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Ringen um Campingplatz geht weiter

GZ Plus IconBetreiber bieten zwei Millionen Euro: Wende im Poker um Prahljust?

Das Ringen um den Campingplatz Prahljust geht weiter: Jetzt unterbreiten die bisherigen Pächter ein neues Kaufangebot in Höhe von zwei Millionen Euro.

Das Ringen um den Campingplatz Prahljust geht weiter: Jetzt unterbreiten die bisherigen Pächter ein neues Kaufangebot in Höhe von zwei Millionen Euro. Foto: Molter/dpa (Symbolfoto)

Im Ringen um den Campingplatz Prahljust machen die Pächter ein neues Angebot, das mit zwei Millionen Euro über dem bisherigen Höchstgebot liegt. Die Camper hoffen auf Rettung in letzter Minute und appellieren an Stadt und Betreiberfamilie.

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Von Corinna Knoke
Samstag, 28.06.2025, 12:00 Uhr

Buntenbock. Die Pächter des Campingplatzes Prahljust wollen von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch machen und haben der Stadt ein neues Angebot unterbreitet: Laut einem Schreiben ihres Anwalts, das Karin Landers den Fraktionsvorsitzenden geschickt hat und der GZ vorliegt, bieten sie zwei Millionen Euro für die zehn Hektar große Fläche, auf der rund zwei Drittel des Campingplatzes liegen. Das sind knapp 200.000 Euro mehr als das bisherige Höchstgebot der Berliner Überland-Camping-Gruppe. Parallel dazu kursiert ein offener Brief von Campern, der sich mit einem Appell an Stadt und Pächterfamilie richtet.

Nach der Stadtratssitzung Anfang des Monats und dem Rundumschlag des Kämmerers war es um den Campingplatz kurzzeitig recht still geworden, auch wenn sich im Hintergrund einiges getan habe. Wie berichtet machte Michael Strübig vor einigen Wochen dem Ärger der Verwaltung in Sachen Prahljust erstmals öffentlich Luft. Es ging um viel zu geringe Pachtzahlungen, die über Jahrzehnte für die zehn Hektar große Fläche gezahlt worden seien, nicht erledigte Arbeiten und ungehaltene Versprechen.

Landers haben das Vorkaufsrecht

Zum Hintergrund: Die Stadt hatte aufgrund des geltenden EU-Rechts entschieden, den im September auslaufenden Pachtvertrag mit Familie Landers nicht mehr zu verlängern. Stattdessen soll die Fläche im Besitz der Stadt verkauft werden. In einem Interessenbekundungsverfahren im vorigen Jahr hatte die Überland-Camping-Gruppe mit etwa 1,8 Millionen Euro das beste Angebot abgegeben, die Landers boten seinerzeit eine Million Euro. Die jetzigen Pächter haben allerdings ein im Grundbuch eingetragenes Vorkaufsrecht.

„Um die Schließung auch im Interesse unserer Mitarbeiter und Dauergäste noch im letzten Moment abzuwenden, haben wir Anfang dieser Woche ein neues Angebot über unseren Anwalt an die Stadt Clausthal-Zellerfeld unterbreitet“, berichtet Karin Landers in der Mail an die Fraktionsspitzen. Kämmerer Strübig bestätigt den Eingang des Angebots und kündigt eine wohlwollende Prüfung an. Die Stadt habe es ihrem Rechtsbeistand übergeben. Einzelne Punkte müssten noch geklärt und eventuell angepasst werden. Ziel sei, das Antwortschreiben zeitnah an die Pächter zu übermitteln, so Strübig. Nichtsdestotrotz würden die Verhandlungen mit der Überland-Gruppe ebenfalls weitergehen, das sei schließlich der Auftrag des Rates an die Verwaltung gewesen.

„Räumung des Platzes droht“

In ihrem Schreiben an die Fraktionsvorsitzenden spricht Karin Landers zudem von ihren Verhandlungen mit der Firma Überland, die gescheitert seien. Es ging um die Infrastruktur auf dem Campingplatz Prahljust. Sämtliche Gebäude, wie Waschräume und Sanitäranlagen, stehen schließlich auf der vier Hektar großen Flächen im Besitz der bisherigen Betreiber. Laut Landers ist von Überland erst gar kein und dann verspätet ein viel zu niedriges Angebot abgegeben worden. „Jetzt droht die zeitnahe Räumung und Schließung des Campingplatzes Prahljust“, warnt sie.

Die Dauercamper, die wie berichtet im Februar ihre Kündigungen erhalten haben, sitzen darum aktuell auf heißen Kohlen. In dieser Woche sind laut der Campingplatz-Betreiberin erneute Aufforderungen zur Räumung an die Gäste versendet worden. Denn wem das Grundstück ab Oktober gehören wird, ist genauso unklar wie die Frage, ob die Camper überhaupt bleiben können.

Für viele von ihnen ist Prahljust mehr als ein Stellplatz – es ist ein zweites Zuhause. In einem offenen Brief wenden sie sich deshalb mit einem emotionalen Appell an Stadt und Betreiberfamilie. „Anstatt uns weiterhin mit der Vergangenheit aufzuhalten, sollten wir den Blick nach vorne richten. Es geht nicht mehr darum, wer wann was hätte anders machen müssen. Es geht jetzt darum, was wir gemeinsam tun können, um diesen besonderen Ort zu bewahren“, schreiben Alexandra Busch und Ingo Butter für die Interessengemeinschaft der Camper auf Prahljust. Für sie sei es ein „Ort der Erholung, des Miteinanders, der Gemeinschaft“ Er stehe jedoch auf der Kippe – „zwischen Verträgen, Verfahren und Versäumnissen.“

Emotionaler Brief geht ans Herz

Um noch rechtzeitig eine Lösung zu finden, sind die Dauercamper der Meinung: „Bürokratie muss den Menschen dienen – nicht gegen sie arbeiten. Es gibt immer Handlungsspielräume, auch innerhalb europäischer Vorgaben. Wenn der politische Wille da ist, findet sich ein Weg.“ Und weiter: „Was wir uns von Herzen wünschen, ist, dass sowohl die Stadt Clausthal-Zellerfeld als auch die Pächterfamilie Landers den Mut und die Größe zeigen, jetzt den entscheidenden Schritt zu gehen – nicht gegeneinander, sondern aufeinander zu.“

Karin Landers sagt gegenüber der GZ, der Brief habe sie im Herzen getroffen. Sie hofft, dass noch eine Lösung gefunden werde, mit der alle leben könnten. Die Betreiberin sei nach wie vor gesprächsbereit. Daher bietet sie den Fraktionsvorsitzenden einen Rundgang über ihre Anlage an, um die aktuelle Situation des Campingplatzes zu zeigen. „Wir sind fest überzeugt, dass der Campingplatz bei uns als Familie in guter Hand ist. Auch für die Stadt Clausthal-Zellerfeld sollte dieser Ansatz wert- und nachhaltig sein.“

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