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Erlebnisstollen bei Klein Döhren

GZ Plus Icon101.377 Euro Förderung: Schroederstollen startet Ausbau der Grubenbahn

Von Hand muss jede einzelne Bahnschwelle in den Stollen getragen werden. Sie sind aus Stahl gefertigt. Eine Schwelle wiegt rund 20 Kilogramm.

Von Hand muss jede einzelne Bahnschwelle in den Stollen getragen werden. Sie sind aus Stahl gefertigt. Eine Schwelle wiegt rund 20 Kilogramm. Foto: Leifeld

Seit 2006 ist eine emsige Helferschar um Astrid und Stefan Dützer im Einsatz, um den Schroederstollen für Besucher zugänglich zu manchen. Mit einer 100.000 Euro schweren Leader-Förderung nimmt das Projekt nun gewaltig an Fahrt auf.

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Von Andrea Leifeld
Montag, 20.10.2025, 12:00 Uhr

Liebenburg. Es geht immer weiter. Die stattliche Fördersumme in Höhen von 101.377 Euro erreichte in diesen Oktobertagen den Förderverein Schroederstollen und damit verbunden die Eigentümer der historischen Stollenanlagen, Astrid und Stefan Dützer. Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte überreichte dem bergbaubegeisterten Ehepaar während einer Feierstunde in Schulenberg den aus Landes- und EU-Mitteln bestehenden Förderbescheid..

Während einer Feierstunde nehmen Astrid und Stefan Dützer den Förderbescheid von der Landesbeauftragten Dr. Ulrike Witt (l.) und Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (2.v.l) entgegen.

Während einer Feierstunde nehmen Astrid und Stefan Dützer den Förderbescheid von der Landesbeauftragten Dr. Ulrike Witt (l.) und Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (2.v.l) entgegen. Foto: Privat

Das Geld wird für die Erweiterung der Gleisanlage verwendet. Der Schroderstollen ist ein ebenso bedeutendes wie ehrgeiziges Projekt, das den Bergbau-Ingenieur Stefan Dützer und sein Team bereits seit 2006 bewegt und verlässlich in die Dunkelheit führt. Seit jenem Jahr, als das Ehepaar den von der Öffentlichkeit vergessenen Förderstollen der ehemaligen Erzgrube Georg-Friedrich bei Klein Döhren erwarb, um mit ihm den Traum von einem mit allen Sinnen erlebbaren Besucherstollen zu erfüllen. Seitdem treibt ihn der Ausbau des Stollens immer wieder voran. Jeden freien Tag, jedes Wochenende. Nur umgeben von einer kleinen, ehrenamtlichen Helferschar.

Die Schwellen werden in Handarbeit mit den Gleisen verschraubt.

Die Schwellen werden in Handarbeit mit den Gleisen verschraubt. Foto: Leifeld

„Derzeit sind die vorderen 800 Meter des Schroederstollens fertig saniert und bereits vom Bergamt begutachtet worden“, erklärt der 60-Jährige sichtlich zufrieden. Zu dieser Instandsetzung des Stollens gehört auch die Gleisanlage auf dem ehemaligen Erz-Verladebahnhof bei Groß Döhren. Die Dützers verfügen bereits über eine beachtliche Sammlung historischer Grubenbahnen, Loks und Güterwagen. Mit dem Ausbau der Gleisanlage in den Stollen hinein sollen ab 2027 Besucherführungen unter Benutzung der Grubenbahn angeboten werden.

15 Meter pro Arbeitstag

Mit dem Förderbescheid in der Tasche können nun weitere 430 Meter Gleis im Stollen verlegt werden. Ein mühsames Unterfangen, denn alle Schwellen und Gleise werden von Hand in den Stollen getragen und verschraubt. Rund 15 Meter Gleisbett mit den erforderlichen Nebenarbeiten schafft das Team an einem Arbeitstag. Manche Strahlgleise müssen vor Ort gebogen werden. Das alles erfordert viel Zeit und Fachwissen. „Mit dem Weiterbau des Gleisbettes im Stollen sind dann auch Materialtransporte wie Beton und Stahlträger und eine nachhaltige Instandsetzung des nächsten Verbruchs möglich – und eine Erweiterung des Besucherbergwerks ist absehbar“, so Dützer.

Im März 2025 führte eine interne „Stollenbegehung“ bis zum ehemaligen Durchbruch.

Im März 2025 führte eine interne „Stollenbegehung“ bis zum ehemaligen Durchbruch. Foto: Leifeld (Archiv)

Die Gesamtinvestition des Projektes beziffert Dützer mit rund 145.000 Euro, von denen der kleine Förderverein Verein 23.000 Euro selbst übernommen hat. Der Harzverband sorgte für die erforderliche Co-Finanzierung in Höhe von 21.000 Euro und Leader-Westharz steuerte die erwähnten 101.377 Euro bei.

„Es ist unbedingt zu berücksichtigen, dass mit dieser Summe nur der Materialanteil abgedeckt wird. Den Einbau der Gleisanlage und den Betrieb des Besucherbergwerks erledigen die Aktiven des Fördervereins ausschließlich in ehrenamtlicher Arbeit“, betont Dützer. Würde er eine Fachfirma beauftragen, läge das Gesamtprojekt bei Kosten von rund einer bis anderthalb Millionen Euro, schätzt er. „Abgesehen davon sind alleine die Materialkosten des Projekts in den letzten fünf Jahren um ein Drittel gestiegen. Vor fünf Jahren hätten wir für das gleiche Geld noch 700 Meter Gleis bekommen.“

Diese Männer bauten 1925 den Stollen.

Diese Männer bauten 1925 den Stollen. Foto: Privat

Dützer hebt den Erzbergbau als Kulturgeschichte für das nördliche Harzvorland hervor: Dieser bot den Landarbeitern eine deutlich bessere Bezahlung als die Landwirtschaft und gewährleistete ganzjährig einen vom Wetter unabhängigen sicheren Arbeitsplatz. Der hohe Bedarf an Arbeitskräften während der Industrialisierung sorgte für eine Zuwanderung von Bergleuten aus anderen Regionen. Viele Familien fanden in der Nordharzregion neue Wurzeln. Für die Dützers sei es wichtig, die (Bergbau-)Geschichte der Vergangenheit zu kennen, um mit ihr die Zukunft zu gestalten.

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