Weniger Unfälle, aber mehr schwer Verletzte auf den Straßen

Nach dem Unfall eines Motorradfahrers im Sommer 2024 in Torfhaus rücken zahlreiche Einsatzkräfte aus. Foto: GZ-Archiv
Die Polizei spricht mit Blick auf die Unfallstatistik 2024 von einer „durchwachsenen Bilanz“: Zwar wurden weniger Unfälle verzeichnet, die Anzahl der schwer Verletzten nach aber zu. Zudem ereigneten sich mehr Motorradunfälle.
Goslar/Harz. Zwar ereigneten sich auf den Straßen im Landkreis Goslar im vergangenen Jahr etwas weniger Unfälle (3485 statt zuvor 3598), allerdings waren die Folgen dramatischer. Zehn Menschen starben nach Unfällen, genauso viele wie 2023. Aber die Polizei registrierte 109 schwer Verletzte (Vorjahr 90). Als schwer verletzt gilt jemand im Sprachgebrauch der Polizei, wenn er nach einem Unfall für mindestens 24 Stunden ins Krankenhaus muss.
Besonders im Blick hat die Polizei die Motorradfahrer, die von Frühjahr bis Herbst häufig in Gruppen im Harz unterwegs sind, den sie meist wegen der kurvenreichen Strecken schätzen. Jahr für Jahr gibt es schwere Unfälle. Bei denen, die von den Motorradfahrern verursacht werden, gilt „unangepasste Geschwindigkeit“, also zu schnelles Fahren, als Hauptursache.
Deutliche Zunahme
Während die Polizei allgemein einen Rückgang der Unfälle registrierte, stiegen sie bei den Motorradfahrern deutlich von 91 auf 121 – trotz vieler Präventions- und Informationsangebote. Vier Motorradfahrer kamen 2024 ums Leben, genauso viele wie 2023, 31 wurden schwer verletzt (Vorjahr 26) und 54 (31) erlitten nur leichte Verletzungen.
Die Polizeiinspektion Goslar beschreibt die Entwicklung in einer Mitteilung als „durchwachsen“: Obwohl es weniger Unfälle gab, starben genauso viele Menschen wie 2023. Die Zahl von zehn Toten ist vergleichsweise hoch, über mehrere Jahre betrachtet sterben im Durchschnitt jährlich sieben Menschen bei Verkehrsunfällen im Landkreis Goslar. Dies und den Anstieg der Verletztenzahlen will die Polizei zum Anlass nehmen, noch mehr Augenmerk auf die Sicherheit im Straßenverkehr zu legen. Als einen Grund für die offenbar steigende Gefahr auf den Straßen nennt die Polizei den zunehmenden Verkehr nach den Beschränkungen der Pandemie.
Vorfahrt missachtet
Neben Motorradfahrern nimmt die Polizei auch jüngere und ältere Autofahrer in den Blick. Senioren im Alter von 65 Jahren an aufwärts waren demnach an 693 Unfällen beteiligt, die meisten davon (484 und damit beinahe 70 Prozent) wurden von ihnen verursacht. Häufigste Ursache ist, dass die Senioren die Vorfahrt missachten. Immerhin drei Menschen starben bei Unfällen, an denen Senioren beteiligt waren.
Während bei Älteren die Gefahr besteht, dass sie die Vorfahrt missachten, verursachen junge Menschen, gemeint sind in der Polizeistatistik 18- bis 24-Jährige, Unfälle überwiegend, weil sie zu schnell fahren. An 457 Unfällen war diese Gruppe 2024 beteiligt. 360 davon hat sie selbst verursacht (Vorjahr 390), und bei 112 Unfällen wurden Menschen verletzt oder sogar getötet. Die Statistik weist 2 Tote, 12 schwer Verletzte und 89 leicht Verletzte aus.
Aus der Statistik ist außerdem herauszulesen, dass Radfahrer gefährdet sind. 2024 wurden der Polizei 52 Unfälle mit Radfahrern bekannt, die Zahl sank um beinahe 10 Prozent. Aber bei den 52 Unfällen wurden fünf Menschen schwer verletzt und 47 leicht. Zusammenstöße überstehen sie also selten unverletzt. Außerdem starb 2024 ein Pedelecfahrer.

Die Polizei stoppt seit Jahren mehr und mehr Autofahrer, die sich in ihr Fahrzeug setzen, obwohl sie zuvor Drogen konsumiert oder Medikamente genommen haben. Foto: Foto: dpa/Grafik: GZ, Bode
Nach Drogenkonsum unterwegs
Bemerkenswert ist eine weitere Auswertung: Die Polizei registrierte im vorigen Jahr 14 Unfälle mit Verkehrsteilnehmern, die zuvor Drogen oder Medikamente genommen hatten. 2023 waren es nur 5 solcher Unfälle, 2022 waren es ebenfalls 14. Sehr deutlich steigt indes die Kurve an, die verdeutlicht, dass immer mehr Autofahrer unterwegs sind, die unter Drogen stehen. Die Polizei hat im vergangenen Jahr 250 solcher Autofahrer gestoppt, die Zahl steigt seit 2019 kontinuierlich an, seinerzeit waren es 124.