Von St. Andreasberg aus geht der Blick ins Universum

Die Freunde der Astronomie genießen den Blick in den Nachthimmel. Foto: Privat
Aus ganz Deutschland sind jetzt Freunde der Astronomie nach St. Andreasberg gekommen, um gemeinsam zu spechteln. Was das ist, und warum die Veranstaltung zu beliebt ist, erklärte jetzt der Vorsitzende des Vereins Sternwarte.
St. Andreasberg. So einen Blick hatten die Freunde der Astronomie lange nicht in den Nachthimmel. Zwischen Freitag und Samstag waren die Bedingungen im Bereich der Sternwarte optimal. Und das zum St. Andreasberger Teleskop-Treffen, das am Mittwoch begann und am Sonntag zu Ende ging.
Aus ganz Deutschland waren Hobby-Astronomen in die Bergstadt gereist. Mehr als 60 nutzten das Angebot, auf der Wiese vor der Sternwarte zu campen. Die Plätze für Zelt, Wohnwagen oder Wohnmobil waren schnell ausgebucht, berichtet Vorsitzender Hendrik Millner. „Und das bei der Konkurrenz“, meinte er.

Mit 40 besetzten Campingbereichen ist die Wiese vor der Sternwarte ausgebucht. Foto: Eggers
Einer, der völlig begeistert von dem Blick Freitagnacht in den Himmel war, ist Olaf Mierheim, der hauptberuflich für das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt arbeitet. „Besonders die Kugelsternhaufen und offenen Sternhaufen waren gut zu sehen“, berichtet er. Mierheim lebt in Braunschweig und ist bereits seit Jahren Mitglied im Förderverein Sternwarte St. Andreasberg. Die Kugelsternhaufen sind eine halbe Million und mehr Sterne, die gravitativ an Galaxien gebunden sind, und häufig vorkommen. Von ihnen waren Freitagnacht viele so gut wie selten zu sehen.
Wenig Lichteinfall
Doch nicht nur Sterne, auch die Planeten Saturn und Neptun ließen sich quasi nebenan gut beobachten. Der Verein Sternwarte hatte, um auch eventueller natürlicher Lichtverschmutzung durch den Mond vorzubeugen, Tage für das Teleskop-Treffen ausgewählt, an denen der Erdenmond nicht scheint. Dafür war aber ein Mond des Ringplaneten Saturn besonders gut zu sehen.

Vorsitzender Hendrik Millner (vorn links) und Schriftführer Dr. Martin Erhard beobachten am Samstag mit einem Linsenteleskop die Sonne. Foto: Eggers
„Nur die Fotografen hat Freitagnacht der Lichteinfall von der nahen Straße gestört“, berichtet Vorsitzender Millner.
Seit wegen der Borkenkäfer-Probleme die Bäume die Scheinwerfer der Fahrzeuge nicht mehr abdecken, erreiche das Licht auch den Bereich, von dem aus die Astronomen in den Himmel blicken.

Per Drohne ist zum Start des Teleskop-Treffens gut zu sehen, wie sich die Wiese vor der Sternwarte so langsam füllt. Foto: Privat
Dazu hatte Erhard einen H-Alpha-Filter montiert. Mit ihm ließen sich die Protuberanzen gut spechteln. Protuberanzen sind riesige, leuchtende Bögen oder Wolken aus Plasma, die von der Sonne ausgehen. Sie waren bei dem Treffen als Gasauswürfe am Sonnenrand zu sehen.
Viele Referate
Am Freitag hat zudem am Nachmittag die schmale Mondsichel die Venus bedeckt. Für Probleme hat dabei gesorgt, dass die Sonne zu diesem Zeitpunkt sehr nah war, sodass dieses Phänomen nicht mit bloßem Auto gesehen werden konnte. Die Besucher des Treffens konnten das Ereignis jedoch mit dem Teleskop gut verfolgen. Zudem hat Referent Michael Koch quasi live einen Vortrag dazu gehalten und erklärt, was passiert.
Den Vortragsreigen am Freitag komplettierten Reinhard Görke mit Entfernungsbestimmungen im Weltall, Dany Herzberg mit „Faszination Polarlichter“ und Dr. Benjamin Knispel vom Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik mit „Zehn Jahre Astronomie mit Einsteins Gravitationswellen“.
Am Samstag waren die Gravitationswellen bei einem Vortrag von Michael Koch erneut Thema. Michael Schomann schaute auf die Teleskop-Treffen in St. Andreasberg seit 2009 zurück, Bastian Müller referierte über Milchstraßenphilosophie und Olaf Mierheim über die Sterne in der Milchstraße.
Auch wenn Vorträge und Himmelsbeobachtungen eine wichtige Rolle spielen, Hauptgrund für das Teleskop-Treffen sei der Austausch der Astronomie-Freunde untereinander, berichtet der Vorsitzende. „Ein Vereinsmitglied ist beispielsweise ohne sein Teleskop gekommen, nur um sich mit anderen zu unterhalten“, meint Millner. Dabei seien auch Netzwerke geschaffen worden.

Vor allem in der Nacht von Freitag auf Samstag sind die Bedingungen traumhaft. Foto: Privat
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