„Was ist, wenn es mal brennt?“: Sorgen um Brücke in Lautenthal

Die Brücke, die über die Laute führt, darf seit Jahren nicht von schweren Fahrzeugen überquert werden. Anwohner sorgen sich um ihre Sicherheit. Foto: Heinemann
Seit Jahren dürfen keine schweren Fahrzeuge mehr über eine Brücke in Lautenthal fahren – offiziell ist das schon seit Jahrzehnten so. Doch was passiert, wenn es mal brennt?
Lautenthal. Die kleine Brücke über die Laute in Lautenthal ist ein unscheinbares Bauwerk – doch für die Anwohner der angrenzenden Straße wird sie mehr und mehr zum Problem. Fahrzeuge über 5,5 Tonnen dürfen sie nicht befahren, und das schon seit Jahrzehnten. Doch der Alltag der Anwohner hat sich verändert, die Anforderungen sind gewachsen – und der Ärger nimmt zu.
„Was passiert denn, wenn es mal brennt?“, fragt Yvonne Killig, die selbst in der betroffenen Straße lebt. Die Brücke sei eine der wenigen Zufahrtsmöglichkeiten – aber für Feuerwehr, Müllabfuhr oder Lieferdienste nicht passierbar. Ihre Sorge teilt sie mit vielen Nachbarn: Wie lange kann man das noch ignorieren?
Problem Müllentsorgung
Besonders deutlich wird das Problem bei der Müllentsorgung. Früher, so erinnert sich Killig, seien die Müllfahrzeuge einfach über die Brücke gefahren. „Das war bis vor knapp zwei Jahren noch so.“ Auch vor rund acht Jahren, als die Straße nach einem Hochwasser komplett erneuert wurde, fuhren Baufahrzeuge problemlos über die Brücke. Doch seitdem ist Schluss – und die Brücke blieb bei der Sanierung unberührt.
Heute müssen sämtliche Mülltonnen zur Hahnenkleer Straße gebracht werden. Dort werden sie abgeholt – doch das bedeutet für die Anwohner, die schweren Tonnen teils über hunderte Meter ziehen zu müssen. Besonders im Winter, wenn die Straße rutschig und vereist ist, wird das zur Herausforderung. Wer sich die Arbeit nicht selbst zumuten kann, muss eine kostenpflichtige Abholung beantragen.
Beim Sperrmüll ist es noch schwieriger: Auch alte Möbel, Matratzen oder größere Haushaltsgeräte müssen mühsam bis zur Hauptstraße geschafft werden. Für ältere Menschen oder Personen mit körperlichen Einschränkungen ist das kaum machbar. Killig berichtet zudem von einem weiteren Problem: „An den Sammelstellen stellen andere Leute einfach zusätzliche Gegenstände ab. Das wird schnell unübersichtlich und zieht weiteren Müll an.“
Lieferung bis Bordsteinkante
Auch bei Lieferungen wirkt sich die Brückensperrung spürbar aus. Ein Möbelwagen, ein Umzugsfahrzeug oder ein Paketdienst – sie alle dürfen nicht über die Brücke fahren. „Man bekommt eine neue Waschmaschine – und dann steht sie an der Hauptstraße“, schildert Yvonne Killig ein Beispiel aus dem vergangenen Jahr. Für ältere Menschen sei das definitiv ein Problem.
Wer weiter unten in der Straße wohnt, hat es noch schwerer. Für viele ist klar: Hier muss sich etwas ändern. „Man darf das nicht einfach weiter so laufen lassen“, sagt Killig. „Nur weil das Problem seit Jahrzehnten besteht, heißt das nicht, dass es nicht gelöst werden kann.“ Und dann ist da noch die Frage, die alle beschäftigt: Was passiert im Brandfall?

Die Straße auf der anderen Seite der Brücke ist für Müllfahrzeuge zu schmal. Foto: Heinemann
Bürgermeister Ingo Henze kennt die Diskussion – und zeigt sich zugleich überrascht, dass das Thema jetzt wieder aufkommt. „Die Brücke ist seit mindestens 30 Jahren auf 5,5 Tonnen beschränkt“, stellt er klar. „Eine Verschärfung der Regelung hat es nicht gegeben.“ Zuletzt sei das Thema vor rund 1,5 Jahren im Gespräch gewesen. Eine Änderung sei nicht geplant.
Was die Sorge um einen möglichen Brand betrifft, kann Henze zumindest teilweise Entwarnung geben: Die Feuerwehr sei informiert und wisse mit der Situation umzugehen. Die Einsatzkräfte könnten die Straße auch über die Einbahnstraße anfahren, notfalls mit Schlauchleitungen arbeiten. Zudem seien die Feuerwehrfahrzeuge in der Lage, rückwärts aus der Straße zu rangieren, falls nötig.
Straße zu eng
Anders sieht es bei der Müllabfuhr aus. Dort stoßen die Fahrzeuge an gleich zwei Grenzen: Zum einen dürfen sie die Brücke nicht überqueren, da sie mit vollem Laderaum über 20 Tonnen wiegen – weit mehr als erlaubt. Eine Ausnahmegenehmigung wäre zwar theoretisch möglich, aber in der Praxis nicht umsetzbar, so Henze.
Zum anderen ist die Straße selbst zu schmal, um von einem Müllwagen befahren zu werden. Die Fahrbahnbreite liegt bei nur 2,90 Meter, teilweise sogar darunter. Für die großen Fahrzeuge bedeutet das: kein Durchkommen. Und Rückwärtsfahren ist für Müllfahrzeuge grundsätzlich nicht zulässig, es sei denn, eine blockierte Wendemöglichkeit liegt vor.
Keine Lösung in Sicht
Für Bürgermeister Henze ist klar: Die Situation sei nicht einzigartig. In vielen Bergstädten gebe es vergleichbare Engstellen. „Auch dort gibt es Sammelstellen für Müll, weil gewisse Bereiche für Fahrzeuge nicht erreichbar sind.“ Eine Verbreiterung der Straße sei in Lautenthal jedoch ausgeschlossen.
Die Anwohner hingegen wollen sich mit dieser Aussage nicht zufriedengeben. Sie fordern zumindest eine offene Diskussion über mögliche Alternativen.
Denn die Sorge wächst, dass die Brücke irgendwann so porös wird, dass gar keine Fahrzeuge mehr passieren dürfen – auch keine Pkw. Für Yvonne Killig und viele ihrer Nachbarn ist klar: „Dann wäre endgültig Schluss – und niemand kann sagen, er hätte es nicht kommen sehen.“
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