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GZ Plus IconRückschläge, Ängste und Erfolg: Flux von Oomph! im GZ-Interview

Interview mit Flux (links) von Oomph!

Interview mit Flux (links) von Oomph! Foto: Oomph! / GZ (Montage)

Oomph!-Gitarrist Robert Flux alias Rene Bachmann verrät im Interview mit der GZ, wie die drei Bandmitglieder trotz 35 Jahren Bühnenpraxis die Magie behalten – und warum jeder Auftritt zählt. Am 22. November spielt die Band am Rammelsberg.

Von Sabrina Ouazane Samstag, 25.10.2025, 16:00 Uhr

Goslar. In der ehemaligen Schlosserei des UNESCO-Weltkulturerbes Rammelsberg in Goslar ist eine neue Konzertreihe entstanden, die jährlich stattfinden soll. Während der Premiere im November wird unter anderem die Rockband Oomph! aus Wolfsburg auf der Bühne stehen. Die GZ hat es sich nicht nehmen lassen, vorab mit dem Gitarristen Rene Bachmann aka Robert Flux zu sprechen.

Wie kam es eigentlich zur Gründung von Oomph!?

Wir haben uns 1989 gegründet und eigentlich auch kennengelernt auf einem kleinen Festival in Wolfsburg. Damals haben wir alle noch in Wolfsburg gewohnt und zu der Zeit haben wir recht schnell festgestellt, dass wir dieselben musikalischen Vorlieben haben. Was das Besondere damals war: Es gab viele kleine Bands und man machte Musik aus Spaß und traf sich einmal in der Woche und trank ein Bier zusammen und man kloppte auf den Instrumenten rum.

Wusstet ihr damals schon wo die Reise musikalisch hingehen würde?

Bei uns dreien war es von vornherein klar, wir wollen mal Musik als unseren Beruf machen und wir wollen davon leben. Wir wollen einen Plattenvertrag haben, auf Tour gehen und CDs machen, wie eben genau die Bands, von denen wir damals geschwärmt haben. Das war schon immer unser Traum und deswegen sind wir von Anfang an mit der richtigen Ernsthaftigkeit an die Sache herangegangen. Wir haben eben gar nicht versucht, uns in dem kleinen Wolfsburg einen Namen zu machen, sondern unser erstes Ansinnen war, wir schreiben eine ganze Menge Songs, machen Demos, bewerben uns direkt bei Plattenfirmen, die für diese Musikrichtung bekannt sind, und versuchen als Erstes, einen Plattenvertrag zu bekommen.

Und dann, mit der Plattenfirma im Rücken, fangen wir an, Promotion zu machen, eine CD zu veröffentlichen und Tourneen zu spielen. Wir hatten großes Glück, dass das auch funktioniert hat. Relativ schnell bekamen wir Angebote von einigen Labels und haben dann bei einem der damals renommiertesten Labels für diese Musikart in Berlin, bei Machinery Records, einen Vertrag bekommen. Ab da ging es sehr schnell, dass wir in der Szene Fuß fassen und unsere erste Deutschland-Tour gleich zum ersten Album spielen konnten.

Würdet ihr euch selber als Wolfsburger oder eher als Braunschweiger Band ansehen?

Wir sehen das nicht so eng, also genauso, wie man nicht so eng sieht, ob man Deutscher oder Europäer ist oder auf dieser Welt zu Hause ist. Ich selber bin in Salzgitter geboren, dann, mit elf Jahren, sind meine Eltern und ich nach Wolfsburg gezogen. Die anderen beiden sind in Wolfsburg geboren und man hat sich da kennengelernt. Irgendwann hat es mich nach Braunschweig verschlagen. Cr4p wohnt auch in Braunschweig. Unser nicht mehr ganz so neuer Sänger Der-Schulz ist ja gebürtiger Harzer und wohnt jetzt im Großraum Hannover. Also wir sehen das nicht so eng. In Wolfsburg sagen wir auf jeden Fall bei Interviews, wir sind eine Wolfsburger Band, und in Braunschweig sagen wir gerne, wir sind eine Band, die mindestens zu zwei Dritteln in Braunschweig wohnt und auch ihr Studio in Braunschweig hat.

