Rammelsbergmuseum in Goslar macht millionenschwere Investionen

Einen spannenden Blick auf Technik in der Bildenden Kunst bietet die aktuelle Sonderausstellung. Allein die Inszenierung rund um die alten Rührwerke des Goslarer Bergbaus ist schon ein Erlebnis. Foto: Jörg Kleine
1990 lief die erste Sonderausstellung am Rammelsberg. Es war der Beginn einer erfolgreichen Entwicklung, die das Erzbergwerk zu einem Besuchermagneten für die Region machte. Für die Zukunft steht auch ein neues Marketing. Was die Besucher erwartet.
Goslar. Ein Jubiläum ist es nicht, aber ein bemerkenswerter Geburtstag: Am 7. Oktober vor 35 Jahren eröffnete das Museum am Rammelsberg seine erste Ausstellung. „Vom Bergbau zum Bergbaumuseum“ hieß die Sonderschau 1990.
Die damalige Geschäftsführerin Dr. Barbara Czerannowski und ihr kleines Team hatten die Ausstellung in der Mannschaftskaue, wie es damals noch hieß, verwirklicht: der riesige Umkleidesaal, der heute als Waschkaue bekannt ist. Gerade einmal zwei Jahre waren vergangen, seit die Preussag das Erzbergwerk stillgelegt hatte.
Ungewisse Zukunft
Viele offene Fragen: Harzer Welterbe gleicht einer Baustelle
Ein Bergwerk, das über die Jahrhunderte rund 27 Millionen Tonnen Erz lieferte – ob, Blei, Zink, Kupfer, Silber oder in kleinen Teilen auch Gold. Und ein Bergwerk, von dem der spätere Geschäftsführer Gerhard Lenz (2012 bis 2024) wiederholt schwärmte, es sei in mittelalterlichen Zeiten so etwas wie heute die Europäische Zentralbank gewesen. Kein Wunder also, dass Kaiser und Könige an Goslar auch die erzreichen Gruben enorm schätzten.
Retten vor der Flut

Am 7. Oktober 1990 eröffnete das Museum am Rammelsberg seine erste Ausstellung. Foto: Rammelsberg
Also förderte die Preussag für die Nachwelt nicht nur schweres Gerät zutage, sondern auch Dinge, die vom Leben der Bergleute berichten konnten. Ein Holzschuppen aus der Frühstücksbucht etwa, aber auch Bänke und Utensilien bis hin zum Geschirr.
1992: Anerkennung als Welterbe
Besucherführungen am Rammelsberg gab es schon viele Jahre zuvor, als das Bergwerk noch in Betrieb war. So durften Gäste den Roeder-Stollen schon seit den 1970er-Jahren in Augenschein nehmen – hergerichtet durch ein Projekt der Auszubildenden am Rammelsberg. Auch eine große Mineraliensammlung der Preussag existierte, die später in Teilen an das Museum übergingen.
Internationale Bedeutung hatte der Rammelsberg schon seit Jahrhunderten. Nach dem Aus trieb vor allem der damalige Bezirkskonservator Dr. Reinhard Roseneck das Projekt voran, um das Bergwerk mit Stollen und Bauten als Monument auch für die Zukunft zu erhalten. Roseneck gelang es, einen Antrag für die Unesco erfolgreich zu erarbeiten und zu platzieren. So wurden der Bergbau am Rammelsberg und die Altstadt von Goslar 1992 zum Welterbe erklärt – Nummer 632 auf der weltweiten Unesco-Liste und Nummer elf in Deutschland.
Viel Schubkraft durch „Expo 2000“
Von 1993 bis 1996 war das Museum unter Ägide des Geschäftsführers Dr. Peter Eichhorn indes noch stark auf Bergbautechnik ausgerichtet, erklärt Großewinkelmann im Rückblick. Doch schimmerte die „Expo 2000“, die Weltausstellung in Hannover, bereits am Horizont, was den Rammelsberg als Außenstandort der Expo immens beflügelte. Roseneck übernahm die Regie des Welterbes, öffentliche Gelder flossen reichlich. Neues Konzept für eine Dauerausstellung, Ausbau des Roeder-Stollens, die Aufbereitung der Eindicker gehörten zu diesem Mammutprojekt – und der wesentliche Teil der gesamten Infrastruktur, wie sie bis heute am Rammelsberg besteht.

Geschäftsführer Dr. Johannes Großewinkelmann und Marketingleiterin Ipek Canbazer in der Waschkaue am Rammelsberg. Foto: Rammelsberg
Nach viel Zoff um Finanzlöcher mussten Roseneck und der damalige Mitgeschäftsführer Jürgen Meier im Sommer 2003 am Rammelsberg allerdings gehen. Susanne Abel (2006 bis 2008) und Andrea Riedel (2008 bis 2011) folgten als Geschäftsführerinnen, 2012 dann Gerhard Lenz, der das Rammelsbergmuseum und das Harzer Welterbe in neues Fahrwasser brachte.
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Zuvor hatte schon Johannes Großewinkelmann 2010 als Leiter der Museumssammlung am Rammelsberg angeheuert. Großewinkelmann erarbeitete ein Konzept, katalogisierte die Bestände, baute eine digitale Datenbank auf und verknüpfte sie online auch mit Datenbanken anderer Museen. Dabei musste Großewinkelmann auch Teile „entsammeln“, schildert er mit einem Schmunzeln: „Ein Depot ist schließlich keine Deponie.“
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Aus dem beträchtlichen Fundus entwickelten Großewinkelmann und das Rammelsberg-Team dann Jahr für Jahr große Ausstellungen. Premiere war 2011 die Sonderschau „750 Jahre Knappschaft“, in den Folgejahren ging es etwa um Fotografien im Bergbau, um das Leben der Bergleute, um Verbindungen zu Kunst, Architektur und (Welt-)Literatur. Denn auch Johann Wolfgang Goethe (1749 bis 1832), Heinrich Heine (1797 bis 1856) und der berühmte dänische Schriftsteller Hans Christian Andersen (1805 bis 1875) sind mit Goslar und dem Rammelsberg verbunden.
Neues Marketing und neue Investitionen
Unter Ägide von Gerhard Lenz richtete der Rammelsberg zudem das Marketing viel stärker auf Besucher aus – in den vergangenen Jahren vor allem auch über digitale Kanäle. Hier führt Ipek Canbazer die Regie, die im April 2018 am Rammelsberg loslegte. Devise: „Wir brauchen auch jüngere Besucher, denn der Rammelsberg ist keine Heimatstube“ – sondern Unesco-Weltkulturerbe. Zugleich ging es um enge Vernetzung mit dem Tourismus, mit Bloggern, aber vor allem auch mit Gastgebern im Harz, die als Botschafter für den Rammelsberg sehr wichtig sind.
Derweil steht der nächste Schub am Rammelsberg an. 4,5 Millionen Euro sollen ab 2026 in einem Zeitraum von drei Jahren investiert werden. Das reicht von der Erneuerung der Dauerausstellung und Investitionen unter Tage bis zum neuen Fahrstuhl, skizziert Großewinkelmann.
Parallel zum 35. Geburtstag des Rammelsberges als Museum lief auf Instagram ein Quiz, die Auflösung erfolgt am 7. Oktober. Und noch ein Schmankerl für diesen Tag: Wer Geburtstag hat oder 35 Jahre als ist, erhält freien Eintritt. Also auf zum Rammelsberg – und den Ausweis nicht vergessen.
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