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Tradition oder Profit?

GZ Plus IconViele Weihnachtsmärkte öffnen vor Totensonntag – Goslar nicht

Der Weihnachtsmarkt in Goslar. Zu sehen sind ein Riesenrad, viele Menschen und jede Menge Lichterketten.

Der Weihnachtsmarkt in Goslar ist gut gefüllt. Auch in diesem Jahr wird er traditionell am Mittwoch nach Totensonntag eröffnet. Foto: Sowa

Mehrere Weihnachtsmärkte in der Region starten diese Woche. Goslar hält an der Tradition fest, erst nach Totensonntag zu beginnen. Warum eigentlich?

Von Moritz Büsching Freitag, 21.11.2025, 04:00 Uhr

Goslar. Während in Wernigerode und Bad Harzburg der Weihnachts- beziehungsweise Wintermarkt bereits am heutigen Freitag vor Totensonntag öffnet, bleibt es in Goslar traditionell ruhig. Der Weihnachtsmarkt startet in der Kaiserstadt erst am kommenden Mittwoch.

„Nein“, sagt Marina Vetter von der Goslar-Marketing-Gesellschaft (GMG) auf die Frage, ob ein früherer Start auch in Goslar in Betracht gezogen wird. „Wir wollen der Tradition folgen und am Mittwoch nach Totensonntag öffnen.“

Weihnachtsmarkt in Goslar. Viele Menschen und eine Kirche im Hintergrund. Schon etwas später am Tag

Viel Trubel zwischen Buden und Lichtern auf dem Goslarer Weihnachtsmarkt Foto: Sowa

Gleichzeitig beobachte man aber auf anderen Märkten die Entwicklung, schon eher zu beginnen, betont sie. „Von unseren Beschickern und Schaustellern gibt es kaum Signale, dass ein früherer Start gewünscht wird“. Schließlich sei der Goslarer Weihnachtsmarkt einer der wenigen, der auch über die Weihnachtsfeiertage hinweg geöffnet bleibt. Dadurch ergebe sich für Besucher genauso viel Wochenendzeit wie bei Märkten, die vor Totensonntag starten. „Viele Goslarer treffen sich an Weihnachten mit Familie und Freunden auf dem Weihnachtsmarkt. Auch das ist inzwischen Tradition geworden“, sagt Vetter.

Debatten im Netz

Anders sieht das der Tourismuschef von Wernigerode, Andreas Meling. Wie schon im Vorjahr startet der Markt dort zwei Tage vor Totensonntag, schließt aber auch am 22. Dezember. Dies führte zu Debatten in den sozialen Medien. „Dass eine frühere Öffnung für Kontroversen sorgt, kann ich nachvollziehen“, sagt er. Stadtverwaltung und Tourismus-Gesellschaft hätten sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. „Es geht letztlich um die Balance zwischen kulturellen, wirtschaftlichen und religiösen Aspekten.“ Aus Rücksicht auf Letztere bleibe der Markt am Totensonntag geschlossen. Gleichzeitig betont Meling die wirtschaftliche Dimension: „Eine frühzeitige Eröffnung erhöht die Umsätze für Händler, Schausteller und die lokale Wirtschaft.“

Sein Ziel sei es, an mindestens fünf Wochenenden einen Weihnachtsmarkt anzubieten. Über die Weihnachtsfeiertage zu öffnen, komme für ihn nicht infrage. Der Totensonntag sei das „kleinere Übel“.

Christlicher Bezug geht verloren

Die Kirche in Goslar hat einen anderen Blick auf das Thema. Pfarrer Ralph Beims kritisiert den Trend, dass Weihnachtsmärkte zunehmend in Wintermärkte umbenannt würden. Dabei gehe der christliche Bezug verloren, den er für äußerst wichtig hält. Gleichzeitig erkenne er den touristischen Aspekt: „Goslar macht es genau richtig“. Dass der Markt über die Feiertage geöffnet bleibt, sei unproblematisch. Die Weihnachtszeit endet kirchlich traditionell erst am 6. Januar (Dreikönigstag) oder, je nach Religion, am 2. Februar (Mariä Lichtmess).

Auch die Beschicker haben unterschiedliche Sichtweisen. Willi Robben vom Glühweinstand im Weihnachtswald sagt: „Aus unternehmerischer Sicht: je früher, desto besser. Aber das wäre auch egoistisch. Die Zeit ist lang genug. Ich finde es richtig, dass man Rücksicht auf die Kirche nimmt. Wenn man vor Totensonntag beginnt, werden sicher Märkte kommen, die ihren Start immer weiter vorziehen.“

Glühweinwirt Willi Robben steht in seinem Stand und guckt in die Kamera. Er trägt eine schwarze Jacke und eine Brille.

Glühweinwirt Willi Robben im Weihnachtswald: Für ihn muss der Markt nicht vor Totensonntag öffnen. Foto: Sowa

Alexander Scharf, der im Hinterhof seines Hotels „Schiefer“ mehrere Stände betreibt und dort Weihnachtspartys organisiert, ist da offener: „Ich fände es nicht verkehrt, wenn wir auch mal früher öffnen.“ Traditionen ein wenig aufweichen: „Warum nicht?“, fragt Scharf. Schließlich gebe es im Supermarkt schon Ende September Zimtsterne oder Spekulatiuskekse. Ihm sei wichtig, dass die private Feierkultur erhalten bleibe. Dass der Markt an Heiligabend nur bis 14 Uhr öffnet, passt für ihn dazu: „Heiligabend ist heilig. Das ist ein Tag der Familie.“

Viele Leute stehen auf einer beleuchteten Fläche im Hinterhof des Hotels Schiefer.

Die Stände im Hinterhof des Hotels „Schiefer“ sind erfahrungsgemäß gut gefüllt. Foto: Sowa

Die Diskussion um den Starttermin ist komplex. Tradition, wirtschaftliche Interessen, touristische Erwartungen und kirchliche Rücksichtnahme treffen hier aufeinander. Während Wernigerode und Bad Harzburg früher starten, hält Goslar am Termin nach Totensonntag fest – bisher jedenfalls.

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