Oberharzer entsorgen das Laub illegal: Nun greift die Stadt ein
Laub, Laub und noch mehr Laub: Der Herbst zeigt sich im Oberharz von seiner blättrigen Seite. Foto: Neuendorf
Der Herbst sorgt in Clausthal-Zellerfeld für Ärger beim Baubetriebshof. Viele kippen ihr schwermetallbelastetes Laub und ihren Grünschnitt einfach auf die Straße – doch das ist verboten. Jetzt will das Ordnungsamt verstärkt kontrollieren.
Clausthal-Zellerfeld. „Es nimmt überhand“, sagt Bernd Fischer, Leiter des Baubetriebshofs in Clausthal-Zellerfeld. Sein Tonfall lässt keinen Zweifel: Das Thema geht ihm gegen den Strich. Kaum ist der Herbst da, türmen sich an allen Ecken Laubhaufen. Viele Grundstückseigentümer schieben die Blätter einfach auf die Straße oder kippen sie auf öffentliche Flächen. „Das ist jedoch nicht erlaubt“, betont Fischer.
Tipps von Profis und Naturschützern
Wo sollen die Bad Harzburger mit dem Herbstlaub hin?
Immer wieder muss der Bauhof-Chef feststellen, dass Anwohner glauben, sie dürften das, weil die Bäume ja im öffentlichen Raum stehen. Tatsächlich aber ist jeder dafür verantwortlich, das Laub zu entsorgen, das auf dem eigenen Grundstück landet – egal, von welchem Baum es stammt. Geregelt ist das Ganze in der Straßenreinigungsverordnung.
Bauhofleiter: Das ist eine Umweltstraftat
Das Problem ist in Clausthal-Zellerfeld noch spezieller als anderswo. Eine Biotonne gibt es hier nicht, weil der Boden durch den jahrhundertelangen Erzbergbau mit Schwermetallen und Arsen belastet ist. Wenn also belastetes Laub oder Grünschnitt achtlos entsorgt wird, kann das sogar strafrechtliche Folgen haben. „Wenn im Grünschnitt Arsen steckt, reden wir nicht mehr von einer Ordnungswidrigkeit, sondern von einer Umweltstraftat“, erklärt Fischer. Weil sich aktuell die Beschwerden häufen, will nun auch das Ordnungsamt in Clausthal-Zellerfeld genauer hinschauen.

Jetzt im Herbst häuft sich das Laub, das zuvor noch golden an den Bäumen leuchtete – viel Arbeit also für die Mitarbeiter des Bauhofs. Foto: Neuendorf
Viele Bürger wissen offenbar nicht, was erlaubt ist und was nicht. Das Laub darf laut Fischer weder auf die Straße, in die Rinnstein noch in die Gullys gekehrt werden. Auch zum Nachbarn hinüber fegen ist tabu, es sei denn, der stimmt ausdrücklich zu. Wer seine Blätter und Gartenabfälle richtig loswerden will, kann sie auf den eigenen Kompost geben oder zur Deponie bringen.
Entsorgung von Laub ist teuer
Für den Bauhof ist die Laubflut eine enorme Belastung, schildert der Leiter. In der Hochsaison füllen sich täglich rund 20 Transporter und zehn Container allein mit Laub von öffentlichen Flächen. Und wenn dann noch illegal entsorgte Blätter von Privatleuten dazu kommen, sei das personell und finanziell kaum zu stemmen. Denn das belastete Material dürfe nicht zu Humus verarbeitet werden und müsse deshalb fachgerecht entsorgt werden. Dafür beauftragen die Eigenbetriebe der Stadt eine Fremdfirma, und die nimmt 178 Euro pro Tonne. „Bei über 3000 Grundstücken käme da schnell eine gewaltige Summe zusammen“, sagt Fischer.

Die Kehrmaschine ist im Dauereinsatz, um gegen die Laubberge anzukommen. Foto: Neuendorf
Das Problem ist aber nicht nur organisatorisch, sondern auch sicherheitsrelevant: Wenn nasses Laub auf der Straße liegen bleibt, wird es rutschig und kann für Fußgänger und Autofahrer gefährlich werden.
Kuriose Szene an einem Sonntag
Wie wenig Bewusstsein manche Bürger für die Regeln haben, zeigt eine Szene, die Bernd Fischer an einem Sonntag beobachtete. Ein Mann fuhr mit seinem Rasenmäher auf eine öffentliche Fläche und kippte dort seinen Grünschnitt ab. Als der Leiter des Bauhofs ihn darauf ansprach, klopfte der ihm nur kumpelhaft auf die Schulter und meinte: „Das mache ich immer so, die Stadt erlaubt mir das.“ Davon könne keine Rede sein, entgegnet Fischer. „So geht es nicht.“ Ein ähnliches Problem gebe es übrigens auch im Winter, wenn Schnee von Privatgrundstücken auf städtische Flächen geschoben werde – genau jene Flächen, die die Stadt selbst braucht, um den Schnee von den Straßen zu räumen.

Die Laubsituation ist im Oberharz noch mal spezieller als anderswo. Foto: Neuendorf
Copyright © 2025 Goslarsche Zeitung | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.