Sterndeuter und Magier am Heiligen Abend
„Der Stern von Bethlehem“: Die Reproduktion zeigt das Gemälde von Carl Spitzweg aus dem Jahr 1870/72. Foto: Museum Georg Schäfer/dpa
Was geschah an Heiligabend? Ein NASA-Forscher hat alte chinesische Quellen ausgewertet zum Stern von Bethlehem und kommt zu erstaunlichen Ergebnissen.
Caspar, Melchior und Balthasar – für Katholiken sind es die Heiligen Drei Könige, für Protestanten die drei Weisen aus dem Morgenland, die vor mehr als 2000 Jahren von einem hellen Stern nach Bethlehem geleitet wurden, wo der frisch geborene Jesus in einer Krippe lag. Abgeleitet ist die Legende aus der Weihnachtsgeschichte des Matthäus-Evangeliums, das nach heutiger Forschung vermutlich aus jüdisch-christlicher Erzählung in Syrien rund 80 bis 90 Jahre nach Christi Geburt entstanden ist.
Könige, Weise, Magier und Sterndeuter
Um wie viele Weise es sich dabei gehandelt haben soll, ob es Könige waren und woher sie nun genau gekommen sein sollen, das steht im Neuen Testament gar nicht. Quellen im Nahen Osten verweisen im 7. Jahrhundert n. Chr. beispielsweise auf zwölf persische Könige, die da angeblich zum Stall nach Bethlehem pilgerten. In der römischen Westkirche tragen die weisen Pilger erst seit dem 6. Jahrhundert die Namen Caspar, Melchior und Balthasar.
Hat der allmächtige Gott die Zeit angehalten?
Sterndeuter sollen sie gewesen sein, nach dem griechisch geschriebenen Urtext „Magier“, die einem hellen Stern am Firmament nachgingen, der schließlich genau über Bethlehem am Himmel stehen blieb. Doch nach allem, was Menschen seit Jahrtausenden beobachten und bis heute gängige Lehre ist, bleiben Sterne, Planeten, Kometen, Asteroiden am Himmel nicht einfach stehen. Sie sind wie die Erde immer in Bewegung. Somit kamen Forscher auf der Suche nach einer Erklärung für den Stern über Bethlehem zwar immer wieder zu neuen Deutungsversuchen – aber nie zu einer hieb- und stichfesten Erklärung. Hat der allmächtige Gott vor 2000 Jahren das Universum – entgegen allen physikalischen und astronomischen Gesetzen – einfach mal für einen heiligen Moment zum Stillstand gebracht?
NASA-Forscher deutet Aufzeichnungen der alten Chinesen
Just vor Weihnachten 2025 schwebt nun eine neue Studie durch den Raum, die eine plausible Erläuterung zu diesem merkwürdigen Stern von Bethlehem geben möchte. Urheber ist ein Planetologe in Diensten der US-amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA: Mark Matney. Schon zu Studentenzeiten in Texas ließ ihn die Überlieferung aus der biblischen Weihnachtsgeschichte nicht los, schreibt etwa das Wochenblatt „Die Zeit“. Und nach Jahrzehnten der Gedankenspiele sorgt der Wissenschaftler nunmehr für weltweites Aufsehen mit seiner himmlischen Weihnachtsgeschichte.
Dabei verweist der moderne Sternendeuter, wie etwa die „Frankfurter Rundschau“ berichtet, auf mehr als 2000 Jahre alte Aufzeichnungen aus China. Darin sei von einem „Besenstern“ die Rede, also einem Kometen, der im März des Jahres 5 vor Christus leuchtend am Himmel erschien und in China mehr als 70 Tage sichtbar gewesen sein soll.
Am 8. Juni um 10 Uhr steht ein Komet über Bethlehem
Laut Matneys neuen Berechnungen sauste der Komet genau am 8. Juni des Jahres 5 v. Chr. mit einem Abstand von nur 390.000 Kilometern an der Erde vorbei – also so nah wie der Mond. Gegen 10 Uhr morgens habe der Komet im Zenit gestanden und dann bis 11.30 Uhr in synchroner Bewegung zur Erde eine Pause gemacht – und blieb damit quasi bewegungslos über Bethlehem stehen.
Dass die Chinesen nun ausgerechnet auch noch bei der Beobachtung des Sterns von Bethlehem offenbar die Nase vorn hatten und ein NASA-Forscher dies herausbekam, könnte so manchen vielleicht stutzig machen. Außerdem müssten wir Weihnachten künftig im Juni feiern, wenn die Chinesen und Mark Matney richtig liegen. Andererseits liegt in der Erkenntnis eine geradezu prophetische Botschaft fürs Weihnachtsfest: angesichts der konfliktreichen Zeiten einfach mal im Zenit jetzt eine Pause machen und zur Besinnung kommen.
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