Auch Kaninchen kommen in den Himmel
Kinder blicken mit großer Freude auf Weihnachten – und mit weisen Erkenntnissen, so wie Ida und Emil auf unserem Bild von Maritta Richter. Foto: Privat
Chicken-Nuggets mit Pommes oder Kaninchenbraten? In Folge 7 unserer Adventsserie erklärt eine kleine Puppenmutter die Wunder von Weihnachten.
Langelsheim. Die Weihnachtszeit bringt stets besondere Momente – und solche Momente möchten wir mit unserer GZ-Serie einfangen: Was kommt im Advent auf den Tisch, was gibt es Kulinarisches an Heiligabend? Maritta Richter aus Langelsheim erzählt die Geschichte von den Weihnachtskaninchen:
Wie so vieles im Leben ist vor allen Dingen die Weihnachtszeit mit Traditionen verbunden. Sei es an Heiligabend der Gang zur Kirche oder die verschlossene Tür, hinter der sich das Zimmer mit dem Christbaum und den Geschenken verbirgt. Oder das Singen von Weihnachtsliedern, wenn die Lichter am Baum angezündet sind – und noch vieles mehr.GZ-Serie „Advent ist ein Genuss“
Eine süße Versuchung von Bäcker Holger aus Oker
Weihnachten heißt Familie
Bei uns war es das Essen mit der ganzen Familie an einem der Feiertage. So war und ist es bei uns seit Generationen – und zwar am ersten Weihnachtstag. Jedes Jahr kommt dann, um die Tradition zu wahren, ein Kaninchenbraten, fein mit Buttersoße beträufelt, auf den festlich dekorierten Tisch. Dazu gehören herrlich duftender Rotkohl, mit Äpfeln und mit Nelken gewürzt, sowie Kartoffeln oder knusprige Kroketten.
Ein kompliziertes Menü ist das nicht, und das einfache Rezept wird noch immer von den Großmüttern über die Mütter an die Töchter weitergegeben. Aber die Sache mit den Kaninchen hat auch so ihre Tücken. Dazu ist dann die Fantasie und die Überredungskunst der Köchinnen gefragt, wenn es plötzlich heißt: „Das esse ich aber nicht!“
Kaninchen gibt es auch im Supermarkt
Auf die Frage: „Warum? Hähnchen-Nuggets isst du doch auch?“, lässt die Antwort nicht lange auf sich warten: „Aber die sind aus dem Supermarkt.“ Ich gebe nicht auf: „Kaninchen gibt es auch im Supermarkt.“ Doch kommt etwas leiser gleich zurück: „Aber die sind nicht so niedlich.“ So gebe ich mich nun doch erst einmal geschlagen, denn das Gespräch könnte man endlos so weiterführen.
Seit ein paar Jahren stehen deshalb auf der weihnachtlich geschmückten Tafel auch eine Platte mit Nuggets und eine Schale mit Pommes. So funktioniert das also schon eine Weile, und wie das im Leben so ist, werden aus Kindern Mütter und aus Müttern Omas.GZ-Serie „Advent ist ein Genuss“
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So wurde ich eines schönen Tages, es war kurz vor Weihnachten im vorigen Jahr, und ich befand mich in Vorbereitung für das Weihnachtsessen, Zeugin eines Gesprächs zwischen meiner vierjährigen Enkelin Ida mit ihrer Puppe Mia. Aus dem Kinderzimmer – die Tür stand offen – hörte ich eine Diskussion, die mich schmunzeln ließ und gleichzeitig erstaunte.
Weisheit einer Puppenmutter
Da Ida die Antworten ihrer Puppe mit verstellter Stimme gleich hinterher gab, musste ich höllisch aufpassen, um alles zu verstehen. Die Puppe Mia fragte: „Darf ich zu Weihnachten auch Pommes?“ Darauf Ida, die Puppenmutter: „Natürlich – und auch Hähnchen-Nuggets.“ Puppe Mia gab zu bedenken: „Aber das ist doch Fleisch, wie beim Kaninchen.“ Darauf beruhigte Ida ihr Puppenkind mit fester, leiser Stimme: „Ja, aber das hat der liebe Gott extra so eingerichtet. Man darf das Fleisch von manchen Tieren ruhig essen, aber die Seele fliegt in den Himmel und kommt als flauschiges Küken oder als niedliches, kuscheliges Kaninchen irgendwann wieder zurück. Deswegen gibt es auch immer wieder neue Tiere auf der Erde“. Das leuchtete Puppe Mia wohl ein, denn ich vernahm nur noch ein leises „Ach sooo“.
Nach dieser überzeugenden Erklärung war ich mir sicher, dass sich das unter Puppenkindern herumsprechen wird. Zumindest in meiner Familie. Vielleicht bekommt uns Erwachsenen das üppige Festmahl auch besser, weil wir nun wissen: „Es ist gut so, wie es ist.“ Oder ist es vielleicht doch die Wirkung durch das eine oder andere Gläschen Wein?
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