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Feuerwehr im Landkreis Goslar

GZ Plus IconZwei Münchehofer kämpfen in Spanien gegen den Waldbrand

Jens Nolte im Einsatzgebiet auf einer Höhe von zirka 2000 Metern.

Jens Nolte im Einsatzgebiet auf einer Höhe von zirka 2000 Metern. Foto: Privat

Zwei Feuerwehrleute aus dem Landkreis Goslar waren beim Kampf gegen den Waldbrand in Spanien dabei: Jens Nolte und Mika Adams erzählen von ihren Erfahrungen im Gebirge, das höher ist als der Brocken, und von ihrem Spezialfahrzeug mit eigener Dusche.

Von Petra Hartmann Sonntag, 07.09.2025, 08:00 Uhr

Goslar/Münchehof. Ein unvergesslicher Einsatz für zwei Feuerwehrleute aus Münchehof: Mika Adam und Jens Nolte waren beim Kampf gegen die Waldbrände in Spanien mit dabei. Inzwischen sind sie heil zurückgekommen und können von ihrem Einsatz mit dem Spezialfahrzeug und ihren Erfahrungen berichten.

Eines vorweg: „Beim Wort ‚Spanien‘ habe ich immer nur an Meer und Strand gedacht“, sagt Nolte. Dass es so hoch ins Gebirge gehen würde, hatte er sich nicht vorgestellt. Und ob der Einsatz beim Brockenbrand nun eine gute Vorbereitung war? Hilfreich sei es schon gewesen, aber: „Wir waren auf einer Höhe von 2000 Metern eingesetzt. Da müssen Sie auf den Brocken schon noch etwas drauflegen“, sagt der 56-Jährige. Norddeutschlands höchster Berg hat gerade einmal 1141 Meter Höhe.

Unterwegs zum Einsatzort: ein Fahrzeug zur Waldbrandbekämpfung des Katastrophenschutzes Niedersachsen.

Unterwegs zum Einsatzort: ein Fahrzeug zur Waldbrandbekämpfung des Katastrophenschutzes Niedersachsen. Foto: Privat

Der Alarm kam überraschend und war etwas verwirrend. Am Sonntagmorgen, 17. August, um 7.48 Uhr leuchteten die Worte „Tragehilfe Spanien“ auf. Eine andere Bezeichnung habe man wohl nicht vorrätig gehabt, meint Nolte. Dazu gab es die Antwortoptionen „Keine Möglichkeit“, „Wäre möglich nach Klärung“ und „Ich wäre dabei“. Von den Waldbränden in Spanien hätte er zwar in den Nachrichten gehört, auch mit Kollegen darüber gesprochen, aber es sei alles „sehr weit weg“ für ihn gewesen, sagt Nolte. Mit einem Einsatz dort habe er gar nicht gerechnet.

Arbeitgeber geben grünes Licht

Die beiden Münchehofer sagten zu und mussten ihren Arbeitgebern erklären, dass sie am Montag nicht antreten würden. Nolte arbeitet bei der Firma Würth in der Goslarer Baßgeige, der 23-jährige Adam bei der Stadt Seesen, beide bekamen für den Brandeinsatz grünes Licht. Wofür die Feuerwehr sehr dankbar ist, betont Nolte, eine solche Unterstützung sei ja nicht selbstverständlich.

Die beiden Münchehofer gehören der GFFF-V Einheit (Ground Forest Firefighting using Vehicles) Göttingen-Goslar an. Sie bedienten ein Fahrzeug, das speziell für die Bekämpfung von Waldbränden entwickelt wurde.

Die Fahrzeugbesatzung (von links): Jens Borchers (Landkreis Göttingen, Ortsfeuerwehr Barbis), Mika Adam (Landkreis Goslar, Ortsfeuerwehr Münchehof), Jens Nolte (Landkreis Goslar, Ortsfeuerwehr Münchehof) und Sven Deppe (Landkreis Göttingen, Ortsfeuerwehr Barbis).

Die Fahrzeugbesatzung (von links): Jens Borchers (Landkreis Göttingen, Ortsfeuerwehr Barbis), Mika Adam (Landkreis Goslar, Ortsfeuerwehr Münchehof), Jens Nolte (Landkreis Goslar, Ortsfeuerwehr Münchehof) und Sven Deppe (Landkreis Göttingen, Ortsfeuerwehr Barbis). Foto: Privat

