AfD: Mit Abgeordnetem Maximilian Krah zu Gast im Jacobson-Haus

Im Vorfeld der Bundestagswahl nutzte die AfD im Februar das Jacobson-Haus für eine Wahlkampfveranstaltung – jetzt kündigt sie an, das Gebäude für einen weiteren „Bürgerdialog“ zu nutzen. Foto: Gereke
Der AfD-Kreisverband Goslar lädt am 26. September zu einem Bürgerdialog ins Seesener Jacobson-Haus ein. Zu Gast ist der umstrittene Bundestagsabgeordnete Maximilan Krah.
Seesen. Während der jüdischen Kulturtage, deren Hauptgastgeberort Seesen ist, lädt am Freitag, 26. September, der AfD-Kreisverband Goslar zu einem Bürgerdialog ein – und zwar wie schon Anfang des Jahres im Jacobson-Haus. Als Gastredner ist der umstrittene Bundestagsabgeordneter Maximilian Krah (AfD) angekündigt worden. Dieser sorgte zuletzt für Schlagzeilen, weil seine Immunität wegen Bestechlichkeit und Geldwäsche durch den Bundestag aufgehoben wurde. In Seesen regt sich wieder Protest.

Der Bundestagsabgeordnete Maximilian Krah (AfD) kommt als Redner zum AfD-Bürgerdialog nach Seesen. Foto: Britta Pedersen/dpa
Allein der Veranstaltungsort sorgte im Februar schon für Aufregung. Mehr als 600 Personen versammelten sich damals vor dem Haus zu einer Gegendemo.
Die Tatsache, dass die AfD erneut das Jacobson-Haus nutzen will, wird in Seesen wieder Protest hervorrufen. Stefan Bungert, Vorsitzender des Vorstands der Jacobson-Stiftung, kündigte am Dienstag eine Stellungnahme an. Der Seesener Historiker Dr. Joachim Frassl äußerte bereits sein Entsetzen. „Ich plane, seitdem ich davon erfahren habe, einiges, um die Namen der Toten von der Stolperschwelle vor dem Jacobson-Haus in den Saal zu bringen. Für mich ist das Jacobson-Haus Denkmal und nicht anzurühren.“
„Symbolische Grabschändung“
Frassl erinnert sich: „Im Februar dieses Jahres habe ich miterleben müssen, wie einige Saalordner und Veranstaltungsschützer der AfD-Versammlung verächtlich und höhnisch das Niederlegen der Blumen an der Stolperschwelle vor dem Eingang zum Jacobson-Haus verlacht haben. Meine damalige Charakterisierung des Missbrauchs des Gedenkortes Jacobson-Haus als eine Form von Blasphemie ist dadurch bestätigt worden. Der Begriff ist richtig und nicht zu widerlegen. Es kam mir wie eine kollektive symbolische Grabschändung der Shoah-Opfer aus unserer Stadt und unserer Schule vor“, sagt der ehemalige Lehrer des Jacobson-Gymnasiums. „Wenn ich mir vor Augen führe, welche Bedeutung der Speisesaal in der Geschichte unserer Jacobson-Schule als Lebensmittelpunkt für die jüdischen Schüler gewesen ist, wird dieser Raum und dieses Haus ein Ort der Erinnerung und Demut. Ein Missbrauchen dieses Raumes durch eine Partei, die inzwischen als gesichert rechtsextrem bezeichnet wurde, ist schwer erträglich.“

Eine Gedenksäule erinnert vor dem Jacobson-Haus an die Synagoge der jüdischen Gemeinde Seesens, die auf dem Platz davor stand. Foto: Gereke, Archiv
Bedingungen gleich geblieben
Frassl konstatiert: „Seit Februar ist offensichtlich von Stadt und Rat nichts in dieser ‚Nutzungsfrage‘ geschehen.“ Und tatsächlich gelten noch dieselben Nutzungsbedingungen wie im Februar, betont Seesens Stadtsprecher Axel Hengehold. Damals verwies die Kommune auf einen Ratsbeschluss und ihre Neutralität. „Das Jacobson-Haus ist das soziokulturelle Zentrum der Stadt Seesen. Unter den Leitbegriffen ‚Bildung, Kultur, Gemeinschaft‘ steht es verschiedenen Nutzergruppen zur Verfügung. Dazu gehören neben städtischen Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen oder der Feuerwehr auch Vereine, Initiativen, Kirchen und eben auch legitimierte Parteien“, hatte damals Stadtsprecher Hengehold auf GZ-Anfrage geantwortet – und verweist auch jetzt im September noch einmal auf diese Position. Die Bedingungen für das städtische Gebäude seien in der Entgelt- und Benutzungsordnung festgelegt, die vom Rat der Stadt beschlossen wurde. „Bei der Antragstellung, ob Räume für politische Veranstaltungen nutzbar sind, ist die Kommunalverwaltung zur Überparteilichkeit angehalten und wendet lediglich das in der Satzung geltende Recht an“, so Hengehold damals.
Der AfD-Bürgerdialog beginnt am 26. September um 17.30 Uhr, ab 17 Uhr ist Einlass. Zu den Rednern gehören Main Müller (Vorsitzender Kreisverband Goslar), Maximilian Krah (Bundestagsabgeordneter), Mike Moncsek (Landtagsabgeordneter) und Florian Barwenczik (Vorstandsmitglied Kreisverband Goslar). Anschließend wird es eine offene Fragerunde unter dem Motto „Was Sie von der AfD schon immer wissen wollten“ geben.
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