Unsichtbare Behinderungen: So kämpfen Betroffene in Goslar täglich
Christian Bormann, der Behindertenbeauftragte des Landkreises Goslar, wünscht sich mehr Inklusion und mehr Verständnis für die Bedürfnisse von Personen, deren Behinderungen nicht auf den ersten Blick erkennbar sind. Foto: Strache
Rollstuhlfahrer und Blinde, die sich mit ihrem Stock orientieren, sind sofort als Behinderte zu erkennen. Doch es gibt zahlreiche nicht-sichtbare Behinderungen. Über sie informiert der Behindertenbeauftragte des Landkreises Goslar, Christian Bormann.
Goslar. Nicht jede Behinderung ist auf den ersten Blick erkennbar. Viele Menschen leben mit Einschränkungen, die man ihnen nicht ansieht – und genau das macht deren Alltag oft besonders schwierig. Anlässlich des „Tags der nicht-sichtbaren Behinderungen“ – das Datum war der 20. Oktober – will der Behinderten-Beauftragte des Landkreises Goslar, Christian Bormann, auf die Probleme und die Lebensrealität von Menschen aufmerksam machen, die auf den ersten Blick nicht als Personen mit Handicap identifiziert werden können.
Oft werden diese Menschen einfach übersehen, sagt Bormann, der für mehr Verständnis in unserer Gesellschaft werben will. „Zu den sogenannten nicht-sichtbaren Behinderungen zählen zum Beispiel chronische Schmerzen, psychische Erkrankungen, Epilepsie, Diabetes, Autismus-Spektrum-Störungen, Multiple Sklerose oder Fatigue-Syndrome“, zählt Bormann auf. „Diese Beeinträchtigungen führen häufig zu einer starken Belastung im Alltag – bleiben aber für Außenstehende unsichtbar. Viele Betroffene erleben dadurch Unverständnis oder sogar Zweifel an ihrer Erkrankung.“
Verletzende Kommentare
Gerade Kommentare wie „Du siehst doch gesund aus“ könnten für Betroffene durchaus verletzend sein, weil sie das Unsichtbare infrage stellen, stellt Bormann klar.„Inklusion bedeutet, alle Menschen mitzudenken – auch jene, deren Behinderung man nicht sieht.“ Sein Anliegen: „Wir müssen lernen, genauer hinzusehen und offener miteinander umzugehen. Verständnis und Rücksicht sind oft wichtiger als Mitleid.“
Menschen mit nicht sichtbaren Behinderungen würden häufig auf Hürden anderer Art treffen: fehlendes Verständnis, mangelnde Flexibilität am Arbeitsplatz oder das Gefühl, sich ständig rechtfertigen zu müssen. Diese Barrieren im Kopf seien oft schwerer zu überwinden als bauliche Hindernisse.
Behinderung hat viele Gesichter
Der Tag der „Nichtsichtbaren Behinderungen“ ist daher ein wichtiger Anlass, um über dieses Thema zu sprechen. Bormann erinnert daran, dass Behinderung viele Gesichter hat – sichtbare und unsichtbare. Eine inklusive Gesellschaft erkennt beides an und schafft Rahmenbedingungen, in denen alle Menschen gleichberechtigt teilhaben können.
„Ich wünsche mir, dass wir alle sensibler werden für die Lebensrealitäten anderer“, sagt Bormann. „Nicht immer ist sichtbar, was jemand leistet oder durchsteht. Aber gerade das macht gegenseitigen Respekt so wichtig.“
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