Hans Manhart registriert Artenschwund bei Großpilzen im Harz

Hans Manhart ist Künstler und Pilzkenner und hat in seinem Atelierzimmer in Harlingerode bereits tausende Pilztafeln gemalt. Foto: Nachtweyh
Seit fast 40 Jahren kartiert Hans Manhart das Pilzvorkommen in Harz und Harly und malt zu allen Arten Pilztafeln. Was er beobachtet, ist ein massiver Artenschwund. Viele Fundarten sind vom Aussterben bedroht, andere gelten als verschollen.

Die von Manhart gemalte Pilztafel zeigt den Parasitischen Scheidling. Foto: Privat
Wenn Hans Manhart über Pilze spricht, dann nicht über Pfifferlinge und Hallimasche, sondern über eine mykologische Vielfalt, die in Gänze wohl noch lange nicht erfasst ist. Seit Kindesbeinen interessiert sich der Bad Harzburger für das Pilzvorkommen, fand das, was man bei den familiären Streifzügen in Wald und Flur entdecken konnte, „immer schon spannend“. Vor allem die ästhetische Vielfalt habe ihn begeistert, sagt der Künstler und pensionierte Kunsterzieher. Und er hat all seine Funde mit Pinsel und Farben dokumentiert: Rund 2000 seiner gemalten Pilztafeln sind inzwischen in der Niedersächsischen Landesbibliothek in Hannover archiviert.
Langzeit-Monitoring
Für seine Publikation „Die Großpilzflora im Harly“ hatte Manhart bis Ende vorigen Jahres dort 941 Pilzarten festgestellt. Der Höhenzug bei Vienenburg sei aus geologischer, botanischer und mykologischer Sicht besonders interessant, sagt der Experte. Dort betreibt er seit 1998 ein intensives Langzeit-Monitoring. Aber auch für den Nationalpark Harz ist Hans Manhart seit vielen Jahren als Fachmann unterwegs, um das Pilzvorkommen zu kartieren. Was er beobachtet, ist überall gleich: Infolge von Trockenheit und zunehmender Erwärmung schwindet die Artenvielfalt.
Den Grünblättrige Buntschirmling gibt es mit blauen und roten Schirmen. Er ist eine sehr seltene Art, die Manhart im Harly entdeckt hat. Foto: Privat

Die von Manhart gemalte Pilztafel zeigt den Rosahütigen Purpur-Röhrling. Foto: Privat
Wie bei den Insekten
Ähnlich wie bei den Insekten sei auch bei den Pilzen das Artensterben ein Alarmsignal, betont der Experte. Aber anders als bei den Insekten fehle es den Pilzen noch an einer Lobby, fügt er hinzu. Im Grunde stehe die Mykologie, die Pilzkunde, erst ganz am Anfang. Aktuell gehe man von rund 14.000 Großpilzarten aus, das sind Arten, die man mit bloßem Auge erkennen kann. Wie überall fehle es auch in der Wissenschaft an Nachwuchs. Also auch an Menschen, die das Pilzvorkommen in unterschiedlichen Regionen kartieren und Veränderungen wissenschaftlich untersuchen.
Für den Harly hätte der Harlingeröder ein einfaches Anliegen: „Leider fehlen in dem Natuschutzgebiet bis dato hinreichend aufklärende Informationstafeln, auch Hinweise zum Wege- und Sammelgebot“. Das würde er sich wünschen, um jedem Besucher des beliebten Naherholungs- und Wandergebietes den ungewöhnlichen Pilzartenreichtum dieses kleinräumigen Areals bewusst zu machen. Denn zurückdrehen lässt sich der Artenschwund nicht mehr. Ihn zu stoppen, wäre schon ein großes Ziel.
Die 476-seitige Publikation „Die Großpilzflora des Harly“ wurde vom Naturwissenschaftlichen Verein Goslar finanziell unterstützt. Das Buch ist bei BoD erschienen und über ISBN 9783769312706 zu beziehen.