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Amphibienrettung: Saison beendet

GZ Plus IconSo liebestolle Kröten wie in Bad Harzburg gibt’s nirgendwo im Land

Die Kröten wandern zu Tausenden aus dem Wald in den Teich.

Die Kröten wandern zu Tausenden aus dem Wald in den Teich. Foto: Schlegel

Fast 22.000 Kröten auf nur 75 Metern gerettet – Rekord in Bad Harzburg. Warum gerade hier so viele Amphibien leben und wieso es 2025 mehr waren als je zuvor, hat einen einfachen Grund. Und der sorgt schon jetzt für Pläne fürs nächste Jahr.

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Von Holger Schlegel
Mittwoch, 13.08.2025, 04:00 Uhr

Bad Harzburg. Die Krötenretter haben fertig: Fünf Monate lang sammelten Tierschützer unter Leitung der Nabu-Chefin Annett Jerke am Wohnmobilstellplatz Kröten auf, die unter Lebensgefahr über die dortige Straße zum Laichteich (und zurück) wanderten. Das Ergebnis ist beeindruckend: Fast 22.000 Tiere wurden über die Straße getragen. Und das auf einer Länge von gerade einmal 75 Metern. „Das ist die größte Dichte in ganz Niedersachsen“, so Jerke. Aber warum sind gerade dort so viele? Das weiß niemand so genau. Sicher ist nur: Am Wohnmobilstellplatz herrschen offenbar ideale Bedingungen für die Tiere – und die Zahl der Amphibien pro Meter Strecke ist landesweit einzigartig.

Annett Jerke (r.) und eine kleine Helferschar setzen die Tiere im Tümpel aus.

Annett Jerke (r.) und eine kleine Helferschar setzen die Tiere im Tümpel aus. Foto: Schlegel

Die Krötenwanderung am ehemaligen Krodobad ist ein Thema, über das schon lange diskutiert wurde. Es gab Jahre, da lagen die Tiere massenhaft plattgefahren auf der Straße, obwohl dort eigentlich nur Verkehr zum Wohnmobilplatz und den KTW-Einrichtungen fließt. Am Ende übernahm der Nabu die Regie, und im vergangenen Jahr sammelten dort erstmals Freiwillige morgens und abends die Kröten von der Straße. Mit 10.000 Tieren hatte Nabu-Kreisvorsitzende Jerke zu Beginn der Aktion gerechnet. Es wurden schon im vergangenen Jahr doppelt so viele: 11.681 Hinläufer, also Amphibien, die es vom Wald zum Tümpel zieht, plus 7583 Rückläufer, die wieder den Heimweg in den Wald antraten, standen am Ende des Jahres in der Bilanz. Das war da schon rekordverdächtig. Aber in diesem Jahr wurden es noch mehr Tiere: 12.100 Hinläufer und 9000 Rückläufer.
12.100 Tiere werden in diesem Jahr zum Teich getragen, 9000 wieder zurück.

12.100 Tiere werden in diesem Jahr zum Teich getragen, 9000 wieder zurück. Foto: Raksch

Aber wieso wurden in diesem Jahr so viele Kröten gerettet wie noch nie – und das auf nur 75 Metern Straße? Weil die Population am ehemaligen Krodobad im Vorjahr durch den Einsatz der Ehrenamtlichen gestärkt wurde. Mehr Tiere überlebten und damit waren 2025 deutlich mehr unterwegs.

Auch Springfrösche gefunden

Wer im Frühjahr unbeschadet vom Wald zum Laichteich kommt, sorgt dort für Nachwuchs. Wenn dann auch die Rückwanderung gelingt, ist die Überlebenschance hoch. Und so ziehen im nächsten Jahr mehr Amphibien los und werden wieder eingesammelt. Ein Kreislauf, der sich in Bad Harzburg schon nach einer Saison deutlich bemerkbar gemacht hat.

Insgesamt elf Freiwillige haben sich in diesem Jahr an der Sammelaktion beteiligt, fünf davon könne man als den harten Kern bezeichnen, so Jerke. Sie sammelten vom 23. Februar bis 30. Juli morgens und abends die Tiere auf und trugen sie erst zum Teich und (ab Ende April) dann nach getaner Laicharbeit wieder zurück. Dabei wurden auch drei Springfrösche gefunden. Klingt nicht viel, ist aber für Annett Jerke eine Sensation, die Tiere sind hier selten.

Nächstes Jahr ein neuer Zaun

Fürs nächste Jahr wird auf alle Fälle wieder eine Sammelaktion gestartet. Allerdings werden dann noch dringend weitere Ehrenamtliche gebraucht. Los geht die Amphibiensammlung respektive die Amphibienwanderung nach dem Frost. Wer sich den Sammeltrupps anschließen möchte, kann Kontakt zum Nabu über die E-Mail-Adresse info@nabu-goslar.de aufnehmen.
Am Waldrand steht ein mobiler Zaun, dahinter sammeln sich die Kröten in Eimern. Das soll nächstes Jahr noch ausgefeilter werden.

Am Waldrand steht ein mobiler Zaun, dahinter sammeln sich die Kröten in Eimern. Das soll nächstes Jahr noch ausgefeilter werden. Foto: Raksch

Wobei Annett Jerke hofft, dass die Arbeit in Zukunft ein wenig einfacher wird. Bisher schon haben die Kur-, Tourismus- und Wirtschaftsbetriebe als Hausherren den Nabu unterstützt, beispielsweise mit einem Amphibienzaun an der Waldseite und später dann auch am Teich. Zudem wurden Eimer im Boden verbuddelt, in denen die Kröten gefangen wurden. Aber fürs nächste Jahr sollen feste Leitplanken gebaut werden. Dadurch werden die Amphibien wesentlich sicherer zurückhalten und können auch einfacher aufgesammelt werden.

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