Zähl Pixel
Rübenkampagne startet

GZ Plus IconNach der Havarie: Nordzucker investiert 20 Millionen in Schladen

Simon Aue, Anbauberater im Schladener Nordzucker-Werk, holt mit der Gabel die Rüben vorsichtig aus der Erde.

Simon Aue, Anbauberater im Schladener Nordzucker-Werk, holt mit der Gabel die Rüben vorsichtig aus der Erde. Foto: Gereke

Bald steht über Schladen wieder die weiße Dampffahne – das untrügliche Zeichen für den Herbst. In der Zuckerfabrik beginnt die Rübenverarbeitung. Darüber hinaus können sich die Zuckerkocher über positive Nachrichten zur Zukunft des Standorts freuen.

author
Von Andreas Gereke
Dienstag, 02.09.2025, 04:00 Uhr

Schladen. Am Dienstag geht es in Schladen wieder los – die ersten Rüben erreichen die Zuckerfabrik. In diesem Herbst soll möglichst dauerhaft die weiße Dampffahne über dem Nordzucker-Werk stehen – nicht so wie vor einem Jahr, als eine große Havarie die Produktion lahm legte. Aber der Schaden von damals ist jetzt der Grund für eine positive Nachricht zum Standort Schladen: Eine Investition in zweistelliger Millionenhöhe steht an.

Die ersten Rüben werden am Dienstag um 6 Uhr an der Oker erwartet. Für Mittwoch um 4 Uhr steht das Schneiden der ersten Rübe an, traditionell markiert das den Kampagnestart. Wie in den vergangenen Jahren auch startet Schladen mit der Bio-Rübenkampagne, ehe dann nach einer kurzen Pause ab etwa Mitte September die Rüben aus konventionellem Anbau verarbeitet werden.

Nach der Proberodung steht auf dem Feld bei Othfresen das Wiegen der Rübenmenge an.

Nach der Proberodung steht auf dem Feld bei Othfresen das Wiegen der Rübenmenge an. Foto: Gereke

Im August erfolgten zwei Proberodungen, traditionell in der 33. und 35. Kalenderwoche – nicht mit der Maschine, sondern per Hand, mit der Gabel. Sie geben Auskunft über das Rübenwachstum in dieser Zeit. Was dann tatsächlich im Werk ankommt, hängt aber davon ab, wie sich das Wetter in den kommenden Wochen entwickelt. Denn die Rübe kann, wenn sie in der Erde ist, noch bis in den November hinein zulegen. „Die Aussaat konnte verhältnismäßig früh unter trockenen Bedingungen erfolgen. Bis Juni gab es kaum Regen, da waren die Niederschlagsmengen zum Teil geringer als im Dürrejahr 2018“, erzählt Olivia Peiss, Chefin des Schladener Agricenters. Aber mit dem Juni kehrte auch der Regen zurück und sorgte für Rübenwachstum. „Doch in der zweiten Augusthälfte war es wiederum trocken.“ Regen sorgt für Masse bei der Rübe, Sonne für Süße in der Frucht.

Baustart für neuen Extraktionsturm

Das Einzugsgebiet der Schladener Zuckerfabrik für Rüben aus konventionellem Anbau bleibt unverändert: Es reicht im Norden vom Braunschweig bis Göttingen im Süden, von der A7/A39 im Westen in etwa bis zur Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt. Für Öko-Rüben – in Schladen lässt Nordzucker die Feldfrüchte aus biologischem Anbau zentral verarbeiten – ist es sogar noch größer: von Schleswig-Holstein bis ins südliche Niedersachsen, von der westlichen Bundeslandgrenze bis nach Sachsen-Anhalt hinein. Auch 2025 wird die Landesstraße 500 wieder ein wichtiger Zubringer zur Zuckerfabrik sein. Durchschnittlich sind es 550 Rübenlaster, die täglich binnen 24 Stunden aus allen vier Himmelsrichtungen kommend das Werk ansteuern – außer an Sonn- und Feiertagen.

Wegen der Bauarbeiten auf dem Werksgelände enstehen für die Presschnitzel-Zwischenlagerung Boxen aus Betonsteinen.

