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Dritter Verhandlungstag

GZ Plus IconOkeraner Mordprozess: Sohn belastet den Vater schwer

Der Angeklagte im Mordprozess sitzt zwischen seinem Anwalt Matthias Jochmann und einem Dolmetscher.

Der Angeklagte im Mordprozess sitzt zwischen seinem Anwalt Matthias Jochmann (l.) und einem Dolmetscher. Foto: Klengel

Im Okeraner Mordprozess hat der Sohn ausgesagt, seine Mutter habe ihm im Sterben den Namen des Vaters genannt. Der Angeklagte weist jede Schuld von sich.

Von Corina Klengel Montag, 10.11.2025, 18:53 Uhr

Braunschweig/Oker. Der dritte Verhandlungstag im Prozess gegen den 50-jährigen Syrer, dem man die Ermordung seiner Ehefrau durch Verbrennen vorwirft, begann mit weiteren Aussagen des Angeklagten. Erneut warf er seinem ältesten Sohn vor, „viel zu lügen“.

Vor allem bestritt der Angeklagte, dass seine schwer verletzte Frau dem gemeinsamen Sohn gesagt haben soll, dass er für die Tat verantwortlich sei.

Polizei widerspricht Aussage

Der 50-Jährige beteuerte, ebenfalls zu seiner brennenden Frau geeilt zu sein und beim Löschen geholfen zu haben. Dies wurde jedoch durch Polizisten anders geschildert. Demnach habe sich der Angeklagte zu keinem Zeitpunkt auch nur in der Nähe der Verletzten befunden.

Nachdem die Frau im Mai mit einem Brandbeschleuniger übergossen und angezündet wurde, fiel oder sprang sie aus ihrem Schlafzimmerfenster im ersten Obergeschoss eines Mehrfamilienhauses in Oker. Sie fiel vier Meter tief, wobei sie sich Frakturen an Rippen und der Wirbelsäule zuzog, wie von einem Rechtsmediziner erläutert wurde. Nahezu ihre gesamte Hautoberfläche sei verbrannt gewesen. Neben dem Verbrennungsschock habe er auch ein Inhalationstrauma festgestellt, so der Zeuge der Medizinischen Hochschule Hannover.

„Sie lag auf dem Rücken und brannte immer noch“, berichtete einer der Polizisten.

Bei seinem Eintreffen hätten sich rund 20 Menschen vor dem Haus gesammelt, die aufgeregt gerufen und gewunken hätten. Das Brandopfer habe auf einer eingezäunten Fläche gelegen. Für die Rettungskräfte habe der Zaun aufgeschnitten werden müssen.

Der 22-jährige Sohn des Opfers sagte aus, sein Vater habe ihn und seine Brüder nachts mit dem Ruf geweckt, das Haus brenne. Daraufhin habe er seinen jüngsten Bruder hochgenommen und sei mit dem 17-jährigen Bruder hinausgelaufen. Sein Vater habe die Schwester nach unten geführt.

Vor dem Haus wartend habe er über den Zaun in den Garten geblickt und gesehen, dass dort etwas brannte. Aber er sei erst gar nicht auf die Idee gekommen, dass das ein Mensch sein könnte. Erst als er seine Mutter habe rufen gehört, sei er über den Zaun geklettert und zu ihr hingelaufen.

Flammen mit Shirt gelöscht

Er habe sein Shirt ausgezogen und die Flammen gelöscht. Auf seine Frage, was denn passiert sei, habe sie dreimal laut und deutlich „dein Vater“ gesagt. Deswegen sei er später auf seinen Vater losgegangen. Er habe wissen wollen, warum er das getan habe.

Der 22-Jährige besuchte seinen Vater in der U-Haft und wiederholte seine Frage nach dem Warum. Doch sein Vater habe jedes Mal geschworen, er sei das nicht gewesen. Als er andeutete, seine behinderte Schwester könnte den Brand gelegt haben, habe er wütend auf den Tisch geschlagen und sei gegangen. Dass seine Mutter starb, habe der Angeklagte nicht glauben wollen.

Nach den Schilderungen des Sohnes gab es in der Familie schon lange Probleme.

Seit die Familie 2016 nach Deutschland kam, seien sie sehr häufig umgezogen. Der Grund sei die Eifersucht und die zunehmende Kontrollsucht des Vaters gewesen. Der 22-Jährige erzählte von den Kameras in den diversen Wohnungen. Damit habe der Vater kontrollieren wollen, ob seine Frau fremdgehe. Zuletzt habe sie die Wohnung nicht mehr allein verlassen dürfen. „Ich habe gemerkt, er ist krank“, sagte der 22-Jährige. Nach einem Streit brachte er seinen Vater sogar zur Polizei, was einen Aufenthalt in der Liebenburger Klinik zur Folge hatte.

Ein Tresor und viel Bargeld

Als der 22-Jährige nach dem Tresor gefragt wurde, den man in der Tatnacht im Auto fand, erklärte er, der Tresor sei das „Heiligtum“ seines Vaters gewesen. Die Polizei stellte fest, dass der Angeklagte zudem rund dreitausend Euro in kleinen Scheinen in den Manteltaschen gehabt hatte. Dazu äußerte der 22-Jährige, er glaube, dass sein Vater an diesem Tag mit all seinen Habseligkeiten habe flüchten wollen.

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