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Teleskop-Treffen an der Sternwarte

GZ Plus IconVon St. Andreasberg aus geht der Blick ins Universum

Die Freunde der Astronomie genießen den Blick in den Nachthimmel.

Die Freunde der Astronomie genießen den Blick in den Nachthimmel. Foto: Privat

Aus ganz Deutschland sind jetzt Freunde der Astronomie nach St. Andreasberg gekommen, um gemeinsam zu spechteln. Was das ist, und warum die Veranstaltung zu beliebt ist, erklärte jetzt der Vorsitzende des Vereins Sternwarte.

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Von Michael Eggers
Montag, 22.09.2025, 15:00 Uhr

St. Andreasberg. So einen Blick hatten die Freunde der Astronomie lange nicht in den Nachthimmel. Zwischen Freitag und Samstag waren die Bedingungen im Bereich der Sternwarte optimal. Und das zum St. Andreasberger Teleskop-Treffen, das am Mittwoch begann und am Sonntag zu Ende ging.

Aus ganz Deutschland waren Hobby-Astronomen in die Bergstadt gereist. Mehr als 60 nutzten das Angebot, auf der Wiese vor der Sternwarte zu campen. Die Plätze für Zelt, Wohnwagen oder Wohnmobil waren schnell ausgebucht, berichtet Vorsitzender Hendrik Millner. „Und das bei der Konkurrenz“, meinte er.

Mit 40 besetzten Campingbereichen ist die Wiese vor der Sternwarte ausgebucht.

Mit 40 besetzten Campingbereichen ist die Wiese vor der Sternwarte ausgebucht. Foto: Eggers

Denn in Herzberg an der Elster im südlichen Brandenburg ist am Wochenende ebenfalls ein Teleskop-Treffen veranstaltet worden. Es gelte als das zweitgrößte Beobachtertreffen Mitteleuropas. Aber die guten Bedingungen in St. Andreasberg haben eben auch in der Bergstadt für den guten Besuch gesorgt.

Einer, der völlig begeistert von dem Blick Freitagnacht in den Himmel war, ist Olaf Mierheim, der hauptberuflich für das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt arbeitet. „Besonders die Kugelsternhaufen und offenen Sternhaufen waren gut zu sehen“, berichtet er. Mierheim lebt in Braunschweig und ist bereits seit Jahren Mitglied im Förderverein Sternwarte St. Andreasberg. Die Kugelsternhaufen sind eine halbe Million und mehr Sterne, die gravitativ an Galaxien gebunden sind, und häufig vorkommen. Von ihnen waren Freitagnacht viele so gut wie selten zu sehen.

Wenig Lichteinfall

Doch nicht nur Sterne, auch die Planeten Saturn und Neptun ließen sich quasi nebenan gut beobachten. Der Verein Sternwarte hatte, um auch eventueller natürlicher Lichtverschmutzung durch den Mond vorzubeugen, Tage für das Teleskop-Treffen ausgewählt, an denen der Erdenmond nicht scheint. Dafür war aber ein Mond des Ringplaneten Saturn besonders gut zu sehen.

Vorsitzender Hendrik Millner (vorn links) und Schriftführer Dr. Martin Erhard beobachten am Samstag mit einem Linsenteleskop die Sonne.

Vorsitzender Hendrik Millner (vorn links) und Schriftführer Dr. Martin Erhard beobachten am Samstag mit einem Linsenteleskop die Sonne. Foto: Eggers

In St. Andreasberg herrschen gute Bedingungen für Himmelsbeobachtungen, weil es kaum Lichtverschmutzung gibt. So nennen nicht nur die Astronomen den hellen Schein über Städten wegen der vielen Straßenlaternen, angestrahlten Häuser oder Autos. Die Sternwarte befindet sich außerhalb der Bergstadt, im Nationalpark. Diese Lage war auch der Grund, warum sich der Verein vor zehn Jahren am damaligen Internationalen Haus angesiedelt hat.

„Nur die Fotografen hat Freitagnacht der Lichteinfall von der nahen Straße gestört“, berichtet Vorsitzender Millner.

Seit wegen der Borkenkäfer-Probleme die Bäume die Scheinwerfer der Fahrzeuge nicht mehr abdecken, erreiche das Licht auch den Bereich, von dem aus die Astronomen in den Himmel blicken.

Per Drohne ist zum Start des Teleskop-Treffens gut zu sehen, wie sich die Wiese vor der Sternwarte so langsam füllt.

Per Drohne ist zum Start des Teleskop-Treffens gut zu sehen, wie sich die Wiese vor der Sternwarte so langsam füllt. Foto: Privat

Doch die Freunde der Astronomie haben nicht nur in der Nacht den Himmel beobachtet oder „gespechtelt“, wie sie sagen. Auch tagsüber gibt es viel im Himmel zu sehen. Dr. Martin Erhard, der Schriftführer des Vereins, hat beispielsweise den Besuchern mit seinem Linsenteleskop die Besonderheiten der Sonne gezeigt.

Dazu hatte Erhard einen H-Alpha-Filter montiert. Mit ihm ließen sich die Protuberanzen gut spechteln. Protuberanzen sind riesige, leuchtende Bögen oder Wolken aus Plasma, die von der Sonne ausgehen. Sie waren bei dem Treffen als Gasauswürfe am Sonnenrand zu sehen.

Viele Referate

Am Freitag hat zudem am Nachmittag die schmale Mondsichel die Venus bedeckt. Für Probleme hat dabei gesorgt, dass die Sonne zu diesem Zeitpunkt sehr nah war, sodass dieses Phänomen nicht mit bloßem Auto gesehen werden konnte. Die Besucher des Treffens konnten das Ereignis jedoch mit dem Teleskop gut verfolgen. Zudem hat Referent Michael Koch quasi live einen Vortrag dazu gehalten und erklärt, was passiert.

Den Vortragsreigen am Freitag komplettierten Reinhard Görke mit Entfernungsbestimmungen im Weltall, Dany Herzberg mit „Faszination Polarlichter“ und Dr. Benjamin Knispel vom Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik mit „Zehn Jahre Astronomie mit Einsteins Gravitationswellen“.

Am Samstag waren die Gravitationswellen bei einem Vortrag von Michael Koch erneut Thema. Michael Schomann schaute auf die Teleskop-Treffen in St. Andreasberg seit 2009 zurück, Bastian Müller referierte über Milchstraßenphilosophie und Olaf Mierheim über die Sterne in der Milchstraße.

Auch wenn Vorträge und Himmelsbeobachtungen eine wichtige Rolle spielen, Hauptgrund für das Teleskop-Treffen sei der Austausch der Astronomie-Freunde untereinander, berichtet der Vorsitzende. „Ein Vereinsmitglied ist beispielsweise ohne sein Teleskop gekommen, nur um sich mit anderen zu unterhalten“, meint Millner. Dabei seien auch Netzwerke geschaffen worden.

Vor allem in der Nacht von Freitag auf Samstag sind die Bedingungen traumhaft.

Vor allem in der Nacht von Freitag auf Samstag sind die Bedingungen traumhaft. Foto: Privat

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