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Bürokratisches Tauziehen um Transport

GZ Plus IconASB Bad Harzburg rettet Astfelderin aus Stralsunder Klinik

Bild aus dem Krankenwagen: Frauke Deileke fotografiert die beiden freundlichen Helfer vom ASB, die sie aus Stralsund nach Hause holen. John Leiße (links) und Roland Schwik nahmen die lange Fahrt von Bad Harzburg nach Stralsund auf sich, um die Astfelderin heimzubringen.

Bild aus dem Krankenwagen: Frauke Deileke fotografiert die beiden freundlichen Helfer vom ASB, die sie aus Stralsund nach Hause holen. John Leiße (links) und Roland Schwik nahmen die lange Fahrt von Bad Harzburg nach Stralsund auf sich, um die Astfelderin heimzubringen. Foto: Deileke

Wegen eines Oberschenkelhalsbruchs musste eine Astfelderin im Urlaub in einer Stralsunder Klinik behandelt werden. Die Operation glückte. Aber beim Rücktransport stellte sich der Soziale Dienst quer. Erst ein Hilferuf auf Facebook brachte Rettung.

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Von Petra Hartmann
Samstag, 26.07.2025, 14:00 Uhr

Astfeld. Ein Oberschenkelhalsbruch im Urlaub – und keine Chance, nach Hause zu kommen? Frauke Deileke aus Astfeld hat in einer Klinik in Stralsund Unglaubliches erlebt. Zum Glück las der ASB in Bad Harzburg auf Facebook den Notruf der Frau und holte sie nach Hause. Genau in der Nacht zu ihrem 65. Geburtstag.

Eigentlich sollte es ein schöner Urlaub an der Ostsee werden. Doch die Astfelderin rutschte beim Platznehmen auf ihrem Handtuch so unglücklich ab, dass sie sich einen Oberschenkelhalsbruch zuzog. Sie wurde in die örtliche Helios-Klinik gebracht. Der Unfall geschah am 14. Juli, am 15. wurde sie operiert. Mit der medizinischen Behandlung ist sie vollkommen zufrieden, wie sie betont. Doch dann ging es um den Rücktransport. Anscheinend war nur ein einziges Unternehmen vor Ort aufzutreiben, das sie liegend nach Hause fahren konnte. Denn ein Liegendtransport war ja aufgrund ihres Oberschenkelhalsbruchs geboten. Allerdings habe die Firma für die Fahrt 1708 Euro verlangt, rund 200 Euro mehr als der Preis, den Krankenkassen normalerweise abrechnen. Die Astfelderin wandte sich an ihre Krankenkasse, die Technikerkrankenkasse. Diese habe auch sofort Grünes Licht gegeben. „Sie haben bestätigt, dass sie den Betrag übernehmen“, sagt Frauke Deileke. Im Ernstfall hätte sie selbst auch die Kosten getragen. Aber dann habe sich die Mitarbeiterin des Sozialen Dienstes quergestellt. „Sie hat gesagt: So geht das nicht. Hat gesagt, sie brauche das schriftlich. Die Krankenkasse hat es doch schriftlich bestätigt, ich hatte sogar die Vorgangsnummer. Aber das reichte ihr nicht.“

Liegezeit überschritten – Tonfall verschärft sich

Gleichzeitig verschärfte sich der Ton gegenüber der Patientin, wie die Astfelderin berichtet. „Einmal standen sie mit drei Ärzten um mich herum und sagten, meine Liegezeit von drei Tagen sei schon lange überschritten. Dann haben sie mich gefragt, ob nicht mein Bruder mich abholen könnte.“ Mit Oberschenkelhalsbruch in einem Privat-Auto? Darauf wollte sich Deileke nicht einlassen. Aber es habe mehrere solcher Vorschläge gegeben. Freunde überlegten auch, ob sie sie mit einem Wohnmobil abholen könnten, aber das gehe nicht, habe einer der Ärzte gesagt.

Schließlich machte die Astfelderin ihrer Verzweiflung auf Facebook Luft: „Ich liege mit einem Oberschenkelbruch in Stralsund in der Helios-Klinik, die Liegezeit ist beendet, die Krankenkasse genehmigt den Rücktransport, wenn möglich liegend. Alles ist genehmigt, aber es ist nicht möglich, mich zu fahren“, schrieb sie am Mittwochvormittag. „Hier läuft alles anders, man wird langsam ungehalten, und dazu kommt: Die Liegezeit ist um drei Tage überschritten. Meine Familie, meine Freunde, die Unfallversicherung, alle versuchen alles! Ich brauche Hilfe. Ich hätte so etwas niemals für möglich gehalten.“

In diesem Fall erwies sich das „soziale Netzwerk“ wirklich einmal als sozial. Kaum fünf Minuten nach dem Hilferuf meldete sich der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) bei ihr. Alles gar kein Problem, sagte Sven Obermann, Chef des Stützpunktes Bad Harzburg des Regionalverbands Leine-Harz-Solling. Noch am selben Tag machten sich zwei Mitarbeiter mit dem Krankenwagen auf nach Stralsund.

400 Kilometer im Krankenwagen

Es war eine weite Reise, die John Leiße (Goslar) und Roland Schwik (Nörten-Hardenberg) auf sich nahmen. Rund 400 Kilometer liegen zwischen dem Stützpunkt im Harz und der Klinik in Mecklenburg-Vorpommern, eine Strecke von knapp fünf Stunden Fahrtzeit.

Leiße und Schwik fuhren um 14 Uhr los und meldeten sich im Abstand von rund einer Stunde regelmäßig bei der Patientin. Sie kamen um 20.30 Uhr an der Klinik an. Ein freundlicher Pfleger half Deileke und trug ihr die Tasche. Gegen 21 Uhr begann die Rückfahrt.

Die erste halbe Stunde habe ziemlich weh getan. Doch die Schmerzmittel halfen. Die ASB-Mitarbeiter hätten sich rührend um sie gekümmert. „Das ist ein ganz toller Verein!“, lobt Deileke. „Ich weiß schon, wohin ich demnächst spenden werde.“

Die beiden ASBler erzählten ihr, dass sie durchaus häufiger Patienten aus weiter entfernten Städten abholen. Kürzlich hätten sie sogar einen Krankentransport aus den Niederlanden durchgeführt.

Unvergesslich wird ihr sicher der Moment bleiben, als die beiden um Mitternacht für sie „Happy Birthday“ sangen. Ein aufgeblasener Gummihandschuh diente als Blumenstrauß. Ein solches Geburtstagsfest hatte die Astfelderin noch nie gefeiert.

Am Donnerstagmorgen um 1.30 Uhr erreichte sie endlich ihr Zuhause. Den Mittag und frühen Nachmittag verbrachte sie mit Papierkrieg. Was sie besonders ärgert, ist ein Absatz aus dem Arztbrief aus der Klinik: „Wir (...) organisierten den Transport in die Heimat. Bei unklarer Kostenübernahme und dadurch verzögertem Transport verlängerte sich der Aufenthalt insgesamt.“ Nein, von einem „Wir“ könne überhaupt nicht die Rede sein, stellt Deileke klar. Organisiert habe definitiv nicht die Klinik den Transport, sondern sie selbst und der ASB.

Die Helios-Klinik in Stralsund wollte auf GZ-Anfrage zu dem Vorgang keine Stellung beziehen. Pressesprecher Robert Lehmann berief sich auf die ärztliche Schweigepflicht sowie auf patientenschutz- und datenschutzrechtliche Bestimmungen.

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