Goslar. Der Kaiser ist eben der Kaiser. Und wo passte er besser hin als vor die Kaiserpfalz in Goslar? In mehr als 150 Mails haben die GZ-Leser der Redaktion innerhalb einer Woche ihre Künstler- und Bandwünsche für weitere Pfalzkonzerte mitgeteilt. Mit Abstand grüßt Schlager-Altmeister Roland Kaiser von der Spitze. Er kommt auf 26 Nennungen und verweist Johannes Oerding mit 18 Punkten auf Platz zwei. Es folgt der Graf mit seiner Band Unheilig, die elf Stimmen auf sich vereinen – und noch ohne Goslar-Erfahrung sind.

Was eher selten ist im Spitzenfeld der Konzertwünsche für die Pfalzwiese. Roland Kaiser ist wie Johannes Oerding Träger des Paul-Lincke-Rings. Kaiser hatte ihn für 2020 zugesprochen bekommen, im Juni 2022 abgeholt und zum Stadtjubiläum gleich noch ein Konzert vor Pfalzkulisse und 7500 Fans auf die Bühne gezaubert. Oerding ist Preisträger von 2022 und hatte sich seinen Ring im Mai 2023 in Hahnenklee auf den Finger stecken lassen. Bei den Goslarern bedankte er sich mit einem Konzert auf dem Museumsufer. Schon vorher hatte er beim Tag der Niedersachsen Ende August 2013 und im Mai 2016 bei Miner’s Rock am Rammelsberg seine Visitenkarte in Goslar abgegeben. Und offenbar mächtig Eindruck hinterlassen – die GZ hat immer noch das Team Schlewecke in lebendiger Erinnerung, das Oerding hier wie dort weiblich-forsch begleitete.

Lincke-Ring und Miner‘s Rock

Neben dem Lincke-Ring sind in der Tat aber auch die Kumpel-Konzerte der Miner‘s Rocker eine Konstante, die im Hintergrund der begehrtesten Künstler auftaucht. Fury in the Slaughterhouse waren zwischen 1989 und 1992 schon vor der Pfalz am Start. Deren Gründer und Brüder Kai und Thorsten Wingenfelder sind aber ebenso im Welterbe erprobt wie Versengold und Max Giesinger, die am Rammelsberg gastierten und wie Fury auf neun Stimmen kommen. Ebenfalls diese Zahl erhält Michael Patrick Kelly – er wäre ein Goslar-Novize. Santiano und Clueso werden achtmal gewünscht – die einen spielten zum Goslarer 1100. Geburtstag vor der Pfalz, der andere als Lincke-Ringträger im Juni 2015 auf dem Museumsufer.

Eines darf ruhig festgehalten werden: Goslars Musikgeschmack ist vielfältig. Fast 200 verschiedene Sänger, Bands, Comedians oder Formate wie 1980er-Party tauchen in den Schreiben auf, die manchmal zwei Wörter lang sind, aber auch schon Briefformat annehmen oder eine ganze Rangliste vorschlagen. Die Einsendungen kommen von Parteivorsitzenden und aus Schulleitungen, aus Verwaltungszentralen und Kulturkreisen, von jungen Menschen und erfahrenen Konzertgängern.

Ausführlich begründet

Die mit Abstand ausführlichste Begründung für ein weiteres Kaiser-Konzert kommt von Emely Sommer. Aber sie bringt es auch auf den Punkt: „Wir müssen Ronald Kaiser erneut in die Kaiserstadt holen. Denn welcher Künstler würde sich bei einem Konzert vor der Kaiserpfalz besser eignen als der einzig wahre Kaiser höchstpersönlich?“ Tatjana Müller, die das Konzert im Juni 2022 verpasst hat, wirbt weiter „Der Mann ist einfach grandios – mochte ihn in meiner Jugend schon und heute noch viel mehr.“ Er begeistere Menschen jeden Alters und berühre sie mit seinen Liebestexten – und zwar nicht nur die weiblichen Fans. Sie warb aber auch für Unheilig, Bernhard Brink, Matthias Reim, Thomas Anders, Kerstin Ott, Vanessa Mai, Michael Schulte und Max Giesinger.

Während diese Liste einer Person entsprungen ist, hat Gesine Ernst gleich eine kleine AOK-Umfrage abgeliefert: Klar habe es auch Wünsche wie Coldplay, U2, Ed Sheeran, Phil Collins, Bruce Springsteen, Bryan Adams, Linkin Park und Billy Joel gegeben. Aber bei den realistischen Namen lagen Fanta 4 und Michael Patrick Kelly mit drei Nennungen vorn. Rührend ist, wie Holger Weiberg argumentiert: „Meine Mutter wird nächstes Jahr 70, und ihr großer Wunsch ist es, Peter Maffay mal live zu erleben.“

Bei einigen schwingt noch das Erleben der jüngsten Konzerte mit. „Wir sitzen gerade gemütlich bei Feuer und Wein auf der Terrasse, da kamen uns so einige Ideen für das Kaiserpfalzkonzert“, verraten Iven und Steffi Bauermeister. Sie waren bei Völkerball und Ben Zucker dabei. Ihre Wertung: „Es war genial, danke, Goslar!“ Das meint übrigens auch Yvonne Gensch, die ebenfalls nach einem Konzert-Doppelpack überzeugt ist: „Es war mega, dass in Goslar wieder was los war – tolle Stimmung, gute Musik. Es muss weitergehen.“

Dank für das Sonntagskonzert

Gleich zweimal bedanken sich Einsender für den Auftritt von Philharmonic Rock am Sonntag auf der Pfalzwiese als Teil des Internationalen Musikfestes Goslar-Harz. „Es war das Beste, was ich seit Langem gehört habe“, erklärt Carmen Schatz-Schrader. „Ich habe so vor unseren Freunden geschwärmt, dass es auf alle Fälle voller würde“, glaubt sie. „Es hat allen Spaß gemacht! Gern noch öfter!“, schreibt Holger Diederich. Aber auch härtere Rock-Arten sind durchaus gefragt. „Eine richtig gute deutsche Heavy-Metal-Band wie Brainstorm, Primal Fear oder Rage würde die Wiese füllen und die Kaiserpfalz erbeben lassen“, ist etwa Thomas Kruckow überzeugt.

Und er ist nicht der einzige. „Goslar hat schon einen Hang zu Heavy Metal“, entnimmt Melanie Kipper vom Studio D4 den Einsendungen. Ihre wichtigste Nachricht ist aber dann doch: „Wir haben in der Tat mehrere von denjenigen angefragt, die von den Goslarern mehrfach genannt wurden.“ Der Veranstalter aus Wernigerode möchte im nächsten Jahr unbedingt wieder auf der Pfalzwiese spielen, muss laut Kipper natürlich aber auch noch vorher mit der Stadt sprechen. Wegen der erforderlichen Genehmigungen. Aber auch mit Blick darauf, was dort wann gebaut wird. Was konkret passiert, kann Kipper deshalb aktuell noch nicht sagen – und weil die Verhandlungen mit Künstlern noch laufen. Im Herbst glaubt das Studio D4 mehr zu wissen, will sich aber auch schon vorher melden, wenn es etwas zu verkünden gibt.

Und als kleiner Rausschmeißer noch ein paar Namen: Jeweils ein halbes Dutzend Stimmen vereinen noch Pur, Saltatio Morftis und Kerstin Ott auf sich. Fünfmal werden Wincent Weiss, Ina Müller, Fanta 4 und Peter Fox gewünscht.