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Europakreuzung sorgt für Ärger

GZ Plus IconLangelsheimer Kreuzung: Anwohner schlägt Alarm

Auf der Europakreuzung kommt es laut einem Anwohner nicht nur zu Unfällen, sondern auch zu zahlreichen beinahe Crashs. Aus seiner Sicht muss gehandelt werden.

Auf der Europakreuzung kommt es laut einem Anwohner nicht nur zu Unfällen, sondern auch zu zahlreichen beinahe Crashs. Aus seiner Sicht muss gehandelt werden. Foto: Polizei | Archiv

Verletzte Personen, quietschende Reifen und Tempo 80 – direkt vor seinem Haus: Bernd Jenkner lebt an der Europakreuzung in Langelsheim und warnt vor gefährlichen Situationen. Doch die Behörden sehen keinen Handlungsbedarf.

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Von Ronja Heinemann
Donnerstag, 02.10.2025, 04:00 Uhr

Langelsheim. Quietschnende Reifen, erschrockene Kinder, hupende Autofahrer: Für Bernd Jenkner ist das Alltag. Der Rentner lebt an einem der unübersichtlichsten Verkehrsknotenpunkte Langelsheims – der Europakreuzung in der Langen Straße – und blickt aus seinem Wohnzimmer direkt auf die Straße.

„Ich höre alles – die Bremsen, das Hupen, das Geschimpfe“, berichtet Jenkner. „Und ich weiß: Wieder ist fast etwas passiert.“ Doch nicht immer bleibt es bei einem Schreckmoment. Ende August wurde eine Motorradfahrerin bei einem Unfall direkt vor seinem Haus verletzt – eine Szene, die der Rentner bis heute nicht vergessen kann.

„Ihr Mann hat sie auf dem Boden beruhigt, direkt neben mir“, erinnert er sich. „Ich war in dem Moment völlig hilflos und konnte nur versuchen, den Verkehr zu regeln.“

Abbiegen mit Risiko

Der Unfallhergang sei bezeichnend für die Probleme an der Kreuzung, sagt Jenkner. Ein Autofahrer wollte von der Braunschweiger Straße nach links Richtung Bredelem abbiegen – und übersah dabei ein entgegenkommendes Motorrad. Beide hatten Grün. „Das ist keine Seltenheit. Diese Stelle ist tückisch, weil viele nicht wissen, dass auch der Gegenverkehr gleichzeitig fahren darf.“

Nicht nur motorisierte Verkehrsteilnehmer seien gefährdet, auch Fußgänger, vor allem Kinder, kämen häufig in brenzlige Situationen – trotz Grünphase oder Zebrastreifen. „Ich sehe regelmäßig, wie Schulkinder beinahe übersehen werden. Besonders morgens ist das lebensgefährlich.“

Auch mit dem eigenen Leben habe er schon rechnen müssen: „Einmal kam ein Auto bei einem Unfall direkt auf mein Haus zu. Wäre da nicht der Findling an der Ecke gewesen, hätte es mein Wohnzimmer erwischt.“

„Sobald ich etwas höre, gehe ich immer schnell zum Fenster, um zu gucken, ob etwas passiert ist, falls ich helfen und die Polizei rufen muss“, berichtet Jenkner. „Einmal auch schon im Bademantel.“ Für ihn sind das leider tägliche Situationen. Früher sei er Abschleppwagen gefahren und habe nicht selten schlimme Unfälle gesehen. Dass so etwas noch öfter vor seiner Tür passiert und Leute sich schwer verletzten, wolle er definitiv verhindern.

Auf eigene Faust begann Jenkner, sich für mehr Sicherheit einzusetzen. Mit einer privaten Radarpistole misst er regelmäßig Geschwindigkeiten – bis zu 80 km/h habe er im Kreuzungsbereich gemessen, obwohl Tempo 50 gilt. Er verfasste ein Schreiben an die Stadt Langelsheim – adressiert auch an Ratsmitglieder.

Doch statt Rückmeldung erhielt er eine Enttäuschung: Die Stadt verwies auf die Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, die für die Kreuzung zuständig sei. Dass sein Schreiben nicht an die Ratsmitglieder weitergeleitet wurde, obwohl sie auch als Empfänger angegeben waren im Briefkopf, nennt Jenkner einen „Skandal“. Er reichte deshalb eine Dienstaufsichtsbeschwerde beim Landrat ein.

Langelsheims Bürgermeister Ingo Henze stellte auf Nachfrage klar: Die Stadt sei für die Kreuzung nicht zuständig, daher werde das Schreiben auch nicht automatisch im Stadtrat behandelt. Eine Weiterleitung an Ratsmitglieder erfolge nicht automatisch, nur weil sie im Empfängerkreis genannt seien.

Konkrete Vorschläge liegen vor

Bernd Jenkner lässt sich davon nicht entmutigen. Er hat mehrere Vorschläge ausgearbeitet, wie die Situation entschärft werden könnte – darunter: eine gelb blinkende Linksabbieger-Kammer an der Ampel in der Braunschweiger Straße als Hinweis auf Gegenverkehr mit Grün, eine zusätzliche Lichtanlage am Zebrastreifen, eine Tempo-30-Zone in den Morgenstunden, wenn Kinder zur Schule gehen.

„Die Maßnahmen wären einfach umzusetzen und nicht besonders kostenintensiv“, sagt er. Eine Liste mit seinen Ideen sei der Landesbehörde bereits übermittelt worden.

Von den Problemen vor Ort will man bei der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr bislang nichts bemerkt haben. Sprecherin Anna Heinichen erklärt: Die Kreuzung sei vor wenigen Jahren saniert worden, die Ampel funktioniere einwandfrei – werde jedoch noch in diesem Jahr altersbedingt ersetzt.

Auch die Unfallstatistik der Polizei gebe keinen Anlass zur Sorge: Eine Unfallhäufung sei nicht zu erkennen. Dennoch solle die Kreuzung in einer der nächsten Sitzungen der Unfallkommission (mit Polizei, Unterer Verkehrsbehörde und Landesbehörde) erneut auf die Tagesordnung kommen. Ob es Veränderungen geben müsse, werde dort dann auch behandelt.

Eine Garantie für Veränderungen gibt es jedoch nicht – und genau das ist es, was Bernd Jenkner Sorgen macht. „Ich will nicht warten, bis hier mal wirklich etwas Schlimmes passiert.“

Laut Jenkner teilen viele Anwohner seine Beobachtungen und Befürchtungen. Sollte sich nichts ändern, will er deshalb Unterstützung bei Elternvertretungen und Schulen suchen, um gemeinsam Druck aufzubauen.

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