Oberharzer Trauercafé: Ein Ort, an dem Hinterbliebene Halt finden
Symbolbild: Das nächste Trauercafé findet am 2. Dezember in Zellerfeld statt. Foto: Reichel/dpa
Seit 2023 gibt es im Oberharz regelmäßige Trauercafés für Hinterbliebene. Eine Teilnehmerin berichtet, was ihr das Angebot bedeutet.
Clausthal-Zellerfeld. Manchmal, wenn die Trauer über einen nahestehenden Menschen schwer auf der Brust liegt, kann ein Gespräch wahre Wunder bewirken. Im Oberharzer Trauercafé finden Hinterbliebene seit 2023 einen geschützten Ort, der ihnen Halt und Austausch gibt. Eine von ihnen ist Helga Steinhäuser aus Altenau. Sie hat das Trauercafé schon oft besucht und berichtet, wie sehr ihr die Treffen auf dem Weg durch die Trauer geholfen haben.
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Im November 2022 verlor sie einen ihr nahestehenden Menschen. Kurz danach riefen die Oberharzer Gemeinden 2023 das Trauercafé ins Leben. Pastor André Dittmann machte sie damals auf das Angebot aufmerksam: eine Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen über die eigenen Erfahrungen mit Tod, Verlust und dem ganz persönlichen Trauerprozess auszutauschen. Es sei unglaublich wichtig, sich nach einem Trauerfall zu öffnen, sagt Steinhäuser. Reden helfe dabei, Trauer zu bewältigen.
Auch wenn sie selbst viel Unterstützung aus Familie und Freundeskreis erhielt, weiß sie, dass das längst nicht allen so geht. Das Trauercafé soll genau diese Lücke schließen, ein Angebot, das Hinterbliebene nicht allein lässt. Erstmals besuchte Steinhäuser das Café 2023 in Lautenthal, mit dem Wunsch, neue Perspektiven kennenzulernen.
„Essen hält Leib und Seele zusammen“
Ein solcher Nachmittag sei für die Gäste natürlich sehr intim und emotional. Um niemanden zu überfordern, beginnt jedes Treffen bewusst niedrigschwellig mit Kaffee und reichlich Kuchen. „Essen hält Leib und Seele zusammen“, habe Pastor Dittmann immer gesagt. Eine gute Idee, findet Steinhäuser. „Man kommt dabei zur Ruhe und findet langsam ins Gespräch.“
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Früher oder später macht jemand den Anfang und spricht über seine Erfahrung. Aber niemand wird dazu gedrängt. Ohnehin kommen manche auch nur zum Zuhören. Denn jeder Verlust ist anders, so wie auch die Reaktion, und jeder Trauerprozess hat sein eigenes Tempo. Steinhäuser erzählt von Menschen, die den Mut hatten, das Trauercafé schon ganz kurz nach dem Verlust zu besuchen. Etwas, das sie „selbst damals wohl nicht geschafft hätte.“ Andere hingegen kommen erst zehn Jahre später, manche nur einmal, andere regelmäßig über Jahre hinweg.
Jeder ist willkommen
Die Gruppe sei immer bunt gemischt, unabhängig vom Alter, unabhängig von Konfession und Nationalität. Sogar ein Mann aus Astfeld sei mehrmals genommen, weil es in seiner eigenen Gemeinde kein vergleichbares Angebot gab, erinnert sie sich. Auch müsse es nicht zwangsläufig der Tod sein, durch den man einen nahestehenden Menschen verliert. Entscheidend für den Besuch im Trauercafé ist nur der Wunsch, seine Trauer zu bewältigen. Im Austausch darüber, wie verschiedene Menschen mit ihrer Trauer umgehen, entstünden oft neue Denkanstöße. Denn „nur, indem man über das Thema spricht, kann man auch lernen, damit umzugehen“, sagt Steinhäuser.
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Unterstützt werden die Treffen unter anderem von Pastorin Miriam Rohr, die dabei Impulse gibt: sei es ein Lied, ein Gebet, wissenschaftliche Erkenntnisse oder ein Gespräch über die psychischen Risiken nach dem Verlust. „Es gibt Leute, die nach dem Tod eines Angehörigen psychisch krank werden“, sagt Steinhäuser. Unter anderem geht es darum, so etwas zu verhindern. Manches Wissen kann zudem helfen, sich selbst besser zu verstehen. „Ich habe immer etwas daraus mitgenommen“, fasst sie ihre Erfahrungen zusammen.
Am Ende jedes Treffens wird an die Verstorbenen mit Namensnennung gedacht, und für sie ein Licht angezündet. Ein sehr emotionaler Moment für die Beteiligten: „Da habe ich auch das eine oder andere Mal kämpfen müssen“, sagt Steinhäuser. Wer sich in einer Gruppe nicht öffnen kann oder möchte, findet in den Mitgliedern des verbundenen Pfarramtes Oberharz auch weiterhin Ansprechpartner für Einzelgespräche.
Nächstes Trauercafé am 2. Dezember
Bis Anfang des Jahres besuchte Steinhäuser das Trauercafé regelmäßig. „Für mich war es eine gute Sache. Ich habe das Trauercafé wirklich als hilfreich empfunden.“ Allerdings habe sie nun entschieden, dass sie ab jetzt allein zurechtkomme. Doch wenn das Trauercafé im Februar in Altenau Halt macht, wolle sie trotzdem dabei sein: nicht mehr als Gast, sondern als Helferin.
Das nächste und letzte Oberharzer Trauercafé dieses Jahres findet am Dienstag, 2. Dezember, um 15.30 Uhr im Kirchenladen, Goslarsche Straße 19, in Zellerfeld statt. Auch dort sind wieder alle willkommen, die in der Trauer nach dem Verlust eines nahestehenden Menschen nicht allein bleiben möchten. Das Angebot ist kostenfrei für die Teilnehmenden. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.
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