Ein Jahr nach dem Brand in Beuchtes Kirche: Wie geht es weiter?
Löscharbeiten in Beuchtes Kirche: In der Nacht zum 1. Weihnachtstag bricht im Gotteshaus ein Feuer aus und sorgt für große Schäden. Foto: Privat
Das Weihnachtsfest 2024 werden sie in Beuchte wohl nie vergessen: Ein Feuer vernichtet den Altar in der Kirche, das Gotteshaus ist seitdem gesperrt. Wie geht es weiter?
Beuchte. Fast auf den Tag genau ist es nun ein Jahr her. Es war ein Schock für das Dorf, als in der Nacht zum 1. Weihnachtstag der Altar der Beuchter Kirche brannte. Die Folgen sind auch jetzt allgegenwärtig: Auf absehbare Zeit ist das Gotteshaus nicht nutzbar, der Glockenklang überm Dorf verstummt. Wie geht es weiter?
Es war in der Nacht von Heiligabend zum 1. Weihnachtstag, als der etwa sechs Meter breite und acht Meter hohe Altar der 1837 errichteten Kirche in Brand geraten war. Mehrere Freiwillige Feuerwehren mussten anrücken, um das Feuer zu löschen. Insgesamt waren rund 80 Einsatzkräften vor Ort. Die beste Nachricht an dem ganzen Unglück: Menschen waren bei dem Brand nicht zu Schaden gekommen. Die Polizei sprach in einer ersten Schätzung damals von einem Schaden in Höhe von rund 300.000 Euro.
Die Beuchter Kirche stammt aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Foto: Gereke
Inzwischen ist klar: Diese Summe spiegelt in keiner Weise die entstandene Schadenshöhe wider. „Die Versicherung spricht von einer hohen sechsstelligen Summe“, erklärt Schladens Pfarrerin Sonja Achak. Und damit sind nur die Schäden am Gebäude zusammengefasst – bei dieser Summe bleiben die Schäden am Inventar noch außen vor. Bei dem geht es auch um die Frage, welcher geldlichen Wert bestimmten Dingen zugeschrieben wird. Zerstört wurde bei dem Brand beispielsweise nicht nur der Altar, sondern auch die „Pieta“ – eine Statue von Maria mit dem gekreuzigten Jesus im Arm. Sie habe sich bereits in dem Vorgängerbau der Beuchter Kirche befunden und müsste aus der Mitte des 15. Jahrhunderts stammen, schätzte Achak kurz nach dem Brand. „Sowas bekommt man nicht wieder“, bedauert sie den Verlust von großem kunsthistorischen Wert.
Kabelbrand an der Altar-Rückseite
Bestätigt hatte sich schnell die bereits kurz nach dem Brand geäußerte Vermutung, dass ein technischer Defekt Ursache für das Feuer war. Achak: „Es war ein Kabelbrand an der Rückseite des Altars.“ Nachdem sich Brandsanierer nach dem Feuer relativ schnell ans Werk gemacht hatten, ruhten dann lange Zeit die Arbeiten – auch, weil es um die Frage ging, welche Kosten die Versicherung konkret übernehmen wird.
Schadstoffe im Gotteshaus
Nach dem Beuchter Kirchenbrand an Weihnachten: Alles muss raus
Bei allen Gesprächen und unabhängig von der weiteren Nutzung des Gotteshauses hätten die Experten den Beuchtern immer wieder vermittelt: Das wichtigste müsse sein, zunächst einen „weißen Raum“ herzustellen, so die Pfarrerin. „Das heißt natürlich nicht, dass alles weiß gestrichen, sondern dass alles frei von Schadstoffen ist“, fügt Schladens Geistliche an. Denn Rauch und Ruß haben das Innere des Gotteshauses kontaminiert. Beim Brand des Holzaltars gelangten giftige Partikel in jeden Winkel der Kirche. „Die Empfehlung lautet, dass Putz und Decke raus müssen, um das Gebäude wieder ohne Maske und Schutzanzug betreten zu können“, sagt sie.

