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Arno Schmidt

GZ Plus IconNach 20 Jahren ist Schluss für den Wildemanner Ortsbürgermeister

Der langjährige Wildemanner Ortsbürgermeister Arno Schmidt will bei der Kommunalwahl 2026 nicht mehr antreten. Das Foto zeigt den „Wilden Mann“ in Wildemann und in einem runden Bild eingeklinkt Arno Schmidt.

Der langjährige Wildemanner Ortsbürgermeister Arno Schmidt will bei der Kommunalwahl 2026 nicht mehr antreten. Foto: Weiss/Privat

Nach 20 Jahren als Wildemanns Ortsbürgermeister möchte der Sozialdemokrat Arno Schmidt 2026 nicht mehr antreten. Wer übernimmt das Amt? Die SPD sortiert sich.

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Von Corinna Knoke
Mittwoch, 12.11.2025, 10:00 Uhr

Wildemann. Bekanntlich soll man aufhören, wenn es am schönsten ist – bei Arno Schmidt ist dieser Punkt längst vorbei. Der Sozialdemokrat ist seit 20 Jahren Ortsbürgermeister in Wildemann und will bei der Kommunalwahl 2026 nicht mehr antreten. „Ich bin dann 81 Jahre alt“, sagt Schmidt. Selbst wenn sich bis dahin kein Nachfolger findet, bleibt er bei seiner Entscheidung: „Die steht zu 150 Prozent.“

Der SPD-Ortsverein traf sich am Sonntag zur Mitgliederversammlung. Dabei ging es zwar auch um den Rückzug Schmidts, vor allem aber um die Zukunft der Partei im Ort. Noch scheint die Kommunalwahl weit entfernt, doch bis Mai 2026 müssen die Kandidaten für den Ortsrat feststehen. Traditionell hat die SPD in Wildemann stets die Nase vorn. Wie sich die Mehrheitsverhältnisse diesmal entwickeln, ist allerdings offen. Aus der stärksten Partei geht schließlich der Ortsbürgermeister hervor.

Welche Kompetenzen hat ein Ortsrat?

„Das Feuer in Wildemann soll weitergetragen werden, aber ich halte nicht die Fackel“, sagt Arno Schmidt. Er sieht es als Zumutung für die Bevölkerung, noch eine weitere Ratsperiode dranzuhängen. „Das reicht dann auch.“ Schmidt spürt, dass sein Ansehen leiden könnte, wenn er weitermacht, und merkt, dass er nicht mehr so dynamisch ist wie vor zwei Jahrzehnten. Deshalb sei es für ihn wichtig, dass potenzielle Bewerber frühzeitig klären, welche Möglichkeiten sie im Ortsrat oder als möglicher Ortsbürgermeister haben.

Denn nach 20 Jahren ist der Frust bei Schmidt groß: Immer wieder sei in der Vergangenheit das Gefühl stark geworden, man könne im Ortsrat kaum etwas bewegen. „Faktisch sind die Kompetenzen des Ortsrats sehr begrenzt“, sagt Schmidt. „Wir dürfen lediglich über die Verwendung des Budgets von 7200 Euro entscheiden und können abseits der Kommunalverfassung zur Ortsbildverschönerung beitragen.“ Schmidt bezeichnet den Ortsrat daher als „zahnlosen Tiger“. Und wenn man einmal lautstark auf sich aufmerksam gemacht habe, seien „eingeschnappte Mitarbeiter“ in der Stadtverwaltung die Konsequenz gewesen.

Frust in Wildemann

Auch seine Mitstreiter in der SPD spürten eine ähnlich sinkende Motivation. So wuchs bei den Sozialdemokraten zeitweise der Gedanke, den Ortsrat ganz aufzulösen. Ein entsprechender Antrag lag im vergangenen Jahr bereits vor, wurde nach heftigem Gegenwind aus der Bevölkerung und von der CDU aber wieder zurückgezogen.

Gleichzeitig verfolgt Schmidt aufmerksam die Pläne in Goslar, die Politik neu zu diskutieren. Es zeichnet sich eine einheitliche Vertretung der einzelnen Ortsteile durch Ortsvorsteher ab, wie sie als Vienenburger Modell bekannt ist. Dann stellt sich auch die Frage, ob es in Hahnenklee weiterhin einen Ortsrat geben soll. „Das Fass werde ich in Wildemann aber nicht mehr aufmachen“, sagt Schmidt.

Ganz ohne Wirkung sei das Wildemanner Gremium aber dennoch nicht. Für viele Einwohner gehören die vier Ortsratssitzungen zu den festen Terminen im Kalender. Immer wieder kommen sie zu den Sitzungen, um Fragen zu stellen oder Sorgen anzusprechen. „Viele nutzen die Gelegenheit, direkt mit uns zu reden. Das ist gut so“, meint Schmidt. Die Stimmung sei ruhig und harmonisch. Er bedauert aber, dass er manchmal nicht auf die Fragen antworten kann, weil ihm aus der Stadtverwaltung die nötigen Informationen fehlten.

Neuer Vorstand im Ortsverein

Dass sich in Wildemann etwas bewegen könnte, glaubt Schmidt dennoch. Es gebe für die Kommunalwahl 2026 Interessenten für den Ortsrat – alte und neue Gesichter in der SPD, so Schmidt. Konkrete Namen nennt er nicht, aber: „Es ist Bewegung drin.“ Dabei denkt er auch zurück an die Entwicklungen der Freien Schule, die im vorigen Jahr eröffnet wurde und von Beginn an viele Fürsprecher im Ortsrat hatte. Trotz aller Widrigkeiten und der anfänglichen Gerüchte habe sich die Schule gemacht und könne sich nicht mehr über zu wenig Anmeldungen beschweren.

Schmidt selbst will sich künftig aus der ersten Reihe zurückziehen, aber nicht ganz verschwinden. Den Vorsitz des SPD-Ortsvereins behält er. Neuer stellvertretender Vorsitzender ist Gismo Pracht, der sich auch im Verein „Wir gestalten Wildemann“ engagiert. Michael Arck wurde als Schriftführer bestätigt, Erhard Möller ist jetzt Kassenwart.

Der Wildemanner Ortsverein ist mit seinen 19 Mitgliedern ein kleiner, aber dennoch feiner. Nachdem sich der Ortsverein Altenau-Schulenberg 2022 aufgelöst hatte, existieren in der Berg- und Universitätsstadt nur noch der Verein in Clausthal-Zellerfeld und eben der in Wildemann. Schmidt ist es wichtig, dass es den Wildemanner Ortsverein weiterhin gibt. Er hat das Gefühl, dass viele in der Stadtpolitik kaum noch Interesse für Wildemann hätten. Der kleine Verein soll bewusst überschaubar bleiben: „Wir machen hier zwar nicht die große Weltpolitik, aber wir haben sie im Blick.“

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