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Bundesweiter Tag des Hundes

GZ Plus IconWas Jagdhunde leisten müssen – und ihre Halter

Hunde und Halter als Team: Absolventen der Brauchbarkeitsprüfung.

Hunde und Halter als Team: Absolventen der Brauchbarkeitsprüfung. Foto: Privat / Danielle Hartewig

Was müssen Jagdhunde leisten? Worin werden sie ausgebildet? Und: Sind Jagdhund-Rassen für jedermann geeignet? Zum bundesweiten „Tag des Hundes“ werfen wir einen Blick auf die Brauchhundeprüfung der Jägerschaft Goslar.

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Von Andrea Leifeld
Freitag, 10.10.2025, 12:00 Uhr

Othfresen. Für viele Hundehalter ein besonderes Datum: Am Freitag, 10. Oktober, ist der bundesweite „Tage des Hundes“. Mag der eine oder andere stolze Besitzer dieses Ereignis mit seinem Vierbeiner bei einem zusätzlichen Stück Leberwurst feiern, ist hier das Können jener Vierbeiner im Vordergrund, die sonst nur selten im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen, aber dennoch wichtige Aufgaben meistern – Jagdhunde.

Vorige Woche stand bei Hundeführern der Jägerschaft Goslar die Brauchbarkeitsprüfung für Jagdhunde im Kalender. Ein Termin, der in den Othfresener Wäldern, rund um das Revier von Jagdpächter Stefan Kaiser, Herr und Hund zusammenführte.

Acht Monate Ausbildung

„Während der vorangegangenen, gut achtmonatigen intensiven Ausbildung lernten die Hunde und die Hundeführer Fertigkeiten in den Prüfungsfächern Gehorsam, Schussfestigkeit, Apportieren, Schweiß- und Wasserarbeit. Sonderregelungen gibt es für Nachsuch- und Stöberhunde“, erklärt Mechthild Wenke, Vorsitzende der Jägerschaft Goslar, die am Prüfungstag die Veranstaltung begleitet hat. Sie selber, Halterin eines erst sieben Monate alten Schweißhundes, ist an jenem sonnigen Herbsttag nicht aktiv in die Prüfung eingebunden. Doch Wenke verweist auf die Bedeutung des Hundeobmanns Magnus Skodzik und seines Teams mit Sandra Stratmann, Ulrich Hahn, Erik Breyer, Andreas Luthe, Ralf Schlüter und Jan Helbig.

Oliver Lindemann besteht mit Findus (Kleiner Münsterländer) die Niedersächsische Brauchbarkeitsprüfung.

Oliver Lindemann besteht mit Findus (Kleiner Münsterländer) die Niedersächsische Brauchbarkeitsprüfung. Foto: Privat

Was macht einen guten Jagdhund aus? Wie kann der Jäger sein Potenzial erkennen? Und was geschieht mit denen, die die geforderte Leistung nicht erbringen? Fragen, die die Jägerin weit ausholen lassen: „Einfach erklärt, gibt es vier Aufgaben bei der Jagd, und einige Hunderassen wurden oft über Hunderte Jahre sehr speziell für diese Anforderungen gezüchtet.“ Da wäre zunächst die Wasserarbeit und das Apportieren, beispielsweise bei der Entenjagd. Die Hunde holen die erlegten Tiere schwimmend aus dem Gewässer und bringen sie dem Jäger. Für diese Aufgaben sind der Golden Retriever und auch der Labrador wunderbare Hunde.

Stöberhunde hingegen scheuchen das Wild im Unterholz auf und treiben es dem Jäger zu. Sie machen quasi die Arbeit vor dem Schuss. Unverzichtbar sind sie beispielsweise bei der Wildschweinjagd. Das Schwarzwild, so werden Wildschweine von den Jägern genannt, versteckt sich im Unterholz, und der Jäger ohne Hund würde sie gar nicht bemerken. Da hilft nur eine feine Hundenase, um die Schweine zu entdecken und „auf die Läufe zu bringen“.

Klassische Stöberhunde sind Münsterländer oder der Deutsch Drahthaar. Teckel und Terrier auch, aber die sind auf dem Gebiet noch eine Spur spezieller: Klein und drahtig, wie sie sind, gehen sie direkt in den Bau, um den Fuchs oder auch einen Dachs herauszutreiben.

Der Westfalenterrier „Barry von der Burg“.

Der Westfalenterrier „Barry von der Burg“. Foto: Privat

Nicht selten zeigen sich Fuchs und Dachs wehrhaft, denn sie wollen ihren sicheren Bau ja nicht verlassen, erklärt Wenke. Ein Dackel, in der Gesellschaft oft degradiert auf das Image eines „Oma-Hundes“, ist tatsächlich ein exzellenter und selbständig handelnder Jagdhund. „Das wird bei der Privathaltung leider zu oft vergessen“, bedauert sie. Ebenso geht es den kleinen Terriern.

