Umfrage: Sicherheitsgefühl in Deutschland sinkt
Männer und Frauen unterscheiden sich beim subjektiven Sicherheitsempfinden deutlich: Während sich 56 Prozent der Männer sicher fühlen, sind es bei den Frauen nur 45 Prozent. (Symbolbild) Foto: Christoph Reichwein/dpa
„Fragen Sie mal Ihre Töchter“, sagte Friedrich Merz. Tatsächlich fühlen sich viele Frauen unsicher. Doch unter AfD-Wählern ist die Angst noch größer, wie eine Umfrage zeigt.
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Berlin. Ob auf Straßen, in Parks oder im Nahverkehr: Das Sicherheitsgefühl in Deutschland sinkt. Nur noch jeder Zweite (50 Prozent) fühlt sich dort laut aktuellem ARD-„Deutschlandtrend“ sehr oder eher sicher – fünf Prozentpunkte weniger als noch im Februar. Fast ebenso viele (48 Prozent) empfinden öffentliche Räume als eher oder sehr unsicher.
2017 lag der Anteil der Menschen mit sicherem Gefühl noch bei 75 Prozent. Die repräsentative Befragung von Infratest dimap wurde vom 3. bis 5. November unter 1.300 Wahlberechtigten durchgeführt.
Frauen fühlen sich deutlich häufiger unsicher
Vor allem Frauen fühlen sich deutlich häufiger unwohl. Während sich 56 Prozent der Männer eher sicher fühlen, sind es bei Frauen nur 45 Prozent. 53 Prozent empfinden den öffentlichen Raum als eher oder sehr unsicher.
Eine Studie des Bundeskriminalamts von 2022 bestätigt diese Lücke: Nur 33 Prozent der Frauen fühlten sich nachts im ÖPNV sicher, in der eigenen Wohngegend nachts ohne Begleitung waren es 61 Prozent – bei Männern 83 Prozent.
Politische Debatte verschärft Wahrnehmung
Besonders hoch ist die Unsicherheit unter AfD-Anhängern – 79 Prozent fühlen sich nicht sicher. Grünen-Wählerinnen und -Wähler zeigen sich mit 81 Prozent am sichersten, bei der Linken sind es 72, bei der SPD 64 Prozent.
Das Thema Sicherheit ist derzeit auch politisch aufgeladen – befeuert durch Aussagen von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) über das Problem „im Stadtbild“.

Die „Stadtbild“-Debatte hat bundesweit zu Demonstrationen geführt. (Archivbild) Foto: Focke Strangmann/dpa
Kriminalstatistik: Mehr Gewalt, aber weniger Straftaten insgesamt
Laut Polizeilicher Kriminalstatistik 2024 ging die Gesamtzahl der Straftaten im Vergleich zum Vorjahr um 1,7 Prozent zurück. Bei Straftaten gegen die persönliche Freiheit – etwa Bedrohung, Stalking oder Nötigung – gab es hingegen ein Anstieg um 5,3 Prozent im Vergleich zu 2023. Sexualisierte Gewalt nahm um 9,3 Prozent zu – auf über 13.000 registrierte Fälle.
Entsprechend äußern viele Menschen konkrete Ängste. 52 Prozent befürchten Diebstahl, 48 Prozent rechnen mit Beleidigungen oder Pöbeleien. Rund ein Drittel sorgt sich mindestens manchmal, Opfer eines terroristischen Anschlags zu werden. 38 Prozent der Frauen sind besorgt wegen sexueller Belästigung - bei den Männern sind es nur 8 Prozent.
Ob politische Maßnahmen Unsicherheiten mindern können? Laut ARD-„Deutschlandtrend“ glaubt eine knappe Mehrheit (52 Prozent), die AfD habe besser als andere Parteien verstanden, dass viele Menschen sich nicht mehr sicher fühlen. 42 Prozent widersprechen.