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Keiner bleibt ohne Dach über dem Kopf

GZ Plus IconNach Häuserbrand in Goslars Altstadt: Wie geht es den Bewohnern?

Feuerwehrleute in Schutzkleidung vor einem brennenden Wohnhaus mit Einsatzfahrzeugen und einer ausgefahrenen Drehleiter bei Dunkelheit.

Mit Umsicht gehandelt: Die Goslarer Feuerwehr mit Stadtbrandmeister Christian Hellmeier als Einsatzleiter verhindert am frühen Mittwochmorgen Schlimmeres. Foto: Epping

Am Tag nach dem Brand am Claustorwall gibt es Hoffnungsschimmer. Das Haus hat Feuer und Wasser wohl besser überstanden, als zunächst befürchtet. Was sagen die Bewohner?

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Von Frank Heine
Freitag, 19.12.2025, 04:00 Uhr
Durchatmen nach dem schweren Schicksalsschlag: Am Tag eins nach dem Brand eines Doppelhauses am Claustorwall richten sich sieben Menschen kurz vor Weihnachten in ihrer neuen Situation ein und versuchen, sich einen Überblick über Lebensnotwendigkeiten zu verschaffen. Wie bereits berichtet, konnten diese Menschen ihre Wohnungen vorerst nicht wieder beziehen. Die Polizei hat die Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen. Auch dem schwerstverletzt in eine Hildesheimer Klinik geflogenen Mieter (48) jener Dachgeschosswohnung, wo die Flammen ihren Ursprung nahmen, soll es dem Vernehmen nach wieder besser gehen. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür aber nicht. Schon am Donnerstag inspizierte die Polizei gegen Mittag mit einem Sachverständigen und den Hauseigentümern den Ort des Geschehens. Polizei-Sprecher Thorsten Ehlers zeigte sich zuversichtlich, in der nächsten Woche noch vor Heiligabend erste Erkenntnisse präsentieren zu können. Das Haus ist weiterhin von der Energieversorgung abgetrennt, macht aber insofern einen besseren Eindruck, als noch am Tag des Brandes vermutet, als das Ehepaar in der unteren Wohnung vielleicht schon bald wieder einziehen kann. Aktuell sind die beiden bei ihren Kindern untergebracht und bereiten sich auf eine zwischenzeitliche Hotelunterbringung vor.

Familie teilt sich auf

Die Familie aus der ersten Etage hat sich aufgeteilt. Der ältere Sohn hat mit seiner Freundin bei deren Eltern Unterschlupf gefunden. Der jüngere Sohn ist noch mit Vater und Mutter in Goslar. Beide sind aber Studenten, die in Hannover auch noch über eine Wohnung verfügen. „Wir sortieren gerade aus, was wir mitnehmen können und was auf die Kippe kann“, sagt die Mutter und ist schon erleichtert, die Räumlichkeiten wieder betreten zu dürfen. Nur in einem Kinderzimmer ist die Decke heruntergekommen. Gemeinsam mit einem Bekannten macht sie auch eine Wohnung fertig, die wie berichtet zwei Häuser weiter liegt, während sich ihr Mann um Organisatorisches wie die Versicherungen kümmert. Momentan übernachten sie bei einem Ehepaar, das ihr Domizil an der Tappenstraße hat. An Schlaf ist trotzdem kaum zu denken, weil das Grübeln kein Abschalten zulässt.
Feuerwehrleute in einem Hubsteiger an einer Drehleiter über einem Dach mit Rauchentwicklung bei Dunkelheit.

Löschen in der Höhe: Am frühen Mittwochmorgen brennt das Dachgeschoss am Haus Claustorwall 2. Foto: Epping

„Aber es muss ja weitergehen“, sagt die Goslarerin und weiß sich von einem großen Freundeskreis gut unterstützt. Sie ist immer noch heilfroh, dass der ältere Sohn die Alarmierungsbemühungen des Mieters von oben morgens kurz nach fünf Uhr mitbekommen hatte, den Rest des Hauses wecken konnte und die Polizei angerufen hat. „Der Junge hat alles perfekt gemacht und super funktioniert – Gott sei Dank“. Erst später habe sich die Belastung bemerkbar gemacht und sich ein leichter Schock eingestellt. Solche Erlebnisse sind erst einmal zu verarbeiten – und das geht nicht über Nacht.

Feuer da gehalten, wo es ausgebrochen ist

Anders liest sich die Bilanz der Feuerwehr, die mit beherztem, aber auch umsichtigem Handeln noch (viel) Schlimmeres verhindert hat. „Aus unserer Sicht ist alles perfekt gelaufen, wir haben richtig gute Arbeit abgeliefert“, sagt Goslars Stadtbrandmeister Christian Hellmeier selbstbewusst, in dessen Händen die Einsatzleitung lag. Gradmesser: „Wir haben das Feuer da gehalten, wo es ausgebrochen ist“, erläutert Hellmeier. Die Brandmauer zur anderen Hälfte des Hauses blieb intakt. Unter den Einsatzkräften gab es keine Verletzten, die Zusammenarbeit mit DRK, Rettungsdienst, Polizei und städtischem Ordnungsamt habe vorbildlich geklappt.

Stimmt es, dass der Schwerverletzte noch einmal ins Haus gelaufen ist, um seine Katze zu retten? Hellmeier kann dazu aus eigenem Erleben nichts sagen oder bestätigen. Nachbarn haben diese Geschichte erzählt. Wie es dem Tier geht, ist deshalb unbekannt.

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