Ein Goslarer mischt das Silicon Valley auf
Peter Tribelhorn hat 2017 am CvD Abi gemacht. Sein Start-Up wurde Anfang Juli von einem der erfolgreichsten US-Gründungszentren im Silicon Valley aufgenommen. Foto: Albert Law
Peter Tribelhorn (27) hat es mit seinem Start-up Hera in das renommierte US-Gründerzentrum Y Combinator im Silicon Valley geschafft. Sein Abitur legte er 2017 am Christian-von-Dohm-Gymnasium ab, jetzt bewegt er sich in der Elite der Tech-Gründer.
Goslar. Ein Goslarer Abiturient steht heute genau da, wo vor Jahren die Gründer milliardenschwerer Unternehmen wie Airbnb, Dropbox oder Reddit ihre Erfolgsgeschichte starteten: Der 27-jährige Peter Tribelhorn, der 2017 sein Abitur am Christian-von-Dohm-Gymnasium (Cvd) bestanden hat, ist mit seinem Berliner Start-Up Hera Anfang Juli in den begehrten Y Combinator (YC) aufgenommen worden. Dabei handelt es sich um eines der erfolgreichsten US-amerikanischen Gründungszentren mit Sitz im Silicon Valley in San Francisco. YC bezeichnet sich selbst als die mächtigste Start-Up-Community weltweit.
Jede Menge Arbeit
Für Tribelhorn und seinen Geschäftspartner Chia-Lun Wu, die in den kommenden drei Monaten vor Ort in San Francisco sein werden, bedeutet die erfolgreiche Bewerbung aktuell vor allem eines: jede Menge Arbeit. „Eigentlich arbeiten wir die ganze Zeit, außer wir schlafen“, sagt der Ex-CvDler, der für den Vertrieb des jungen Unternehmens zuständig ist, während sein Mitgründer programmiert. Bei ihrem Start-Up Hera handelt es sich um einen sogenannten Motion Designer, der mittels künstlicher Intelligenz in kurzer Zeit Grafikdesign mit Animation und Filmtechniken kombiniert. Mit den bisher üblichen Programmen sei es kompliziert und vor allem sehr langwierig, solche animierten Grafiken zu erstellen, erläutert der Hera-Gründer.
Ein spezieller Spirit
Die YC-Verantwortlichen hat der Ansatz überzeugt. Nun gehe es darum, Gründer mit Investoren zusammenzubringen, von der Community zu profitieren und sie zu erweitern. Tribelhorn berichtet von einem „speziellen Spirit“, der geradezu antreibend wirkt. Vor den Zielen, die man sich in San Francisco steckt, müsse man zunächst einmal vor Ehrfurcht erstarren. Das gehöre dort einfach dazu. „Wir wollen hier 40 Prozent pro Woche wachsen“, gibt der 27-Jährige die Richtung vor. Aktuell stünde der 2-Mann-Betrieb bei einem Wochenumsatz von rund 10.000 US-Dollar bei etwa 250 Kunden, vor allem aus den USA.
Der 2005 gegründete YC nimmt jedes Quartal junge Gründer auf, mittlerweile sind es gut 5000 Start-Ups, mit einem Wert von insgesamt 800 Milliarden Dollar, wie auf der Website zu lesen ist. Seit 2022 gibt es neben dem brillanten Netzwerk noch 500.000 US-Dollar Startkapital.
Vierte Bewerbung
Zum vierten Mal hätten sie sich mit ihrem Hera-Projekt beim YC beworben, erläutert Tribelhorn. Die Hürden für europäische Start-Ups liegen höher, meint er. Das Verfahren sei simpel aufgebaut, darum gebe es jedes Mal auch tausende Anwärter, die ihren Geschäftsideen an den Markt bringen wollen. Eine Formular-Bewerbung, dann noch – im Idealfall – ein kurzes Interview, dann wird entschieden. „Sie achten hier sehr darauf, dass man seine Idee in wenigen Worten und Minuten beschreiben kann“, gibt Tribelhorn einen Einblick ins Verfahren.
Dass ihn sein Weg einmal in die Tech-Welt des Silicon Valley führen sollte, sei alles andere als vorgezeichnet gewesen, erinnert er sich. Vor dem Abi am CvD habe er die Realschule Hoher Weg besucht. „Eigentlich wollte ich danach eine Ausbildung zum Industriekaufmann anfangen.“ Eine Lehrerin habe sich jedoch dafür eingesetzt, dass er weiter aufs Gymnasium wechselt.
Starke Prägung
Das anschließende BWL-Studium an der WHU in Koblenz habe ihn unerwartet stark geprägt. „Es waren schon viele Zufälle, die mich hierhergeführt haben“; räumt Tribelhorn ein. Nach dem Bachelor folgte der Master in Paris, dann ein Jahr als Investmentbanker in London. Anschließend habe er in Berlin bei einem Start-Up begonnen, das erfolgreiche Youtube-Kanäle aufgekauft und optimiert hat. So sei er mit dem Thema Motion Design in Kontakt gekommen. „Mir war aber immer klar, dass ich etwas Eigenes machen möchte“, blickt Tribelhorn zurück. Er lernte seinen Geschäftspartner kennen und vor einem Jahr wagten sie den Sprung ins kalte Start-Up-Wasser.
Nach den drei Monaten in Kalifornien soll die Hera-Geschichte in Berlin weitergeschrieben werden. „Wir wollen dort weiterwachsen und ein Team aufbauen“, sagt Tribelhorn. Aber warum zurück nach Deutschland? Zunächst einmal sei der Konkurrenzdruck nicht so überwältigend wie in den USA. „90 Prozent der Start-Ups hier machen etwas mit künstlicher Intelligenz“, berichtet der Jungunternehmer über die Situation beim YC. Es gebe aber auch ideelle Gründe: „Wir möchten zeigen, dass man in Deutschland ein Tech-Unternehmen aufbauen kann.“ Für ihn persönlich spiele auch die Nähe zum Harz eine Rolle: „Viele meiner besten Freunde und meine Familie leben dort. Ich versuche alle paar Wochen vorbeizuschauen – das erdet.“ Auch, wenn am anderen Ende der Welt die globale Tech-Elite wartet.

Peter Tribelhorn und sein Geschäftspartner Chia-Lun Wu bei der Vorstellung ihrer Hera-Geschäftsidee beim Y Combinator. Foto: Albert Law
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