Der vierte Aufgabenbereich ist die Suche nach gefallenem Wild. Das kann bei der Jagd geschehen, wenn das verletzte Wild nach dem Schuss noch ins Unterholz flüchtet, aber auch nach einem Autounfall. Nicht selten flüchten die schwer verletzen Tiere noch von der Unfallstelle. In beiden Fällen ist der Jagdpächter mit seinem Schweißhund verpflichtet, das verletzte Tier aufzuspüren und zu erlösen.

Erfreulich ist es immer für einen Halter, wenn er einen Hund hat, der alle diese Anforderungen erfüllt.

Zehn Gespanne in der Prüfung

In diesen Tagen stellten sich nun zehn „Gespanne“ aus Hund und Halter der Brauchbarkeitsprüfung nach den Richtlinien der Jägerschaft in Niedersachsen. Fünf davon absolvierten die volle Brauchbarkeitsprüfung, fünf haben bereits die Herbstzuchtprüfung bestanden und traten an, um ergänzende Zusatzfächer zu absolvieren, damit sie geprüfte Jagdhunde werden. In zwei Gruppen ging es durchs Revier. „Bei der Prüfung zeigte sich mal wieder, dass Glück und Pech bei der Suche eng beieinander liegen. Obwohl nur vermeintlich sichere Hundeführer ihre Hunde zur Prüfung meldeten, konnten vier Gespanne den hohen Anforderungen nicht gerecht werden“, bedauerte Wenke rückblickend. Eine Wiederholung der Prüfung ist aber möglich.

Findus ist ein Kleiner Münsterländer.

Findus ist ein Kleiner Münsterländer. Foto: Privat

Den verbliebenen sechs Hundeführern händigte Magnus Skodzik die begehrte Bescheinigung aus. Bestanden haben: Christian Große Steffen (Westfalenterrier „Barry von der Burg“), Oliver Lindemann (Kleiner Münsterländer „Findus“) und Roland Sterner (Deutscher Wachtelhund „Nimrods Xaver). Nach einer bereits erfolgreichen Herbstzuchtprüfung bestanden Matthias Klatt (Deutsch Drahthaar „ Alrun vom Mägdegrab“), Frank Leipelt (Deutsch Drahthaar „Josey vom Bärenkopf“) und Jan Wecken (Deutsch Drahthaar, „Karlo vom Bärenkopf“) nun die Zusatzprüfung.

Aber wie erkennt ein Jäger das Potenzial des Hundes schon im Welpenalter? „Die unterschiedlichen Hunderassen wurden in einem nicht selten erlesenen Zuchtverfahren für unterschiedliche Aufgaben gezüchtet. Es gibt Züchter, die geben ihre Tiere genau aus diesem Grund nur an aktive Jäger ab“, sagt Wenke. Es sei ein Problem der Gesellschaft: Vermeintliche Hundefreunde suchten sich „ihren“ Hund häufig nach dem Aussehen aus. Doch oft habe das traurige Folgen: Ein Border-Collie verkümmert auf der Couch, ein Herdenschutzhund wird missverstanden, weil er seine Menschen „bewacht“. Oder ein Terrier „nervt“, weil er stöbert und viel bellt. „Doch die Hunde machen nur ihren Job, für den sie irgendwann mal gezüchtet wurden“, verdeutlicht Wenke.

Hund macht seinen Job

„Es gibt Hundehalter, die schaffen sich einen Jagdhund an, vielleicht weil sie ihn schön finden, und wollen ihm dann aber den unerwünschten Jagdtrieb, das Aufscheuchen der Beute, abtrainieren.“ Das wird kaum gelingen. Oft scheitert es auch, weil es falsch angegangen wird. „Der Jagdtrieb eines Hundes wird nicht abtrainiert – sofern man das überhaupt kann – indem man Bälle wirft, die der Hund dann zurückbringen muss. Das reizt den unerwünschten Trieb ja noch mehr“, fügt Wenke an.

Besser sei es für Privatleute, sich von vornherein eine Hunderasse auszusuchen, die zu ihnen passt. Verschiedene Züchter bieten bei einigen Rassen, beispielsweise dem Labrador oder Golden Retriever, neben der jagdlich geführten Linie auch eine Show-Linie an, in der die Tiere nur nach dem Aussehen gezüchtet werden. So etwas könnte eine Alternative sein, wenn ein Nicht-Jäger tatsächlich auf einen Jagdhund als besten Freund blickt. Mechthild Wenke empfehlt dennoch, immer eine Hunderasse auszuwählen, der zu der eigenen Lebenssituation passt.

Jagdhunde haben unterschiedliche Aufgaben.

Jagdhunde haben unterschiedliche Aufgaben. Foto: Privat

Die Lehrzeit eines Jagdhundes beginnt mit dem Grundgehorsam, altersgerecht in der achten bis neunten Lebenswoche. Die eigentliche Ausbildung startet dann mit zwölf Monaten. Alles spielerisch und als Team. Wichtig ist dabei, eine starke und vertrauensvolle Bindung in jenem „Gespann“ aus Hund und Halter aufzubauen.

Jagdhunde, die die Brauchbarkeitsprüfungen nicht bestehen, haben in Jägerkreisen hingegen nichts zu befürchten. Oft verbleiben sie als Zweithund in der Familie oder werden in fachkundige Hände weitervermittelt.

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