Windkraft-Ausbau: Wie der Ortsrat zum Windpark in Hornburg steht
In der Gemeinde Schladen-Werla gibt es bereits einen Windpark – zehn Anlagen produzieren im Dreieck Schladen-Beuchte-Wehre (im Vordergrund) Strom. Östlich von Hornburg soll ein weiterer Windpark entstehen. Foto: Gereke
Die Gemeinde Schladen-Werla will vorpreschen und über eine Änderung des Flächennutzungsplans einen Windpark bei Hornburg zeitnah ermöglichen. Das sagt der Ortsrat dazu.
Hornburg. Die Nachricht, dass die Gemeinde Schladen-Werla den Flächennutzungsplan ändern will, um östlich von Hornburg einen Windpark zu ermöglichen (die GZ berichtete), mobilisierte die Bürger der Fachwerkstadt. Zahlreich erschienen sie zur Ortsratssitzung, um ihre Fragen zu stellen, bevor der Ortsrat seine Empfehlung zu der Thematik abgab.
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Windkraft-Ausbau: Gemeinde Schladen-Werla will vorpreschen
Es war eine Mischung aus Ablehnung und Unverständnis, die den Ratsmitgliedern entgegenschlug. Eine Beschlussvorlage für den Ortsrat, in dem es hieß, dass der Änderung des F-Plans zugestimmt wird, sorgte für zusätzliche Verwirrung. Wie könne der Rat, angesichts eines Umweltberichts, bei dem viele Dinge noch offen sind, eine Entscheidung mit solcher Tragweite fällen, wollte ein Bürger wissen. Ein anderer sah mit einer Zustimmung des Rates an diesem Abend allem schon „Tür und Tor geöffnet“.

Östlich von Hornburg soll sich der Windpark erstrecken und bis zur Landesgrenze nach Sachsen-Anhalt reichen. Foto: GZ-Grafik
Tatsächlich, so moderierte Hornburgs Ortsbürgermeister Marc Samel, sei dieser Tagesordnungspunkt zur F-Plan-Änderung nur ein erster Aufschlag. Die Entscheidungshoheit liege beim Gemeinderats, das Votum des Ortsrates habe nur empfehlenden Charakter. „Sie wollen etwas auf einer Grundlage empfehlen, die nicht vollständig ist. Wenn ich ein Haus baue, dann fange ich dort auch erst an, wenn alle Pläne vollständig sind. In den vergangenen 30 Jahren hat der Ortsrat vermutlich nicht einmal so eine weitreichende Entscheidung treffen müssen“, gab sich der Bürger nicht zufrieden.
„Das ist alles Irrsinn“
Ein anderer Hornburger fasste die bekannten Argumente gegen Windkraft zusammen, um seine klar ablehnende Haltung zu begründen: Sie reichten von Windparks, die ständig vom Netz genommen werden müssten, weil zu viel Strom da sei, über die fehlenden Speichermöglichkeiten bis zur Landschaftsverschandlung, Fundamenten, die Flächen versiegeln und die Umweltverschmutzung durch Abrieb. Das Große Bruche solle wiedervernässt werden, aber der Boden werde durch die Fundamente, die nicht vollständig zurückgebaut werden, gestört. „Das alles ist Irrsinn. Es ist eine Gefahr für Flächen, Bevölkerung und Grundwasser.“
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Eine andere Bürgerin monierte eine fehlende Informationspolitik. „Es geht bei so einem Projekt nicht um Klimaschutz, sondern um Geld. Aber warum werden die Menschen nicht mitgenommen? Warum gibt es nicht mal eine Informationsveranstaltung? Ihr wollt Akzeptanz, wollt, dass wir das alle gut finden, aber es gibt keine Informationen – warum ist das so?“, wollte sie wissen. Samel konnte zumindest antworten, dass Informationsveranstaltungen geplant seien – Termine stünden allerdings noch nicht fest. Zumindest werde es keine bis zum 19. Dezember geben. Das ist der Stichtag, zu dem sich die Öffentlichkeit über die Ziele des Änderungsverfahrens informieren und dazu äußern kann.

Groß ist das Interesse an der Sitzung des Ortsrates Hornburg, zu der das Gremium im Dorfgemeinschaftshaus Schladen zusammenkommt. Foto: Gereke
Die Bürgerin wollte sich damit nicht zufriedengeben. „Einer will viel Geld machen, was vielleicht auch gut für die Gemeinde ist – aber ihr schließt die Menschen aus. Es geht um unser Leben. Und wenn ihr die Menschen überzeugen wollt, dann müsst ihr sie mitnehmen.“ Und so meldete sich auch ein Hornburger Nachbar zu Wort, der für die Bewohner aus dem Nachbarbundesland Sachsen-Anhalt sprach. „Wir kriegen die Dinger vor die Füße gestellt und ich bitte darum, dass die Menschen in Osterode am Fallstein und Rhoden bei dem Prozess mitgenommen werden.“
„Stehe dem positiv gegenüber“
Der Ortsrat selbst sprach sich nach kurzer Diskussion mehrheitlich für eine Änderung des Flächennutzungsplans aus, um den Windkraft-Ausbau zu ermöglichen. „Ich stehe dem sehr positiv gegenüber, es ist zukunftsorientiert. Aber eine enge Begleitung aus Natur- und Umweltschutzsicht ist nötig. Ich erwarte genaue Ausführungen, was ein Windpark für das Projekt Moorvernässung im Großen Bruch und für Flora und Fauna bedeutet“, erklärte Merle Stegemann (SPD). Auch Henning Rabe (Für Hornburg) sprach sich für das Projekt aus. Es nannte vor allem CO2-Einsparung und Energieunabhängigkeit als seine Beweggründe.
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Dagegen positionierte sich die CDU. Der Moorboden im Großen Bruch sei ein CO2-Speicher, der durch den Bau der Fundamente für Windenergieanlagen beschädigt oder vernichtet werde, kommentierte Bernd Reiner. Das Große Bruch soll wieder zu einer funktionierenden Moorlandschaft werden und seine Aufgaben zum Hochwasserschutz und CO2-Speicher erfüllen. Aber das sehe er in Gefahr. „Wir brauchen keine Windkraftanlagen, wir brauchen Speicher“, forderte er.
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