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Umbau am Krankenhaus beginnt

GZ Plus IconBad Harzburg: Das ist im alten Schwesternheim geplant

Projekt mit Ausblick: Christina Schubert, Dirk Junicke, Hans-Christian Fontheim, Annamaria Staicu, Dominik Schrader und Jennifer Schulze (Firma Junicke) auf einem der Balkone der künftigen Apartments.

Projekt mit Ausblick: Christina Schubert, Dirk Junicke, Hans-Christian Fontheim, Annamaria Staicu, Dominik Schrader und Jennifer Schulze (Firma Junicke) auf einem der Balkone der künftigen Apartments. Foto: Nachtweyh

Das geplante „inklusive Quartier“ im Ostviertel von Bad Harzburg wächst: Dirk Junicke und Hans-Christian Fontheim verraten der GZ, was sie im ehemaligen Schwesternheim am Krankenhaus gemeinsam vorhaben und wie der Umbau dort vorangeht.

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Von Berit Nachtweyh
Donnerstag, 02.10.2025, 10:00 Uhr

Bad Harzburg. In das alte Schwesternheim am Krankenhaus soll neues Leben einziehen, Anfang September ist mit dem Umbau begonnen worden. In Zusammenarbeit mit der Liebenburger Dr.-Fontheim-Klinik für mentale Gesundheit will der Bad Harzburger Bauherr Dirk Junicke in dem Wohnblock eine Tagesstätte für Menschen mit psychischen oder seelischen Beeinträchtigungen sowie 27 Mini-Apartments realisieren.

Das viergeschossige Heim war 1967 vom Landkreis Wolfenbüttel – zu dem Bad Harzburg bis zur Gebietsreform gehörte – direkt neben dem Krankenhaus errichtet worden, um dem Pflegepersonal der Klinik günstigen Wohnraum zur Verfügung stellen zu können. Für damalige Verhältnisse war das Haus gut ausgestattet – mit Fahrstuhl, Müllschlucker und Balkonen an jedem Zimmer. Von diesen Vorteilen wolle man auch bei der künftigen Nutzung profitieren, sagt Junicke und spricht von hellen, modernen Wohneinheiten mit einem Ausblick auf Bad Harzburg. „Nido“ hat er sein neuestes Projekt getauft, das bedeutet im Spanischen und Italienischen „Nest“.

Einzigartiges Konzept

Bis vor fünf Jahren war das Schwesternheim noch in Teilen zu Wohnzwecken genutzt worden, danach allenfalls noch als Lagerfläche für den Krankenhausbetreiber. Nun solle es Teil eines inklusiven Quartiers am Fritz-König-Stift werden, so Eigentümer Junicke. Apotheke, Arztpraxen und Krankenhaus werden ab Ende 2026 durch die Tagesstätte von Dr. Fontheim im Ergeschoss des Heims und die darüber liegenden Apartments ergänzt. Die Tagesstätte richtet sich an Erwachsene, die aufgrund ihrer psychischen Situation Unterstützung im Alltag benötigen. „Selbstständig leben zu können ist elemantar für seelisch Beeinträchtigte“, sagt Geschäftsführer Hans-Christian Fontheim. Die täglichen Besuche in der Tagesstätte würden den Klienten Struktur und persönliche Begegnungen bieten, erklärt Fontheim. Drei solcher Tagesstätten betreibt Fontheim bereits – in Goslar, Wolfenbüttel und Salzgitter. Die vierte soll mit 280 Quadratmetern und 28 Plätzen nicht nur die bislang größte werden, sondern mit dem angeschlossenen Wohnraum-Angebot auch ein bislang einzigartiges Konzept für Niedersachsen verfolgen, kündigt Fontheim-Tagesstättenleiterin Christina Schubert an. Man sei froh, mit Dirk Junicke jemanden gefunden zu haben, „der für mutige Projekte bekannt ist und mit dem wir gemeinsam ein tolles Wohn- und Betreuungsprojekt auf die Beine stellen“, sagt Dominik Schrader, Leiter der Eingliederungshilfe bei Fontheim.
Seit September ist das ehemalige Schwesternheim am Krankenhaus eine Baustelle.

Seit September ist das ehemalige Schwesternheim am Krankenhaus eine Baustelle. Foto: Nachtweyh

Oft stigmatisiert

Die Einraum-Apartments auf den vier Stockwerken über der Tagesstätte sollen auf jeweils zwei Etagen von den Fontheim-Klienten sowie von anderweitigen Mietern genutzt werden. Ein Angebot, mit dem auch das Fontheim-Team neue Wege beschreitet. Aus der Erfahrung von Christina Schubert und Dominik Schrader könnte das Wohn-Angebot in direkter räumlicher Verknüpfung mit der Tagesbetreuung ein Baustein sein, der bisher in der Unterstützung für seelisch erkrankte Menschen gefehlt hat. Ein Konzept, das auch nach Auffassung von Annamaria Staicu, Fachbereichsleiterin Soziales beim Landkreis Goslar, unterstützenswert ist.

Nicht allein in Bad Harzburg sondern auch im Oberharz habe ein Tagesangebot für Menschen mit seelischen Behinderungen bisher gefehlt, fügt sie hinzu. Bedarf gebe es überall, bestätigen die Fontheim-Mitarbeiter. Häufig würden psychische Erkrankungen noch immer stigmatisiert, fügt Hans-Christian Fontheim hinzu. Daher sei es „superklasse“ einen Bauherren gefunden zu haben, der sich darauf einlässt.

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