Wegen der Bauarbeiten auf dem Werksgelände enstehen für die Presschnitzel-Zwischenlagerung Boxen aus Betonsteinen. Foto: Gereke

Wenn das Werk richtig auf Touren kommt, ist wieder eine tägliche Verarbeitungsleistung von rund 10.500 Tonnen das Ziel. Während der Kampagne arbeiten dort gut 210 Beschäftigte – darunter sind knapp 50 Kampagnekräfte. Damit es nach dem Start der Kampagne auch auf Touren bleibt, galt ein Hauptaugenmerk der Instandhaltung des Extraktionsturms – der mit warmem Wasser gefüllte Behälter dient der Extraktion des Zuckers aus den Rübenschnitzeln. Der Behälter hatte im vergangenen Jahr für Schlagzeilen gesorgt, weil ein Schaden in ihm einen wochenlangen Kampagnestopp in Schladen verursacht hatte. Erst nach umfangreichen Reparaturarbeiten konnte das Werk damals wieder anfahren. „Wir haben den Turm von innen und außen inspiziert und einmal komplett gecheckt. Wir konnten dabei keine weiteren Beschädigungen feststellen“, berichtet Overwin. „Für die neue Kampagne haben wir an ein paar Stellen noch einen doppelten Boden eingebaut – zusätzliche Sicherungen und Überwachungssysteme“, sagt der Werkleiter. Was damals den Schaden ausgelöst hatte, ist übrigens immer noch nicht restlos geklärt.

Für die alte Anlage wird es übrigens die letzte Kampagne sein. In der Braunschweiger Zentrale des Konzerns ist die Entscheidungen gefallen, in der Schladener Zuckerfabrik einen neuen Extraktionsturm zu bauen – Kostenpunkt: rund 20 Millionen Euro, so Overwin. „Das ist ein extrem positives Zeichen für den Standort Schladen – es gibt eine gewisse Sicherheit“, verdeutlicht er. „Für mich ist Schladen ein Nordzucker-Standort mit Zukunft.“

Werksführungen wieder möglich

Die Bauarbeiten dazu haben bereits begonnen. Das neue Bauwerk entsteht direkt neben dem alten Extraktionsturm.
Die Bauarbeiten für das Fundament des neuen Extraktionsturms in der Zuckerfabrik Schladen laufen bereits.

Die Bauarbeiten für das Fundament des neuen Extraktionsturms in der Zuckerfabrik Schladen laufen bereits. Foto: Privat

Erfolgt ist bereits die Anpassung des Kanalsystems. Ziel ist, bis Mitte September komplett die Fundamentarbeiten abzuschließen. Während der Kampagne ruhen dann die Bauarbeiten, um direkt im Anschluss wieder loszulegen, damit zum Beginn der Kampagne 2026 der Turm in Betrieb gehen kann. Um ausreichend Zeit für die Bauarbeiten zu haben, soll die diesjährige Kampagne in Schladen auch bereits am 15. Januar enden. Der neue Turm wird einen etwas größeren Durchmesser und deshalb auch eine höhere Tonnageleistung pro Tag haben“, erklärt Overwin. Dadurch steigt nicht die Verarbeitungsleistung der Fabrik insgesamt, aber „der Energieverbrauch pro erzeugter Menge sinkt und wir können unsere Go-Green-Ziele für 2027 ein Jahr früher erreichen.“ Das „Go-Green“-Fernziel des Unternehmens ist es, dass bis 2050 die Produktion CO₂-neutral erfolgt.

Bereits in diesem Sommer standen Investitionen in Millionenhöhe im Schladener Werk an. So erfolgte die Instandsetzung des Kalkofen-Gebäudes, ein Dampfkessel-Upgrade bei der Systemsteuerung und die Überarbeitung des Kühlturms.

Blicken freudig angespannt und positiv auf die beginnende Rübenverarbeitung: Olivia Peiss vom Schladener Agricenter und Werkleiter Ulrich Overwin. Für beide ist es in Schladen ihre erste Kampagne.

Blicken freudig angespannt und positiv auf die beginnende Rübenverarbeitung: Olivia Peiss vom Schladener Agricenter und Werkleiter Ulrich Overwin. Für beide ist es in Schladen ihre erste Kampagne. Foto: Gereke

Der Werkleiter weist übrigens darauf hin, dass auch während dieser Kampagne in Schladen wieder Werksbesichtigungen möglich sind. Ansprechpartnerin für Führungen ist Karoline Mross, Telefon (05335) 802-101. Teilnehmer sollten mindestens 16 Jahre alt sein, Interessierte müssen aber beachten, dass das Werk nicht barrierefrei ist.

Weitere Themen aus der Region