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Goslarer Wählergemeinschaft

GZ Plus IconBürgerliste: Neue Vorsitzende und eigenes Pfalzquartier-Konzept

Blick auf die Brachfläche im Kaiserpfalzquartier. Wie es weitergeht, steht in den Sternen.

Blick auf die Brachfläche im Kaiserpfalzquartier. Wie es weitergeht, steht in den Sternen. Foto: Privat

Die Bürgerliste für Goslar und Vienenburg schlägt erste inhaltliche und personelle Pflöcke für die Kommunalwahl 2026 ein. Klaudia Berndt ist neue Vorsitzende. Fürs Pfalzquartier wird ein Alternativkonzept beschlossen.

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Von Frank Heine
Sonntag, 21.09.2025, 15:00 Uhr

Goslar. Klaudia Berndt heißt die neue Vorsitzende der Bürgerliste für Goslar und Vienenburg. Die Goslarerin folgt auf den Kreistagsabgeordneten Detlef Vollheyde. Der Weddinger Bio-Landwirt stand seit der Fusion mit Vienenburg 2014 an der Spitze der Wählergemeinschaft und will nach eigener Aussage kein Parteiamt mehr übernehmen. Die Führungsriege komplettieren der Goslarer Ratsherr Henning Wehrmann als Kassierer und Gerd Haarnagel aus Lengde als Beisitzer.

Mit diesen Personalien hat die Bürgerliste laut Wehrmann auf der Jahreshauptversammlung zudem erste Weichen für die Kommunalwahlen in einem Jahr gestellt. Berndt kündigte demnach an, in den kommenden Monaten das inhaltliche Profil schärfen und Leitlinien für ein neues Wahlprogramm erarbeiten zu wollen. Unter Inhalt fällt ohne Zweifel bereits ein Alternativkonzept zum Pfalzquartier, das Wehrmann Ende August angekündigt hatte und das ein knappes halbes Dutzend Mitglieder auf der Versammlung absegnete.

Keinen neuen Stillstand produzieren

Nach dem Ausstieg von Hans-Joachim Tessner als Investor habe man viele Gespräche geführt und auch die wesentlichen Stellungnahmen zum Bebauungsplan beschafft, die laut Wehrmann von der Verwaltung nach wie vor unter Verschluss gehalten werden, und diese einer intensiven Prüfung unterzogen. Als Ergebnis sei festzuhalten, dass es absolut keinen Sinn mache, den Bebauungsplan mit Veranstaltungshalle, Hotel, Stiftsgarten und Parkwall zu beschließen und anschließend jahrelangen Stillstand bei einer erfolglosen Investorensuche zu produzieren. Es gelte vielmehr, neue Realitäten anzuerkennen, betonte Wehrmann. Dazu gehöre unter anderem die Erkenntnis, dass eine Veranstaltungshalle, die laut neuem Lärmschutzgutachten regelmäßig nur bis 21.30 Uhr bespielt werden könne, niemals wirtschaftlich zu betreiben sei.

Klaudia Berndt

Klaudia Berndt Foto: Epping

Auch habe sich die finanzielle Lage der Stadt seit Abschluss der zweiten Entwicklungsvereinbarung vor mehr als sieben Jahren dramatisch verschlechtert. Ein Haushaltsausgleich sei in absehbarer Zeit nicht herzustellen, meint Wehrmann; die Stadt gebe bereits ohne Halle mehr aus, als sie einnehme. In einem zwölfseitigen Papier analysiert die Bürgerliste jeden einzelnen Projektbaustein des Pfalzquartiers und gelangt zu dem Urteil, dass der eng begrenzte Raum zwischen den historischen Kasernenbauten und dem „Hubertushof“ überbeansprucht werde und keinen touristischen Mehrwert für Goslar erbringe. Im Gegenteil: Durch den künftig fortfallenden Parkraum für die Reisebusse seien sogar negative Auswirkungen auf die Besuchszahlen der Kaiserpfalz und den Tagestourismus in Goslar insgesamt zu befürchten.

Grobkonzept von Elliehausen

Die Bürgerliste schlägt daher ein modulares Konzept mit einem hohen Maß an Flexibilität beim Wegbrechen einzelner Projektbausteine vor und greift auf ein städtebauliches Grobkonzept des früh verstorbenen Goslarer Stadtplaners Martin Elliehausen aus dem Jahr 2004 zurück, das entsprechend aktualisiert und erweitert worden sei. Das ehemalige Bundesgrenzschutzgelände soll auf der unteren Ebene touristisches Parken sowohl für Pkw als auch für Reisebusse ermöglichen. Ein Welcome-Point soll künftig Ticketverkauf für die Kaiserpfalz, Café, Museumsshop und öffentliche Toiletten unter einem Dach vereinen. Optimal wäre die Einbeziehung der Ausgrabungsbefunde im Bereich des Erzholntores, erklärte Wehrmann. Zwischen beiden Ebenen soll eine neue Stützmauer in Lage und Höhe an die abgetragene Stadtmauer erinnern. Auf der oberen Ebene soll ebenfalls ein begrünter Parkplatz entstehen. Der Vorteil liege auf der Hand: Die Gebühreneinnahmen verblieben bei der Stadt, und ein akuter Bedarf an Parkplätzen sei spätestens gegeben, wenn sich die Goetheschule in Richtung Parkplatz Bolzenstraße erweitere.

Krypten dauerhaft erlebbar machen

Für den Domplatz stellt sich die Bürgerliste einen Archäologiepark vor, der die vielen ungelösten Fragen zur Stiftskirche, aber auch zur St.-Thomas-Kapelle im Nordosten einer Antwort näherbringen soll. Mindestens die beiden Krypten sollten dauerhaft erlebbar bleiben. Wenn man so etwas geschickt aufziehe, seien auch EU-Fördermittel zu bekommen, wie ähnliche Projekte im europäischen Ausland bewiesen haben, ist Wehrmann überzeugt. Auch für das Umfeld des Schneckenberges an der Clausthaler Straße mit den Resten des Truwerdichs – ein Bauwerk ähnlich dem Zwinger – schlägt die Bürgerliste eine archäologisch begleitete Freilegung vor. Wichtig sei nur, dass die Stadt die vollständige Kontrolle über das Verfahren behalte und sich nicht wieder von Investoreninteressen treiben ließe, heißt es in der Mitteilung der Bürgerliste. Auch für Provisorien und Zwischenlösungen sollte kein Geld verschwendet werden.

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