Clausthaler Marktkirche nach dem Brand: Wie steht es um die Orgel?
Kantor Arno Janssen inspiziert das Innere der Orgel. Foto: Neuendorf
Viel war nach dem Brand an der Clausthaler Marktkirche gebangt worden, ob die erst vor wenigen Jahren für 2,6 Millionen Euro eingebaute Orgel Schaden genommen hat. Jetzt war der Orgelbauer vor Ort. Doch ein entscheidendes Gutachten steht noch aus.
Clausthal-Zellerfeld. Auch gut drei Wochen nach dem Fassadenbrand an der Clausthaler Marktkirche bleiben viele Fragen offen. Inzwischen hat auch der Orgelbauer das wertvolle Instrument inspiziert. Doch ein entscheidendes Gutachten steht noch aus.
„Die Orgel ist bespielbar“, zu diesem Fazit sei der Hersteller aus Luzern gekommen, erzählt Marktkirchenkantor Arno Janssen. Erfreuliche Nachrichten, ist nach der Brandnacht doch die Sorge groß gewesen, das 2,6 Millionen Euro teure Instrument aus dem Hause Goll könnte womöglich durch Feuer oder Löschwasser beschädigt worden sein. Doch es scheint sich abzuzeichnen, dass offenbar nichts von dem eingetreten ist. Einige Spritzer Löschwasser mit Ruß seien von außen an der Orgel gelandet, erläutert Janssen. Doch ins Innere eingedrungen sei keine Feuchtigkeit. „Wir hatten bisher ganz großes Glück“.
Auf der rechten Seite ist die Rückwand der Orgel, die offenbar noch einmal glimpflich davonkommt. Foto: Neuendorf/Archiv
Keine Versprechen
Trotzdem: „Wir können keine unhaltbaren Versprechen machen“, meint der Kantor mit Blick auf Gottesdienste, Konzerte und andere Veranstaltungen. Vieles, das eigentlich in den nächsten Wochen und Monaten in der Marktkirche hätte stattfinden sollen, ist wie berichtet bereits verlegt worden. Der Einschulungsgottesdienst der Grundschule Clausthal etwa wird in der katholischen St.-Nikolaus-Kirche abgehalten, das Eröffnungskonzert von Harz-Classix in der Aula Academica gespielt. „Leider erforderlich“, sagt Arno Janssen, aber nun einmal unumgänglich.
Hoffnungsvoller Blick
Der aktuelle Zwischenstand stimme „sehr optimistisch“, und man blicke „mit großer Hoffnung“ in die nächste Zeit. Endgültig werde aber in Sachen Goll-Orgel erst dann Entwarnung gegeben, wenn ein chemisches Gutachten vorliegt. Geprüft werde etwa, ob Rußpartikel in der Luft im Inneren des Instruments Schaden anrichten könnten. Ein weiteres Gutachten liegt laut Pastorin Mirja Rohr bereits vor, das bestätigt, die Rauchbelastung im Inneren der Kirche sei vor allem an der östlichen Seite des Gotteshauses zu messen, und werde geringer, je weiter man sich davon entfernt. Auch die Orgel steht an dieser Seite, an der es in der Nacht zum 20. Juli gebrannt hat. Als Vorsichtsmaßnahme durfte seit dem Feuer wie berichtet niemand mehr mit Schuhen in das Innere Orgel, damit kein weiterer Ruß aufgewirbelt wird.

Auf der rechten Seite ist die Rückwand der Orgel, die offenbar noch einmal glimpflich davonkommt. Foto: Neuendorf/Archiv
Einweihung 2022
Erst im Jahr 2022 wurde die neue Goll-Orgel in der Clausthaler Marktkirche eingeweiht. Die Geschichte reicht aber deutlich weiter in die Vergangenheit. Schon kurz vor der Jahrtausendwende war aufgefallen, dass die alte Orgel einen hohen Reparaturbedarf hatte. Das Dach der Kirche war undicht, Regen tropfte an der Orgel hinunter, ehe er in Tonnen aufgefangen wurde. Zuerst musste also das Gebäude selbst aufwendig saniert werden. Bis ins Jahr 2013 wurde die Kirche in zwölf Bauabschnitten runderneuert.
Es dauerte noch einige Jahre, bis der Einbau der neuen Orgel beginnen konnte, zum ersten Advent 2022 wurde das Millionenprojekt in einem feierlichen Festgottesdienst eingeweiht. Die Bilanz: 27.000 Arbeitsstunden, 1100 volle Tage, 17 Mitarbeiter und allein ein halbes Jahr Endmontage.

Nach dem Brand an der Fassade wird der Bereich abgesperrt. Foto: Neuendorf/Archiv
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