Goslarer Millionen-Deal: Schwenke de Wall verkauft an Bettels

Spektakulärer Millionen-Deal in der Nordharz-Region: Die Unternehmensgruppe Bettels aus Hildesheim übernimmt zum Jahreswechsel sämtliche Geschäftsanteile der zwei miteinander verbundenen Unternehmen Recycling-Park Harz GmbH aus Heudeber und August Bertram GmbH & Co. KG aus Goslar. Dies gaben die Vertragspartner am Donnerstag in einer gemeinsamen Mitteilung bekannt. Über die Kaufsumme ist Stillschweigen vereinbart. Die Recycling-Park Harz betreibt demnach in der erweiterten Vorharzregion insgesamt fünf als Entsorgungsfachbetrieb zertifizierte Betriebsstätten in Cremlingen bei Braunschweig, Goslar, Helmstedt, Heudeber bei Wernigerode und Quedlinburg. Der Firmensitz ist Goslar. Insgesamt arbeiten aktuell 83 Beschäftigte für das Unternehmen. Der Umsatz betrug im Jahr 2024 nach eigenen Angaben rund 11,4 Millionen Euro.

Recycling und Abfallentsorgung

Die Firma wartet an ihren Standorten mit Lösungen und einer breiten Angebotspalette für private, gewerbliche und kommunale Kunden auf. Sie befasst sich vor allem mit dem Recycling beziehungsweise der Entsorgung von Abfällen insbesondere aus dem Bau- und Gartenbereich, aber auch mit dem Verkauf diverser Schüttgüter und Recyclingprodukte. Darüber hinaus werden unter anderem über eine eigene Tochtergesellschaft – der Gebrüder Bartels GmbH – Container- und Transportdienstleistungen zur Beförderung von Abfällen und Schüttgütern angeboten.

Bertram wiederum ist ein bereits 1909 gegründetes und auf Kanalbau in offener Grabenbauweise spezialisiertes Straßen- und Tiefbauunternehmen aus Goslar. Die Aufträge kommen demnach ganz überwiegend von öffentlichen Auftraggebern in der Region zwischen Goslar und Hannover. In der Vergangenheit hat Bertram sogar komplette Baugebiete erschlossen, so zuletzt das Wohnbaugebiet „Liethberg IV“ in Vienenburg. Für das Unternehmen arbeiten gegenwärtig 30 Menschen, der Umsatz betrug 2024 rund sechs Millionen Euro.

Schwenke de Wall scheidet aus

Uwe Schwenke de Wall, geschäftsführender Gesellschafter beider Unternehmen, scheidet auf eigenen Wunsch zum Jahreswechsel aus beiden Gesellschaften aus. Er erklärt zu den Beweggründen: „Das Übernahmeangebot der Bettels-Gruppe bot für die bisherigen Eigentümer eine ideale Gelegenheit, die in den kommenden Jahren ohnehin anstehende Nachfolgefrage frühzeitig zu klären.“ Gleichzeitig könnten die Unternehmen bei vielen komplexen Themen wie Arbeitsschutz, EDV, Personal und Investitionen ab sofort die Unterstützung eines starken inhabergeführten Verbundes in Anspruch nehmen. Das sichere langfristig die Arbeitsplätze der Beschäftigten und die Zukunft der Unternehmen. Was macht der 57-jährige Goslarer künftig? „Ich höre nicht auf zu arbeiten, sondern konzentriere mich auf andere Aktivitäten“, sagt Schwenke de Wall und meint den beruflichen und ehrenamtlichen Bereich. In der Immobilienbranche und bei der Projektentwicklung sieht er Betätigungsfelder für den Job. Beim Wirtschaftsnetzwerk „pro Goslar“, dem er schon seit 2015 vorsitzt, könne er sich jetzt noch viel intensiver als bisher einbringen – von Rückzugsgedanken also keine Spur.

So fing alles an

Die Geschichte der beiden Firmen ist untrennbar aber auch mit Uwe Schwenke de Wall senior verbunden. Der gebürtige Wilhelmshavener kam 1966 in die Region, als er Betriebsleiter der Straßenbaufirma Wölky in Bredelem wurde und sie 1980 übernahm.1984 erwarb er die Baufirma Bertram und gründete 1990 mit einem Partner die Harzer Hoch- und Tiefbau GmbH in Sachsen-Anhalt. 1994 kam der erste Recycling-Park hinzu. Sein Sohn trat 2001 als Gesellschafter und Geschäftsführer in die Firmen ein. Der Vater war zudem politisch äußerst rege und erfolgreich. Von 1970 bis 1974 war er Kreisvorsitzender der Jungen Union in Goslar, von 1972 bis 1986 Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes. Von 1974 bis 1986 war er direkt gewähltes Mitglied im Landtag. Er saß mit Unterbrechungen, aber über Jahrzehnte im Goslarer Rat und Kreistag, war zeitweise Fraktionschef und 1976 sogar Oberbürgermeisterkandidat, verlor aber gegen Helmut Sander (SPD).

Knut Bettels als Alleingesellschafter der Bettels-Gruppe betonte, dass ihm insbesondere Kontinuität und Nachhaltigkeit am Herzen lägen. „Wir setzen in der Bettels-Gruppe aus Überzeugung auf dezentrale Strukturen und freuen uns darauf, die beiden etablierten und gut aufgestellten Unternehmen fortzuführen und weiterzuentwickeln, wobei wir zukünftig die Stärken unserer Gruppe zum Vorteil einfließen lassen wollen“, wird er in der Pressemitteilung zitiert.

Auf dem Hüttengelände

Die Bettels-Gruppe beschäftigt rund 1400 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Umsatz von 400 Millionen Euro. Zum Unternehmensverbund gehören unter anderem die Entsorgungsunternehmen Umweltdienste Kedenburg, Diba Entsorgung, Hagemann Recycling sowie der IVH Industriepark und das Verwertungszentrum Harz auf dem Harlingeröder Hüttengelände. Außerdem ist Bettels in den Bereichen Betonherstellung, Rohstoffgewinnung, Infrastruktur-/Stahlbau, Logistik und Energiegewinnung tätig.