Goslarer Verwaltung soll bis 2028 komplett neu gegliedert werden

So soll die Goslarer Verwaltungsstruktur ab 2028 aussehen. Foto: Stadt Goslar
Die Stadt Goslar stellt ihre Verwaltung neu auf. Bis 2028 soll die Behörde umgebaut werden. Pikant: Kulturfachbereich und Goslarer Gebäudemanagement sollen weiterhin aufgelöst werden.
Goslar. Jetzt wird es ernst: Die Stadtverwaltung hat einen Fahrplan vorgelegt, wie sie in den kommenden Jahren ihre Strukturen ändern möchte, um effizienter und zukunftsfest zu werden. Immerhin rechnet man im Rathaus damit, dass bis 2035 stolze 38 Prozent aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Ruhestand gewechselt sind – der Fachkräftemangel lässt grüßen.
Stufenweise bis 2028 soll die Stadtverwaltung in vier Geschäftsbereiche, zwei Stabstellen sowie nur noch einen Eigenbetrieb aufgegliedert werden.
Die Entscheidung über die Reform musste in den Frühherbst verlegt werden: Im Juni hatte Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner die Notbremse gezogen und die Beratungen vertagt, weil die Ratsmehrheit bröckelte. Zuvor hatte es harsche Kritik aus dem eigenen Rechnungsprüfungsamt gegeben, das von einer grundlegenden Neuorganisation abriet. Die Goslarer Kulturinitiative wetterte zudem gegen die geplante Herabstufung des Kulturfachbereichs in einen untergeordneten Fachdienst.
Phase eins
Nun gibt es einen neuen Versuch: In der kommenden Woche berät zunächst der Finanzausschuss am Dienstag ab 17 Uhr über die Strukturreformen im Rathaus. Der Goslarer Rat entscheidet dann am 29. September in einer Sondersitzung über den Drei-Stufen-Plan.
Der sieht folgendes vor: Ab 2026 soll die Leitungsebene zunächst in drei Geschäftsbereiche (aktuell: fünf Fachbereiche) aufgeteilt werden. Die aktuellen Fachbereiche „Finanzen und Wirtschaft“ sowie „Zentrale Dienste“ verschmelzen zum Geschäftsbereich „Zentrales Verwaltungsmanagement“. Dadurch würden die „internen Dienstleistungen“ innerhalb der Verwaltung gebündelt, wovon sich die Verantwortlichen eine „Verschlankung der Aufbaustruktur“ versprechen. Des Weiteren wird aus der Stabsstelle „Digitalisierung“ der Fachdienst „Digitale Stadt“, um „dem immens wachsenden Stellenwert der Digitalisierung in allen Lebensbereichen“ Rechnung zu tragen.
Trotz der vorherigen Proteste bleibt die Stadt bei ihrem Plan: Der Kulturfachbereich wird zum neuen Jahr aufgelöst und geht zusammen mit dem Fachbereich „Bürgerservice“ im Geschäftsbereich „Bildung, Kultur und Ordnung“ auf. Die Stadtverwaltung verspricht sich aus der Verschmelzung „neue Chancen“, etwa durch das „Zusammenwirken von Kultur und Pädagogik“. Kulturelle Leistungen sollen „unverändert bestehen bleiben“. Der dritte Geschäftsbereich „Planen, Bauen und Umwelt“ soll im Wesentlichen dem heutigen Fachbereich „Bauservice“ entsprechen.
Eine weitere Neuerung, die ab 2026 greifen soll: Die Wirtschaftsförderung wird gemeinsam mit der Stadtplanung als neue Stabsstelle direkt der Verwaltungsleitung zugeordnet. „Somit wird der herausgehobenen Bedeutung für die Entwicklung des Standortes Goslar und den daraus resultierenden Folgewirkungen Rechnung getragen“, heißt es in der Verwaltungsvorlage.
Phase zwei
Ab 2027 steht dann der nächste umstrittene Brocken an: die Auflösung des städtischen Eigenbetriebs Goslarer Gebäudemanagement (GGM). Der Betrieb soll in einem vierten Geschäftsbereich „Immobilienmanagement“ aufgehen, der neu gegründet wird. Das GGM-Personal soll auf den neuen Geschäftsbereich mit vier untergeordneten Fachdiensten aufgeteilt werden. Neue Stellen sind demnach nicht geplant.
Phase drei
Die letzte Phase der Verwaltungsreform wird ab 2028 gezündet. Die noch verbleibenden städtischen Eigenbetriebe Stadtforst, und Betriebshof werden aufgelöst, unter dem Dach der Stadtwerke in einen einzigen Betrieb eingegliedert, der fortan den Namen „Stadtbetrieb Goslar“ tragen soll. Noch nicht geklärt ist, ob in Zukunft auch die Goslarer Sportstätten dem neuen Eigenbetrieb zugeordnet werden.
Das Personal
Insgesamt sucht die Stadt Führungspersonal für vier neue Geschäftsbereiche sowie ab 2028 für den „Stadtbetrieb Goslar“. Zunächst ist laut aktueller Planung eine interne Ausschreibung für die Chefposten geplant. Erster Stadtrat Dirk Becker (sowie seine Nachfolgerinnen oder Nachfolger) sollen sich in Zukunft stärker „auf die Steuerung, strategische Ziele und grundsätzliche Prozesse“ fokussieren, und nicht mehr zusätzlich als Abteilungsleiter fungieren. Becker fungiert aktuell neben seiner Position als Verwaltungsvize noch als Kopf des Fachbereichs „Finanzen und Wirtschaft“ und als Stadtwerke-Geschäftsführer. Solche Personalunionen soll es nicht mehr geben. Geplant ist in Zukunft ein sogenanntes Vorstandsmodell, mit Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner und Erstem Stadtrat Dirk Becker als Verwaltungsspitze. Das Modell verzichtet aber auf „die unmittelbaren Unterstellungen von Geschäftsbereichsleitungen“, heißt es in der Vorlage. Der Verwaltungsvorstand behalte zwar die „festgelegten strategischen Aufgaben“, aber ohne „Linienverantwortung“ in die Geschäftsbereiche. Das Ziel seien „vereinfachte Entscheidungsstrukturen durch kürzere Hierarchieebenen“ und ein „Abbau von Silodenken“ einzelner Abteilungen.
Die aufwendige und 235.620 Euro teure Organisationsanalyse der Experten von „PricewaterhouseCoopers“ (PwC) habe nie zum Ziel gehabt, Stellen im Rathaus abzubauen, betont die Stadtverwaltung. Vielmehr sollen durch „organisatorische Veränderungen“ Aufgaben und Personal gebündelt werden, um effektiver zu werden.

Das Verwaltungsgebäude an der Charley-Jacob-Straße: Der Goslarer Rat entscheidet am 29. September über den Umbau der Stadtverwaltung. Foto: Epping
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