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Initiativgruppe Altstadt lädt ein

GZ Plus IconGemeinsam für das Goslarer Welterbe stark machen

Initiative Altstadt lädt ein

Initiative Altstadt lädt ein Foto: Kempfer

Die Initiativgruppe Altstadt Goslar hatte zum Infoabend eingeladen, und zahlreiche Betroffene und Beobachter waren der Einladung gefolgt und debattierten miteinander. Zu Gast war Stephan Dömpke vom Verein „World Heritage Watch“ aus Berlin.

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Von Sabine Kempfer
Montag, 02.12.2024, 17:00 Uhr

Goslar. Das Weltkulturerbe, die Goslarer Altstadt und die Denkmalpflege sind ein weites Feld. Auf Einladung der Initiativgruppe Altstadt Goslar kamen am Mittwoch etliche an der Altstadt Interessierte im gut gefüllten Goslarer Amsdorfhaus zusammen – mit verschiedenen Anliegen, verschiedenen Überzeugungen und verschiedenen Erwartungen, Beobachter und Betroffene, die in mehr als zwei Stunden Gespräch aufeinander prallten und immer wieder zu der unter anderem von Karen Haase geäußerten Frage führten: Was eigentlich ist das Ziel dieses Abends?

„Miteinander zum Erhalt der Goslarer Altstadt ins Gespräch kommen.“ So könnte der kleinste gemeinsame Nenner lauten, auf jeden Fall das Ziel der Initiatoren: „Packen wir’s alle an, die Stadt, die Bürger, dann wird’s irgendwie funktionieren“, sagte Eckhard Weiss, ehemaliger städtischer Mitarbeiter, seit 80 Jahren in Goslar zu Hause. Links und rechts neben ihm auf dem Podium: der Goslarer Architekt Henning Frase und Stephan Dömpke, Vorsitzender des 2014 gegründeten Vereins „World Hertage Watch“ aus Berlin. Wie sehr ihm der Erhalt des Weltkulturerbes am Herzen liegt, war für jeden im Saal erlebbar, denn bei der Beschreibung der Bedeutung für die Menschheit drohten ihn die Emotionen zu übermannen. Dömpke geht idealerweise von einer „lebendigen Bürgerschaft“ aus, die das Welterbe will.

Theorie und Praxis

Dieser Idealismus und der Wunsch nach einem „internationalen Netzwerk der Zivilgesellschaft“ prallte an dem Abend nicht nur auf Gleichgesinnte, sondern auch auf Bürger mit ganz praktischen Anliegen und dergestalt negativen Erfahrungen, dass der Weltkulturerbe-Status und die damit verbundenen Denkmalschutzauflagen ihnen das Sanieren ihrer Häuser verkompliziert und verteuert.
Initiative Altstadt, Redner Dömpke von World Hertage Watch

Initiative Altstadt, Redner Dömpke von World Hertage Watch Foto: Kempfer

Etwas, das man nach Ansicht von Architekt Frase für das höhere Ziel in Kauf nehmen muss. Diese Gemengelage skizziert nur grob das Feld, auf dem sich die Debatte in kritisiert unstrukturierter Weise entwickelte. Dabei blieben Missverständnisse nicht aus: Während Dömpke eingangs erläuterte, dass die sogenannte rote Liste der Unesco, die Liste des gefährdeten Welterbes, das „einzige Druckmittel“ sei, damit etwas geschehe (und damit Welterbestätten helfe), stellte später Frase klar: „Unser Ziel ist es nicht, dass Goslar auf die rote Liste kommt!“ Und im Übrigen gehe es auch nicht um Kritik an der Stadtverwaltung, die haben „schon eine großartige Leistung erbracht“.

Goslar sei „eine außergewöhnlich schöne Stadt“ – was sie an Bausubstanz zu bieten habe, sei einzigartig und von Weltrang „Wir wollen versuchen, einen Weg gemeinsam zu finden.“ Ziel sei es, die Altstadt und das Weltkulturerbe gemeinsam zu erhalten, was eine Fülle von Problemen beinhalte und im Einzelnen (Beispiel: „Kaiserworth“) eine „unglaublich große Herausforderung“ sei.

Ideen und Wünsche

Dabei kamen Fragen nach einem Vorkaufsrecht der Stadt für Denkmalschutzobjekte ebenso auf wie nach einer umfassenden Bestandsaufnahme für die laut Frase 124,5 Hektar große Welterbefläche und ihre 4000 Bauwerke. Diverse Wünsche wurden geäußert, nach einer besseren Beratung für Eigentümer geschützter Gebäude sowie nach einer klar kommunizierten Anlaufstelle bei der Stadt, wo Anfragen nicht ins Leere liefen; nach einem Umschlagplatz von abgegebenen Baumaterialien, die für die Sanierung von denkmalgeschützten Häusern geeignet seien, und manches mehr. Einer, der sich von städtischer Seite fürs Welterbe einsetzt und Verantwortung übernehmen will, gab sich zu erkennen: Thomas Malnati. „Das, was wir fürs Welterbe tun können, das tun wir“, versicherte der Fachbereichsleiter Bauservice. Er signalisierte Gesprächsbereitschaft und empfahl das neu zusammengesetzte Kollegium der Unteren Denkmalpflege. Die wurde auch von Investor Dirk Junicke gelobt. Schwierig werde es immer auf Ebene des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege (NLD), dem er Arroganz vorwirft. Das NLD muss jedoch aufgrund des Welterbestatus bei baulichen Fragen hinzugezogen werden. Auch Dr. Johannes Großewinkelmann, Rammelsberg-Chef und Direktor der Welterbestiftung, brach eine Lanze für die Stadt: „Die ist doch nicht unser Gegner!“

Weitere Treffen geplant

Braucht es nun also noch eine eigene Initiative oder nicht? Weitere Treffen soll es geben; bildet sich daraus ein Verein? Ratsherrin Elke Brummer forderte die Bürger auf, die vorhandenen Formate der Stadt zu nutzen, in die Ausschüsse zu gehen und ins Gespräch zu kommen. Allerdings wurde das Procedere der zugelassenen Bürgerfragen in den Gremien als nicht sehr bürgerfreundlich kritisiert: „Sie dürfen nur eine Frage stellen, möglichst ohne Nebensätze, und bekommen später eine Antwort zugeschickt.“ Ein Vertreter der Initiativgruppe wurde eingeladen, Mitglied im Altstadtforum zu werden, das sich als lokaler Beirat neu gründen will. Eckhard Weiss signalisierte seine Teilnahmebereitschaft.

Wünsche nach mehr Kommunikation, einer Anlaufstelle, mehr Beratung – muss die Stadt ihre Bürger in Sachen Welterbe stärker mitnehmen? Und: Wie? Kann man Bürgern wieder Lust machen, ins Welterbe zu investieren und in der Altstadt zu wohnen? Wie geht es jetzt weiter? Vorhang zu, alle Fragen offen.

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