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Abschied nach 17 Jahren

GZ Plus Icon„Amarula wird mir für immer in Erinnerung bleiben“

Pfarrer vor Kirche

Pfarrer Marcus Bertram wird am Samstag in einem Festgottesdienst verabschiedet. Foto: Leifeld

Pfarrer Marcus Bertram aus Döhren wird am Samstag in den Ruhestand verabschiedet. Welche Veränderungen ergeben sich damit im Kirchengemeindeverband Liebenburg?

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Von Andrea Leifeld
Samstag, 06.12.2025, 04:00 Uhr

Döhren. „Abschied ist irgendwie auch der kleine Tod, heißt es“ – Nachdenklich und auch durchaus berührt blickt Pfarrer Marcus Bertram auf den kommenden Samstag, 6. Dezember. Nach mehr als 17 Jahren wird er an jenem Tag mit einem Festgottesdienst in der St.-Georg-Kirche in Groß Döhren in den Ruhestand verabschiedet. Beginn ist um 14 Uhr. Im Anschluss gibt es für alle Gemeindemitglieder sowie Freunde und Wegbegleiter einen Empfang im Gemeindehaus.

Musikalisch gestaltet wird der Gottesdienst vom Döhrener Gospelchor „Joyful Singers“. Das lässt ihn schmunzeln. „Die Joyful Singers haben damals auch bei meinem Einführungsgottesdienst gesungen“, erinnert sich der 60-Jährige an den für ihn nicht minder bewegenden Moment. „Amarula wird mir für immer in Erinnerung bleiben“, sagt er und erinnert sich einmal mehr an ein damaliges Begrüßungslied, einen Gospel, der von einem alkoholischen Getränk aus Afrika handelt.

„Amarula“ bleibt in Erinnerung

Im Alter von 42 Jahren übernahm er im Juni 2008 die damalige Kirchengemeinde mit den Kirchorten Klein und Groß Döhren sowie Neuenkirchen aus der Vakanz. Damals wie heute liefen viele Vorhaben autark und verlässlich.

Es wurden 17 gute Jahre, in denen viele Veränderungen angestoßen und umgesetzt wurden. Er habe vielen Wegbegleitern zu danken, aber die Gefahr sei groß, jemanden zu vergessen. Deshalb hält er sich vage. „Ich hatte immer Rückhalt und Unterstützung aus der Gemeinde. Wir haben als Team gearbeitet“, so Bertram. „Die Leute vor Ort haben mich mit meinen Fehlern akzeptiert, so wie ich bin.“

Kirche bei Sonnenschein

In der St.-Georg-Kirche zu Groß Döhren wird Pfarrer Marcus Bertram in einem Festgottesdienst verabschiedet. Foto: Leifeld

Für ihn war die Konfirmandenarbeit immer wichtig und bedeutend. Nun nennt er doch einige Namen. Anfänglich leitete er sie gemeinsam mit der damaligen Kirchenvorstandsvorsitzenden Annette Schwinger, später dann mit Jakob Timmermann, Brigitte Gehrke und Lennart Rauscher. Nicht zu vergessen sind außerdem Mario Rieke und Peter Wieboldt. Die Zusammenarbeit war immer prima. „Die Arbeit mit tollen jungen Menschen ist das Fundament der Kirchenarbeit“, verdeutlicht er.

Starke und aktive Gemeinschaft

„Es war und ist eine starke und sehr aktive Kirchengemeinde, die aber auch immer bereit war und ist, Veränderungen mitzutragen.“ Bertram erklärt: „Die Kirche erhebt häufig Anspruch auf die Ewigkeit, aber auch Tod und Auferstehung gehören dazu.“ Auch hierfür gibt es Beispiele aus dem kirchlichen Gemeindeleben. Nichts muss für alle Ewigkeit Bestand haben. Aus unterschiedlichen Gründen kam das „Aus“ für den Döhrener Bastelkreis samt Weihnachtsbasar, für das Klein Döhrener Krippenspiel und für das Frauenfrühstück – alles Veranstaltungen, die über viele Jahre hinweg sehr gut und sehr erfolgreich liefen. Aber irgendwann ging es nicht weiter, ihre Zeit war vorbei.

Laut Bertram ist es wichtig, neue Ideen zuzulassen und nicht gleich alles zum Scheitern zu verurteilen, ohne es jemals ausprobiert zu haben. Er regte zweimal „Ideentage“ mit den Kirchenvorständen an, aus denen unter anderem der Gottesdiensttreff „Knabbern und Plaudern“, das Trauercafé und auch der Handarbeitskreis hervorgingen. Und siehe da: Auch das gemeinsame Frühstück wurde bei diesen Ideenfindungen wieder gewünscht und feierte mit neuem Team als „Frühstück für alle“ quasi eine Auferstehung.

„Wenn sich Helfer finden, die bereit sind, eine Aufgabe zu übernehmen, sollte man sie machen lassen“, weiß der Pfarrer aus Erfahrung. Auch die einmal im Jahr stattfindenden Wochenendfahrten mit den Kirchenvorständen waren ein wichtiger Nährboden für neue Ideen und den Gemeinschaftssinn.

„Was Döhren und auch Neunkirchen auszeichnet, ist das Wissen, wie stark Gemeinschaft ist.“ Um dieses wichtige Gut zu pflegen, sei ein Kirchenvorstand vor Ort für die Arbeit an der Basis unverzichtbar.

Veränderungen im Kirchenverband

Dies betont Marcus Bertram mit Blick auf manche von der Landeskirche Braunschweig angestrebte Veränderung. Nicht alle kann er gutheißen, aber die Gesellschaft und mit ihr die Kirche stehen nun einmal für Veränderungen.

„Es ist falsch, was ich im Ort höre: ‚Dann haben wir ja wieder keinen Pfarrer.‘ Die Nachfolge ist geregelt.“ Dirk Glufke wird als Pfarrer östlich des Flöthebergs den neuen Seelsorgebezirk 1 (Döhren, Liebenburg, Klein Mahner, Neuenkirchen) im Kirchengemeindeverband Liebenburg betreuen. Pfarrer Peter Wieboldt wird auf der westlichen Seite den Seelsorgebezirk 2 (Dörnten, Othfresen/Heißum, Ostharingen, Upen) betreuen.

Was ist geplant, wenn der Ruhestand am 31. Dezember amtlich ist? „Ich lasse mich vom Leben überraschen“, betont der leidenschaftliche Biker. Wege nach Döhren seien damit nicht ausgeschlossen.

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