Zwölf Millionen Euro fehlen, Linienstreichungen drohen
Die Linie 820 ist zwischen Bad Harzburg und St. Andreasberg unterwegs: Dem Busverkehr in der Region drohen 2027 tiefe Einschnitte. Foto: Eggers
Ein Defizit von zwölf Millionen Euro zwingt den Regionalverband Braunschweig zum Handeln. Weil die Landkreise und Städte, die den Verband tragen, nicht bereit sind, die Summe durch Mehrzahlungen auszugleichen, drohen Einschnitte in den Busfahrplänen.
Harz. Seit vielen Monaten ist bekannt, dass im Gebiet des Regionalverbandes Braunschweig voraussichtlich im Jahr 2027 heftige Einschnitte im Regio-Busnetz drohen. Bürgermeister und Landräte haben mit dem Verband im Dezember 2024 um zehn Millionen Euro gestritten, die die Verwaltungschefs nicht zahlen wollten. Das Problem wurde seinerzeit vertagt. Jetzt taucht es wieder auf der Tagesordnung auf, im Mai soll eine Entscheidung fallen.
In der nicht öffentlichen Verbandsratssitzung vergangene Woche soll es laut geworden sein, berichten Teilnehmer. Verwaltungschefs aus Braunschweig, Gifhorn, Goslar, Helmstedt, Peine, Salzgitter, Wolfenbüttel und Wolfsburg diskutierten mit Verbandsdirektor Ralf Sygusch und dem Verbandsvorsitzenden Detlef Tanke über herbe Einsparungen im Regio-Busnetz. Mittlerweile geht es um 12 Millionen Euro, um die die Ausgaben 2025 und 2026 gekürzt werden sollen. Auslöser für den Spardruck sind nach einer früheren Erklärung des Verbands Kostensteigerungen durch Inflation und die Energiepreisentwicklung. Der Regionalverband Großraum Braunschweig ist für die Verkehrs- und Regionalplanung zwischen Harz und Heide zuständig.
Mehr Geld über die Verbandsumlage
Als wahrscheinlich gilt offenbar folgendes Szenario: Die Landkreise und Kommunen geben mehr Geld über die Verbandsumlage ins System, aber nicht die volle vom Verband geforderte Summe. Dann käme es zwar zu Einschnitten, aber zu weniger harten. Außerdem, so ist inoffiziell zu hören, soll der Verband aufgefordert werden, selbst zu sparen. Auch von einer Rücklage ist in diesem Zusammenhang die Rede, die der Verband nutzen solle, um die Kosten zu decken.
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Bad Harzburgs Bürgermeister Ralf Abrahms (Grüne) gehört dem Verbandsrat zwar nicht an, ist aber über die in der Vergangenheit öffentlich diskutierten Pläne informiert. Wenn sie verwirklicht würden, drohe der Kollaps, sagt Abrahms, der den Zustand des Bus- und Bahnverkehrs in der Region seit langem mit Sorge und Ärger beobachtet und kommentiert. Die Pressestelle des Regionalverbands Großraum Braunschweig teilt zum Stand der derzeitigen Planungen und Überlegungen lediglich mit, die Beratungen würden noch laufen. Nach GZ-Informationen hat der Verband ein Papier vorgelegt, in dem konkrete Linienstreichungen durchgespielt werden. Wie es heißt, sollen die Verkehrsunternehmen, im Landkreis Goslar fährt Harz-Bus die meisten Strecken, bereits Einsparvorschläge formuliert haben. Damit würden die Ausgaben aber noch nicht mal um 4 Millionen Euro gekürzt.
Verbindungen streichen
Gespart werden soll auf drei Wegen: Die Busse sollen seltener abfahren, also nicht alle 30 Minuten, sondern nur noch jede Stunde. Dort, wo sie bisher jede Stunde starten, könnte künftig ein Zweistundentakt gelten.
Linien könnten sogar gestrichen werden, wenn auf der Strecke zur selben Zeit ein Zug fährt (Parallelverkehr). Denkbar wäre etwa, dass zwischen Goslar und Bad Harzburg oder zwischen Goslar und Langelsheim kein Bus mehr fährt, weil es ein Angebot auf der Schiene gibt.
Als dritter Weg bleibt die Möglichkeit, lokale Verbindungen zu streichen. Das sind Strecken, auf der im Landkreis Goslar beispielsweise die KVG fährt, die überwiegend in Bad Harzburg unterwegs ist. Auch der Braunlager Skibus, der in der Saison im Halb-Stunden-Takt vom Zentralen Omnibusbahnhof in Braunlage zum Hexenritt auf dem Wurmberg fährt, könnte dann aus dem Fahrplan verschwinden.
In seinem Einspar-Papier rechnet der Regionalverband vor, dass mit weniger engen Takten, dem Verzicht auf einen parallelen Busverkehr und der Abbestellung lokaler Linien die Ausgaben um 12 Millionen Euro gekürzt werden könnten. Politisch dürfte ein solch herber Einschnitt ins Busnetz aber nicht zu realisieren sein. So erscheint es realistisch, dass die Landkreise Goslar, Wolfenbüttel, Gifhorn, Peine und Helmstedt sowie die Städte Braunschweig, Salzgitter und Wolfsburg, die den Verband tragen, mehr Geld in die Umlage geben, um allzu tiefe Einschnitte zu vermeiden.
„Mit der Keule“
Zwar hatte Landrat Dr. Alexander Saipa (SPD) aus Goslar bereits im Dezember erklärt, es gehöre zu den Aufgaben des Regionalverbandes, mit den vorhandenen finanziellen Mitteln zu haushalten. Doch wenn der Verband am Ende keinen anderen Weg sieht, als „mit der Keule“ an das Busliniennetz zu gehen, wie es Bürgermeister Abrahms befürchtet, wird das auch den Verwaltungschefs nicht gefallen.
Sebastian Wertmüller, Braunschweiger Bezirksgeschäftsführer der Gewerkschaft Verdi, hatte sich ebenfalls im Dezember zu Wort gemeldet. Er kritisierte die Verwaltungschefs dafür, dass sie nur erklären würden, sie wollten oder könnten nicht mehr Geld zahlen. Die Gewerkschaft erwarte aber „eine ernsthafte und gemeinsame Anstrengung, um die Lücke zu schließen“.
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