Es hat 3000 Liter Löschwasser geladen und zusätzlich in einem separaten Tank 500 Liter, mit dem sich der Wagen selbst beregnen kann, wenn er von Feuer umgeben ist. „Das ist, als ob man unter einer großen Dusche steht“, beschreibt Nolte die Technik. Doch diese Sicherheitseinrichtung, genau wie die Atemluftversorgung für den Notfall, brauchten sie nicht. Besetzt war das Fahrzeug mit vier Feuerwehrleuten. Außer Gruppenführer Nolte und Truppmitglied Adam waren noch zwei Kameraden aus Barbis im Landkreis Göttingen an Bord. Das Fahrzeug selbst stammte aus Celle, war aber baugleich mit dem Typ, den die Münchehofer bei ihren Übungen nutzen. Oft mussten Bulldozer erst Wege für die Feuerwehr schaffen, vor allem in den größeren Höhen war das Gelände oft unwegsam. Kritische beziehungsweise lebensgefährliche Situationen habe es eigentlich nicht gegeben. Die Planung und Einsatzleitung sei sehr gut gewesen. „Gefährlich war es schon manchmal, aber dafür sind wir ja ausgebildet.“

Kein Vergleich zum Brockenbrand

Adam als gelernter Forstwirt stellte schon einen etwas anderen Umgang der Spanier mit den brennenden Wäldern fest. Er erzählt von den „Doze-Lines“, die von den Bulldozern in die Waldflächen gerissen wurden. Im Harz schwer vorstellbar. Allerdings: Die Brände in Spanien ließen sich in keiner Weise mit dem Brockenbrand oder dem jüngsten Waldbrand bei Goslar vergleichen. „In Goslar ging es um zehn Hektar, da lachen die Spanier drüber“, meinte er. Im Ernstfall ließe man in Spanien auch mal einige Flächen kontrolliert abbrennen.

Ein Mann in der Nähe des Brandes von Quiroga. Quiroga ist der am stärksten von den Bränden in Ourense betroffene Bezirk in der Provinz Lugo.

Ein Mann in der Nähe des Brandes von Quiroga. Quiroga ist der am stärksten von den Bränden in Ourense betroffene Bezirk in der Provinz Lugo. Foto: Carlos Castro/EUROPA PRESS/dpa

Insgesamt waren 14 Feuerwehrleute aus Niedersachsen beim Brandeinsatz mit dabei. Sie hatten sich einer Einheit aus Nordrhein-Westfalen angeschlossen, was zu der etwas ungewöhnlichen Einsatzkleidung der Niedersachsen führte: Um nach außen hin als eine Einheit zu wirken und als Team erkennbar zu sein, trugen sie in Spanien Oberbekleidung aus NRW. Sie sind aber weiterhin an den sandfarbenen Hosen als Niedersachsen zu erkennen. Die Brandbekämpfer aus beiden Bundesländern stellten zusammen eine 67-köpfige Truppe und rückten mit 23 Fahrzeugen an.

Was die Helfer vor Ort ganz besonders beeindruckt hat: die Freundlichkeit und die Dankbarkeit der Spanier. Wenn die deutschen Helfer mit ihren Fahrzeugen die Straße entlang kamen, winkten die Spanier ihnen zu, standen auf Brücken und Balkonen, applaudierten. Nolte will auf jeden Fall einmal Urlaub in Spanien machen. Später.

Viele Freundschaften geschlossen

Eine bleibende und beeindruckende Erfahrung war auch die Kameradschaft unter den Feuerwehrleuten. Die Kräfte vor Ort kannten sich vorher größtenteils nicht, aber die Zusammenarbeit klappte sofort. Viele haben neue Freundschaften geschlossen und Adressen ausgetauscht. Auch die Zusammenarbeit mit den spanischen Einsatzkräften habe sehr gut geklappt, betont Adam. Die Ausbildung sei sehr ähnlich. Die Einsatzkräfte verständigten sich bei Bedarf auf Englisch, aber oft habe man gar nicht viel reden müssen.

Wieder daheim: Die niedersächsischen Einsatzkräfte landen in Celle.

Wieder daheim: Die niedersächsischen Einsatzkräfte landen in Celle. Foto: Niedersächsisches Landesamt für Brand- und Katastrophenschutz

Nach dem zweiwöchigen Einsatz – drei Tage Hinfahrt, sieben Tage Löschen, drei Tage Rückfahrt – kehrten die Feuerwehrleute nach Deutschland zurück. Von den Kollegen aus NRW trennten die 14 Niedersachsen sich in Aachen und fuhren dann weiter nach Celle, wo sie kurz nach 2 Uhr ankamen. Es gab ein paar lobende Worte und ein kleines Büfett, dann fuhren die Münchehofer weiter nach Hause. Hier trafen sie gegen 5 Uhr morgens ein, und auch hier hatten die Feuerwehrkameraden und Familien einen kleinen Empfang mit Willkommenstransparent vorbereitet. Nolte hat sich darauf eine Woche Urlaub genommen. Adam ging am Montag bereits wieder zum Dienst bei der Seesener Stadtverwaltung. „Insgesamt ist es eine ganz große Erfahrung für mich gewesen, nicht nur das Feuerlöschen“, sagt der 23-Jährige.

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