Ein Schild an der Eingangstür weist darauf, dass die Beuchter Kirche nach wie vor gesperrt ist. Foto: Gereke
Aber wie soll die Zukunft des Gebäudes aussehen? Diese Entscheidung ist noch immer nicht gefallen – aber für diesen Entscheidungsprozess holt die Kirchengemeinde im neuen Jahr zwei Gemeindeberater an den Harly-Rand. „Es gab mit ihnen bereits ein erstes Gespräch. Am 10. April laden wir alle Interessierten, die mitdenken und mitsprechen wollen, zu einem ersten Brainstorming samt Informationsaustausch ein.“ Die Veranstaltung mit beiden Beratern beginnt um 17 Uhr im Schladener Pfarrhaus. Im Kern geht es dann um die Grundsatzfrage: Was kommt, wenn irgendwann das Kirchenschiff der angestrebte weiße Raum ist?
Kirchliches Leben geht weiter
„Es gibt Stimmen, die fragen: Warum wollt ihr die Kirche überhaupt wieder aufbauen? Andere sagen wiederum: Wir wollen, dass sie genauso wieder aufgebaut wird, wie sie war“, erzählt Achak. Und schließlich ermögliche so eine Situation wie jetzt auch über ganz andere Dinge zumindest nachzudenken: Was wäre, wenn die Kirche nicht einfach nur wieder aufgebaut, sondern ein Gemeinderaum in ihr integriert wird? Andernorts sind Kirchen genau so umgebaut worden. Achak: „Die Frage ist: Was brauchen wir zukünftig für einen Ort in Beuchte, in unserer Kirchengemeinde, in der Region? Mit all den Gedanken, die dazugehören: Machbarkeit, Finanzierung, Auslastung...“
Feuer an Weihnachten
Nach Brand in der Beuchter Kirche: Viele Fragen sind noch offen
Trotz des gesperrten Gotteshauses: „Das kirchliche Leben im Dorf hört nicht auf. Wir hatten einen tollen Gottesdienst am 2. Advent in einer Beuchter Scheune und am Heiligen Abend sind wir im Bürgerhaus Beuchte. Dort haben wir auch schon den Gottesdienst am Ewigkeitssonntag gefeiert. Für Heiligabend werden wir dort wieder einen Altar aufbauen, machen Musik mit E-Piano und Saxofon und werden natürlich auch einen Weihnachtsbaum aufstellen. Es findet also weiter kirchliches Leben in Beuchte statt.“

Seit einem Jahr steht auch die Kirchturmuhr still. Foto: Gereke
Etwas aber wird fehlen: Es fehlt der Stundenschlag an der Kirchturmuhr und die Glocken läuten seit nunmehr einem Jahr nicht. „Auf Uhr und Glocken werde ich auch oft angesprochen – wir sind an diesem Thema dran. Aber so einfach und gleich, wie wir es uns manchmal wünschen, geht es leider nicht immer“, erklärt die Pfarrerin. Glocken und Uhr sind außer Betrieb, da die Kirche seit dem Brand ohne Stromversorgung ist. „Wir warten auf ein Angebot für eine gesonderte neue Stromversorgung, die dann zunächst nur den Turm versorgen würde“, sagt Achak.
Der Schreck sitzt tief
Kirchengemeinde verliert bei Brand in Beuchte wertvolle Statue
Mit der Versicherung sei geklärt, dass es in Ordnung sei, wenn diese Arbeiten vorgezogen würden und sie die Gemeinde selbst in Auftrag gebe. „Was aber nicht heißt, dass dann sogleich auch geläutet werden kann, denn wir brauchen dazu einen Wechsel der Stromzähler – und sobald wieder Strom da ist, noch eine Wartung der Läuteanlage“, schränkt die Schladenerin ein.
Copyright © 2025 Goslarsche Zeitung | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.