wir uns entwickeln wollen“, stellte Pluta infrage.

Die Gegenrede von der Verwaltung hielt Bürgerserviceamtsleiter Mario Medico. „Ich warne davor, es an die Mensa zu koppeln“, meinte er. Vielmehr solle man sich an den Möglichkeiten der beiden Grundschulen orientieren. Zudem arbeite die Verwaltung nun schon seit langem daran, alle nötigen Vorbereitungen für die Umstellung auf Ganztagsbetreuung zu erledigen, es sei im Rat stets Konsens gewesen, 2026 bei der ersten Klasse zu beginnen. Gleichzeitig müssten die Gemeinden jetzt die Grundsatzbeschlüsse fassen, darum sei es schwierig, wenn jetzt anders beschlossen werde als geplant. Zugleich ließ Medico aber durchblicken, man könne zu gegebener Zeit natürlich trotzdem darüber reden, falls die Betreuungsmöglichkeiten früher gegeben sein sollten, als geplant. Auch Bürgermeisterin Petra Emmerich-Kopatsch (SPD) plädierte dafür, erst später über Detailfragen zu sprechen, gerade auch, weil noch vieles in puncto Finanzen ungeklärt sei.

Thema im Stadtrat

So oder so: Der Ausschuss empfahl den „Mehr-Tempo“-Ansatz der Glück-Auf-Gruppe. Als Nächstes berät der nicht-öffentliche Verwaltungsausschuss, bevor das Thema am 17. September bei der nächsten Sitzung des Rates der Berg- und Universitätsstadt auf dem Tisch liegt. Auch neben dem Starttermin sorgt die bevorstehende Umstellung auf Ganztag an einigen Stellen für Herausforderungen. So müssen sich etwa auch die Schulen selbst für die zusätzlichen Aufgaben rüsten (Bericht folgt).

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