Tagung am Rammelsberg gibt Einblicke in vergessene Alltagskultur

Ronja Mücke präsentiert die ausgegrabenen Fundstücke aus dem alten Lager am Rammelsberg. Foto: Büsching
Archäologische Tagung am Rammelsberg zeigt textile Funde aus dem Mittelalter. Forscherinnen und Forscher stellen Kleidungsteile früherer Bergleute vor – mit Einblicken in den Alltag unter Tage, so wie einem Vortrag über Salzmumien aus dem Iran.
Goslar. Arbeitskleidung, die möglichst gut vor Feuchtigkeit, Schmutz und Verletzungen schützt, war und bleibt unverzichtbar im Bergbau. Über Textilien im Kontext bergmännischer Arbeit wurde bisher jedoch wenig geforscht und publiziert.
Das Weltkulturerbe Rammelsberg möchte dies ändern und lädt gemeinsam mit dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege (NLD) am 3. und 4. Juli zu einer archäologischen Fachtagung. Ihren Höhepunkt findet diese in einem öffentlichen Abendvortrag von Dr. Karina Grömer. Die Direktorin der prähistorischen Abteilung des Naturhistorischem Museums in Wien berichtet über derzeitige internationale Forschungsprojekte im Iran. Im Salzbergwerk in Chehrabad (Iran) fand man sogenannte „Salzmumien“ – Bergleute, die vermutlich infolge katastrophaler Grubenunglücke im Salz eingeschlossen und konserviert wurden. Das Deutsche Bergbau-Museum in Bochum untersucht die Funde.
Bislang liegen rund 20 Anmeldungen vor – Platz für weitere interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist vorhanden. Die Veranstalter hoffen auf 60 Gäste. Der Eintritt ist frei.
Fundstücke aus dem Alten Lager
Neben zahlreichen Vorträgen steht auch eine Führung zum Alten Lager am Rammelsberg auf dem Programm. Dort stießen Archäologinnen in den vergangenen Jahren auf mehrere bedeutende Textilfragmente. Diese werden am ersten Tag der Tagung von Ronja Mücke und Georg Drechsler (beide vom NLD) präsentiert. Mücke, gebürtig aus dem Osnabrücker Raum, arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Rammelsberg. Sie ist Teil des Textilprojekts „Des Bergmanns Kittel“ und untersucht die gefundenen Stücke. „Es ist spannend, weil man durch das Projekt auch den Alltag der Bergleute beleuchten kann – Arbeitskleidung ist selten Thema in der Textilforschung.“
Textile Fragmente aus dem Mittelalter
Das größte Objekt gehörte wahrscheinlich zu einem weiblichen Oberteil. „Das ist ein bisschen schwer zu erkennen, aber es ist der Teil, wo vermutlich der Arm angesetzt war. Also nicht eine Jacke, sondern das, was direkt am Körper getragen wurde“, sagt Mücke. Es ist ungefähr in den Zeitraum zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert einzuordnen. Außerdem gehört ein gestrickter Ärmel zum Fundus aus dem alten Lager. Das dritte Stück ist ein Fragment mit einer bläulichen Färbung. „Man kann davon ausgehen, dass es ursprünglich auch gefärbt wurde.“ Hier könne man allerdings nicht sagen, wozu es gehört habe.
Das Projekt „Des Bergmanns Kittel“ startete Anfang 2024 und läuft im Juni aus. Eine erste Publikation zu den Ergebnissen erfolgt im Rahmen der Fachtagung. Danach sollen die Textilien dauerhaft in die Ausstellung des Weltkulturerbes Rammelsberg aufgenommen werden – als stille Zeugen des harten Alltags unter Tage.
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