Bad Harzburger Schachtage: Der 92-Jährige, der für das Spiel lebt
Seit etwa 20 Jahren nimmt Joachim Thielemann regelmäßig an den Bad Harzburger Schachtagen teil. Foto: Raksch
Joachim Thielemann ist mit 92 Jahren der älteste Stammspieler der Bad Harzburger Schachtage. Seit mehr als 80 Jahren spielt er Schach. Warum er jedes Jahr wieder nach Bad Harzburg kommt, und was das Spiel für ihn bedeutet, erzählt er im GZ-Gespräch.
Bad Harzburg. Bei den Bad Harzburger Schachtagen im Bündheimer Schloss treffen Generationen aufeinander, spielen, konkurrieren und tauschen sich aus. Da kann es schon einmal vorkommen, dass neben einem Hugó Keleti, Jahrgang 2017, gerade der 92-jährige Joachim Thielemann aus Ahrensburg über seinen nächsten Zug grübelt. Er spielt seit seiner Kindheit und ist der älteste Stammspieler im Turnier. Was motiviert ihn, jedes Jahr wieder nach Bad Harzburg zu kommen? Wie hat er für Geschichten zu erzählen? Die GZ hat nachgefragt.
Seit etwa 20 Jahren nimmt Thielemann regelmäßig an den Bad Harzburger Schachtagen Teil. „Ich spiele jetzt seit 83 Jahren Schach“, sagt er. Eine lange Zeit, in der er viel erlebt hat. Mit neun Jahren habe ihm sein Vater das Spiel beigebracht. Schon bald spielte er in dessen Betriebsschachgruppe mit – und die Mitspieler erkannten bei ihm ein gewisses Talent. Sie drängten ihn, in einen Verein einzutreten und an Turnieren teilzunehmen. So nahm Thielemanns Schachkarriere ihren Lauf.
Spiele mit Schachgrößen

Vor wenigen Monaten wird Joachim Thielemann bei einem Turnier in Magdeburg neben dem jüngsten als ältester Teilnehmer geehrt. Foto: Deutscher Schachbund/Schulz
Im Laufe seiner Karriere hat Thielemann an unzähligen weiteren Turnieren teilgenommen: in Deutschland ebenso wie international, etwa in Monaco, Österreich und anderen Ländern. Und noch heute ist er viel unterwegs. Fünf bis sechs Turniere spiele er im Jahr, sagt er. Vornehmlich sei er dabei mit einem Kumpel unterwegs. In Magdeburg wurde er vor wenigen Monaten als ältester Teilnehmer geehrt, im Nordsee-Heilbad Büsum spielte er erst Anfang Oktober ein Turnier. Nun sitzt er schon wieder im Bündheimer Schloss am Brett, und im November geht es weiter nach Binz und Bad Soden. Dort gibt es dieses Jahr erstmals ein „90+ Open“.
Nicht nur ein Hobby
„Schach ist mein Leben“, sagt Thielemann. Er wohne allein in einem Seniorendomizil in Ahrensburg, habe keine Kinder und verbringe daher einen Großteil seiner Zeit mit Spielen. Zum Beispiel mit der Schachgruppe in seiner Residenz. Zudem gebe er Schachunterricht an Jugendliche und Erwachsene.
Bündheimer Schloss
Bad Harzburger Schachtage: So schlagen sich die Jüngsten im Turnier
Auch die Bad Harzburger Schachtage seien für ihn zu einer liebgewonnenen Tradition geworden. „Ich werde hier jedes Jahr mit offenen Armen empfangen“, freut er sich. Die Teilnehmer und auch die Organisatoren würden ihn immerhin schon eine lange Zeit kennen. „Manche Turniere kosten auch sehr viel“, sagt er mit Blick auf die Teilnahmegebühren und Übernachtungen. In Bad Harzburg sei es hingegen recht günstig.
Inzwischen ist das Turnier so strukturiert, dass jeden Tag nur noch eine Partie gespielt wird (am Donnerstag zwei), um den Spielern auch genügend Freizeit zu lassen. Wie verbringt Thielemann diese Zeit? Nun, die Harzburger Sehenswürdigkeiten hat er ja in mehr als 20 Jahren in- und auswendig kennengelernt. Also spielt er einfach weiter Schach mit Bekannten.
Schach für die geistige Fitness
Trotz seines erhabenen Alters wirkt er geistig noch hellwach: Nach seinem Sieg am Donnerstag sitzt er mit einem Bier in der Hand da und erzählt der GZ Anekdoten aus seinem langen Schachleben. Schach, sagt er, sei eben eine der besten Beschäftigungen, um Demenz und Alzheimer vorzubeugen.
Diesmal sei er nicht ganz so gut ins Turnier gestartet, räumt er ein. Wie es ausgehe, lasse sich schwer vorhersagen, aber die Hälfte seiner Spiele zu gewinnen, das sei sein Ziel. Zu den Favoriten der Harzburger Schachtage gehöre er heute zwar nicht mehr, mit der Geschwindigkeit und den theoretischen Kenntnissen und dem Computertraining der jüngeren Spieler könne er nicht mithalten. Aber eins steht fest: „Bis zu meinem letzten Atemzug werde ich weiter Schach spielen.“
Heute Nachmittag wird die Schachkrone verliehen
Seit Dienstag konkurrieren knapp 90 Männer und Frauen jeden Alters im Bündheimer Schloss um den Sieg der 23. Bad Harzburger Schachtage. Am Samstagvormittag steht die letzte von sechs Runden an, bevor dann die Siegerehrung stattfindet. Zu vergeben sind Preise für die Plätze eins bis fünf, wobei der erste Platz 500 Euro, der zweite 400 Euro, der dritte 300 Euro, der vierte Platz 250 Euro und der fünfte Platz 200 Euro gewinnt. Zudem stehen Preisgelder in der Seniorenwertung, in der Jugendwertung, in der Rating-Gruppe sowie Sonderpreise für die beste Dame und die beste Seniorin aus. Die entscheidende sechste und letzte Runde beginnt am Samstag um 9 Uhr. Zuschauer sind willkommen, der Eintritt ist frei. Die Siegerehrung, bei der Erster Stadtrat Andreas Simon erwartet wird, ist für 15.30 Uhr eingeplant.
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