Über die Jahre hat sich euer Sound verändert. War das ein bewusster Wechsel, den ihr eingeschlagen habt?

Bewusst war auf jeden Fall, dass wir uns von Anfang an nicht festlegen wollten auf eine Musikrichtung, einen Sound, weil man über die Jahre hinweg bei sich selber ja gemerkt hat, man mag heute diese Musik, morgen dann andere Musik – also was man jetzt selber als Fan mag, welches Album man sich gekauft hat. Und man entwickelt sich ja weiter. Wir waren da Anfang, Mitte 20, als wir die Band gegründet haben, und natürlich ändert sich der Musikgeschmack, es ändert sich die Zeit, es ändern sich die verfügbaren Instrumente und Techniken. Sich da schon auf eine Musikrichtung festzulegen, wäre, glaube ich, fatal gewesen. Da war eigentlich bei uns immer schon das Motto, dass die Veränderung und der stetige Wandel und die Weiterentwicklung ein Markenzeichen von Oomph! sind. Deswegen sollte auch der Name der Band uns nicht musikalisch festlegen. Wenn man Metallica heißt, dann ist es Metal und dann bleibt man vielleicht auch dabei.

Was bedeutet "Oomph!" eigentlich?

Oomph! ist eher so ein Klang und es ist ein Schlagwort, was eigentlich übersetzt so was wie geil heißt oder etwas beschreibt, was Sex-Appeal und eine gewisse Energie hat. Es startete damit, dass wir unsere musikalischen Anfänge und Roots aus den 1980ern mit der Rockmusik aus den 1970ern und 80ern verbunden haben. Also, dass man AC/DC und Motörhead mit Depeche Mode, Deutsch-Amerikanische-Freundschaft und The Cure verbunden hat und dann eben diese Art von Musik entstanden ist. Wir gelten ja auch als Wegbereiter oder eine der Initiatoren der Neuen Deutschen Härte. Das war aber nicht geplant.

Es hat sich einfach entwickelt aus unseren musikalischen Vorlieben. Aber auch dann haben wir nicht gesagt: ‚So, jetzt sind wir anscheinend die Väter der Neuen Deutschen Härte, jetzt müssen wir da weitermachen.‘ Da gab es dann natürlich auch wieder Entwicklungen, Alben wie "Plastik" oder "Ego", die wesentlich melodischer wurden und auch weiche Seiten zugelassen haben. Da wollten wir uns bewusst nie auf eine Richtung festnageln lassen. Ich denke mal, dass das auch unser musikalisches Kapital ist, aus dem wir unsere Kreativität gewinnen. Wir haben immer das Gefühl, wir können als Oomph! eigentlich machen, was wir wollen. Hauptsache, es gefällt uns, und ich glaube, das ist eben auch der Pool an Menschen, aus dem wir unsere Fans gewonnen haben. Wir sagen uns bei jedem Album, wir müssen nur das machen, was wir selber lieben, dann werden es unsere Fans auch lieben. Besonders die, die uns seit über 30 Jahren schon folgen, weil die müssten eigentlich genau unseren Musikgeschmack haben.

Das heißt, es bleibt zukünftig offen, ob sich noch etwas ändern könnte?

