Erneut Gegendemo zu weiterer AfD-Veranstaltung im Jacobson-Haus

Ein großes Polizeiaufgebot begleitet im Februar AfD-Bürgerdialog im Jacobson-Haus und Gegendemo auf dem Platz davor. Foto: Gereke (Archiv)
Erst die Ankündigung der AfD, erneut das Jacobson-Haus für ihren Bürgerdialog zu nutzen, dann die Reaktion: Das Bündnis Seesen gegen Rechtsextremismus ruft für den 26. September, dem Tag der AfD-Veranstaltung, zur friedlichen Gegendemo auf.
Seesen. Der abermals im Jacobson-Haus geplante AfD-Bürgerdialog sorgt für den fast schon erwarteten Protest in Seesen. Wie auch schon im Februar ruft das Bündnis Seesen gegen Rechtsextremismus für Freitag, 26. September, den Tag der Veranstaltung, um 16.30 Uhr zu einer friedlichen Gegendemonstration auf dem Jacobsonplatz auf.
Die Gegendemonstration des Seesener Bündnisses sei bereits ordnungsgemäß angemeldet worden. Die Organisatoren erwarten mehrere hundert Teilnehmer, heißt es in einer Mitteilung des Bündnisses. Der AfD-Kreisverband Goslar lädt für 17.30 Uhr zu seiner Veranstaltung, Gastredner ist unter anderem der Bundestagsabgeordnete Maximilian Krah. Der AfD-Mann steht derzeit bundesweit in den Schlagzeilen, weil gegen ihn wegen Bestechlichkeit im Amt und Geldwäsche ermittelt wird. Er soll in seiner Zeit als Europaabgeordneter Geld aus chinesischen Quellen erhalten haben. Der Bundestag hob seine Immunität auf, um gerichtlich angeordnete Durchsuchungen zu ermöglichen.
Ort der Erinnerung an die Holocaust-Opfer
Carolin Görtler, Ratsmitglied und Mitorganisatorin, verweist im Hinblick auf die zu erwartenden Inhalte des „Bürgerdialogs“ darauf, dass Hetzkampagnen und Geschichtsverdrehungen im Rahmen von politischen Parteien nicht unter „Meinungsfreiheit“ liefen. Und dass Kooperationen von AfD-Mitgliedern mit Autokratien wie Russland oder China nicht dem Wohl unserer Gesellschaft dienen, weder auf deutscher noch auf europäischer Ebene.
Leander Schilling, Anmelder der Gegendemonstration, wird in der Mitteilung des Seesener Bündnisses mit den Worten zitiert: „Kein Ort in Seesen steht so wie das Jacobson-Haus für das Erinnern an den Holocaust und dessen Opfer. Dass ausgerechnet ein SS-Verharmloser wie Maximilian Krah ins historisch-jüdische Jacobson-Haus geht, tritt die Geschichte des Hauses mit Füßen.“ Weiter führt der 17-jährige Schüler des Jacobson-Gymnasiums aus: „Wir werden das nicht still hinnehmen, sondern als breites Bündnis davorstehen und klare Kante zeigen.“
Lena Koerver vom Bündnis bezeichnet in der Mitteilung die AfD als eine „gesichert rechtsextreme Partei“, die Geschichte verfälsche und NS-Verbrechen relativiere. „Dass sie ihre Hetze ausgerechnet an einem Ort, an dem jüdische Kinder einst lernten und viele spätere Opfer des Nazi-Terrors wurden, verbreiten dürfen, ist ein Schlag ins Gesicht aller, die sich für Erinnerungskultur einsetzen.“
Großes Polizeiaufgebot im Februar
Das Jacobson-Haus ist das ehemalige Alumnatsgebäude der Jacobsonschule. Eine Schule, die 1801 unter der Idee von Vielfalt und Toleranz gegründet wurde und jüdische und christliche Kinder zusammen unterrichtete. Mindestens 267 Schüler der Schule wurden Opfer des Nazi-Regimes. Für die Demonstration am 26. September auf dem Jacobsonplatz sind verschiedene Rede- und Musikbeiträge geplant.
Bereits im Vorfeld der Bundestagswahl hatte der AfD-Kreisverband den Bürgersaal im Jacobson-Haus für eine Wahlkampfveranstaltung genutzt. Auch damals hatte das Bündnis gegen Rechtsextremismus zu einer Gegendemonstration auf dem Platz davor aufgerufen. Nach Schätzungen der Polizei nahmen damals an der Veranstaltung im Bürgersaal etwa 140 Gäste teil. Auf dem Jacobsonplatz hätten sich demnach 550 Bürger versammelt. Die Veranstalter sprachen von 700 Teilnehmern. Ein großes Polizeiaufgebot hatte seinerzeit die Versammlungen begleitet.
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