Kroketten, Crêpes und „Möwenschiss“
Im Rezeptbuch hat Yasmin Mai-Schoger viele Genüsse für die Weihnachtstage festgehalten. Schon beim Lesen steigt der Duft von Weihnachten in die Nase. Foto: Privat
Ein Rezeptbuch kann viel Magie enthalten – und den Duft von Weihnachten in die Nase zaubern. Darum geht‘s in Folge 8 der GZ-Adventsserie.
Wildemann/Lautenthal. Die Weihnachtszeit bringt stets besondere Momente – und solche Momente möchten wir mit unserer GZ-Serie einfangen: Was kommt im Advent auf den Tisch, was gibt es Kulinarisches an Heiligabend? Die frühere Wildemannerin und Lautenthalerin Yasmin Mai-Schoger erzählt aus ihrem Rezeptbuch und von Erinnerungen, die in die Nase gehen:
Essen und Genüsse zur Adventszeit – ich versuche, mich zu erinnern. Zum Glück habe ich viele Jahre aufgeschrieben, was zu Weihnachten auf dem Tisch stand. Nun befinde ich mich gedanklich zwischen Kroketten, Crêpes, Rehrücken und Raclette. Nicht gleichzeitig – auf Jahre verteilt. Das und noch viel mehr gab es laut Aufzeichnung in meinem Rezeptbuch die letzten Jahre, als meine Kinder klein waren. Doch was stand auf dem Tisch, als ich selber Kind war? Rotkohl, klar.
Rotkohl und Wacholderbeeren
Kennen Sie das? Sie denken an Rotkohl und sofort steigt Ihnen der Duft von Nelken, Wacholderbeeren und eben dem besagten Rotkohl in die Nase. Ganz wichtig – der Duft wird in Bruchteilen von Sekunden bildlich mit Birnen und Preiselbeeren ergänzt. Ich kann es sehen. Ich kann es riechen. Mein Bild wird bunter, fülliger, weihnachtlicher. Ich ergänze Kroketten. Goldgebräunt. Der Teller: Eierschalenfarben, mit blauem Blumenmuster, welcher nur zu Festtagen aufgetischt wurde.
Erst dann war wirklich Weihnachten. Nicht nur das, was auf dem Teller lag, auch das, was unter dem Essen hervorblitzte, machte Weihnachten aus. Komisch, das Hirschgulasch finde ich auch auf meiner Liste, daran erinnern kann ich mich aber nicht wirklich. Dafür erinnere ich mich an die vielen Butterplätzchen, die es in der Adventszeit gab. Erst neulich habe ich das Rezept gefunden. Handschriftlich von meiner Mutter höchstpersönlich verfasst, in einem Buch aufbewahrt. Zum Glück.
Die Magie des Rezeptbuchs
Ich nehme mein Rezeptbuch aus dem Regal und stelle fest, dass da noch einige leckere Rezepte zu finden sind, die mir entfallen waren. Eine alte Weihnachtskarte finde ich ebenfalls. Ich lese, ich stöbere, ich erinnere mich. Dann finde ich ein Rezept für Fondue, eigentlich mehr eine Anregung. Fondue – auch so eine typische Weihnachtsgeschichte unserer Familie. Heiligabend – nach der Bescherung – gab es Fleischfondue! Drei Sorten Fleisch, verschiedene Soßen, Baguette.
Ich kann es quasi hören, das heiße knisternde Fett, welches Bläschen um das Fleisch wirft, wenn man den Spieß in das blubbernde Fett taucht. Jedes dritte Stückchen Fleisch fiel vom Spieß und verbrutzelte im Fett. Jedes Mal ein Gemurre der Tischnachbarn, bis auch diesem irgendwann ein Stück Fleisch in den Fonduetopf fiel.
Dann fällt mir noch was viel Wichtigeres ein: das riesengroße Glas in der Ecke des Wohnzimmers meiner Großeltern. Ein dickwandiges, wirklich großes Glas – zu Weihnachten gefüllt mit leckeren Plätzchen, gut gefüllt. Sobald mein Großvater es entdeckte, schwand der Vorrat, stündlich. Das war der Grund dafür, dass ein paar weitere Plätzchen im Backofen in der Küche gelagert (versteckt) wurden, damit nicht alle im Bauch meines Großvaters verschwanden. Zumindest nicht vor Heiligabend.
Eierlikör mit gelber Brause
So erinnere ich mich an viele weitere Köstlichkeiten, die uns zur Weihnachtszeit aufgetischt wurden, und stelle fest, dass die Weihnachtszeit nicht nur ein Fest der Liebe ist, sondern ebenso eine Zeit des Schlemmens, der Genüsse und des Genießens.
Und eines noch zum Schluss, also bevor Weihnachten auch dieses Mal plötzlich und unerwartet vor der Tür steht. Kennen Sie „Möwenschiss“? Nein? Das habe ich das erste Mal Weihnachten 1979 getrunken: Eierlikör mit gelber Brause aufgegossen – wohl bekomm’s. Mal sehen, ob mir das auch an diesem Heiligabend mundet.
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