Ja, hoffentlich. Wir komponieren ja alle drei, und wir sind jetzt gerade in einer heißen Phase, wo ich es kaum abwarten kann, ins Studio zu gehen und meine Songideen den anderen beiden vorzuspielen. Wir stehen sozusagen in den Startlöchern fürs nächste Album. Cr4p hat eine Menge Songs geschrieben, ich habe eine Menge Songs zu Hause, aber wir haben sie uns noch nicht vorgespielt. Wir machen das ohne vorherige Absprachen. Das ist eigentlich immer der spannendste Moment. Ich frage mich dann immer: ‚In welche Richtung hat Cr4p komponiert? Passt das zu meinen Songs oder ist das eine ganz andere Welt?‘ Wir haben da nicht vorher abgesprochen, dass das nächste Album atmosphärisch und düster sein sollte oder so etwas. Wir schreiben einfach Songs, die wir lieben, wo wir jetzt erst mal beim Komponieren einfach Emotionen bei uns selber erzeugen können. Und nur mit dieser Leidenschaft sind wir in der Lage, ein neues Album zu machen. Dann arbeiten wir natürlich noch mal zu dritt an diesen einzelnen Ideen, werfen die zusammen und ändern häufiger etwas. Manchmal entstehen dabei so eine Art Zombie-Songs, bei denen wir einen Part von einer Demo des einen nehmen, aber mit dem Refrain des anderen komponieren und ganz große neue Dinge dabei entstehen. Also diese Magie im Studio – Ich kann es kaum abwarten, dass wir jetzt endlich loslegen.

Hast du einen oder mehrere Lieblingssongs von euch?

Also live sind es eher schnelle und rockige Nummern, bei denen man auf der Bühne hüpfen, springen oder ordentlich headbangen und sich ins Riff legen kann. Songs wie zum Beispiel „Kein Liebeslied“ oder „Mitten ins Herz“ machen mir dann Freude. Das wechselt aber auch, je nach Konzert oder je nachdem, was das Publikum zurückgibt. Da ist man manchmal überrascht: ‚Oh, diesen Song lieben sie hier in Südfrankreich. Okay, wir machen mit!‘ Und manchmal mache ich mir die Freude und nehme mir ein altes Album vor und höre mal genau die Songs, die keine Singles oder Videos geworden sind, die, die man fast schon vergessen hat. Wie viele Alben haben wir jetzt gemacht? 14 Alben? Das sind ein paar Hundert Songs, die hat man natürlich nicht bis ins letzte Detail im Kopf, und man entdeckt da manchmal einen Zwischenpart, einen C-Teil, bei dem man auf einmal einen Sound hört, an den man sich gar nicht mehr erinnern konnte, und erfreut sich dann noch mal ganz neu an einem Album von 1994 beispielsweise. Das macht Spaß. Da kann ich jetzt nicht irgendwie einen Song hervorheben.

Noch eine letzte Frage. Ist man nach 35 Jahren auf der Bühne eigentlich noch nervös, wenn man wieder einen Auftritt vor sich hat?

Ich war auf jeden Fall sehr nervös, als wir die erste Show in Hannover zum neuen Album „Richter und Henker“ hatten. Das war der erste Auftritt mit Der Schulz als neuem Sänger, und wir hatten auch einen neuen Schlagzeuger, den Simon, sowie einen neuen Keyboarder, den Lajos. Es waren also drei neue Menschen auf der Bühne, die das erste Mal die sechs neuen Songs vom neuen Album live gespielt haben. Wir haben natürlich entsprechend vorher geprobt, damit wir Sicherheit haben, aber trotzdem war es das erste Konzert der neuen Tour zum neuen Album. Wenn man aber dann nach einer halben Stunde festgestellt hat, es kommt gut an und die Leute akzeptieren die neuen Bandmitglieder, dann macht es Spaß, und aufgeregt bin ich dann nicht mehr. Das soll nicht abgestumpft klingen, aber wir haben eben schon Festivals und Shows auf der ganzen Welt gespielt. Ob man nun vor 80.000 in Wacken spielt oder eine Show in Mexico City hat oder in New York, man hat eine gewisse Routine. Aber der Spaß vergeht auf keinen Fall. Der ist nach wie vor da, und ich kann es kaum abwarten, wenn wir dann wieder lange im Studio an einem Album gearbeitet haben, dass wir damit dann wieder auf die Bühne hinausgehen.

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