Wie dieser neue Kronleuchter die Lutherkirche verändert
Der neue Kronleuchter scheint mitten im Gotteshaus zu schweben. Foto: Schlegel
Wie bringt man einen vier Meter breiten Leuchter sicher unter eine 16 Meter hohe Decke? In der Lutherkirche ist das gelungen. Die GZ erklärt das 100.000-Euro-Projekt Schritt für Schritt.
Bad Harzburg. Das Innere der Lutherkirche hat in den vergangenen Jahren seine ursprüngliche Farbenpracht zurückbekommen. Die Freilegung und Restaurierung der Quensen-Wandmalereien war ein Mammutprojekt und ist jetzt, bis auf letzte kleine Bereiche, vollbracht. Auch erste Bausteine eines Beleuchtungskonzeptes sind bereits gelegt, die Farbenpracht soll ja ins rechte Licht gerückt werden.
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Der frühere imposante Radleuchter mit vier Metern Durchmesser ist in den 1960er Jahren gegen den Protest der Gemeinde entfernt und vermutlich verschrottet worden. Foto: Ahrens-Archiv
Ursprünglich hatte die Lutherkirche einen imposanten Radleuchter mit vier Metern Durchmesser. Er war in den 1960er Jahren gegen den Protest der Gemeinde entfernt und vermutlich verschrottet worden, soviel weiß die Gemeinde. Er galt seinerzeit als Blickfang beim Betreten der Lutherkirche – ausgestattet mit 72 Kerzenhaltern.

Der neue Leuchter ist im Kirchenschiff präsent und bleibt dennoch unauffällig. Foto: Schlegel
Laut Festschrift von der Kircheneröffnung im Jahr 1903 hatte der Leuchter damals einen Wert von 1100 Mark und war aus Erträgen von Konzerten und Aufführungen bezahlt worden.
Von diesem mächtigen Teil gibt es nur wenige Fotografien, aber die Gemeinde wusste, wie er aussah. Und es war schnell klar: Der neue Leuchter sollte anders werden. „Wir sind kein Museum“, so die geschäftsführende Pfarrerin Petra Rau.

Küster Jacob Hinkel testet die Vorrichtung auf dem Dachboden, mit der der Leuchter gehoben und gesenkt werden kann. Foto: Schlegel

Durch dieses Loch in der Decke verläuft das Stahlseil, an dem der rund 70 Kilo schwere Leuchter aufgehängt ist. Foto: Schlegel

Norbert Sauer testet die Aufhängestange, die mit einem Seil in die Höhe gezogen wird. Foto: Schlegel
Befestigt ist der Leuchter an einem Stahlträger, der über der Gewölbedecke auf dem Dachboden der Kirche auf den schweren Dachbalken ruht. Er wurde vom Statiker überprüft und kann ein Gewicht von 400 Kilogramm tragen. Der Leuchter wiegt rund 70 Kilogramm. Also ist alles im grünen Bereich.
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An dem Stahlträger ist ein Flaschenzug angebracht, an dem die zentrale Stange des Leuchters mit einem Stahlseil befestigt ist. Er kann also mit einer Kurbel, die sich ebenfalls auf dem Dachboden befindet, nach unten ins Kirchenschiff gelassen werden, in erster Linie, um ihn zu reinigen. Anschließend wird er wieder hochgekurbelt, ein Teil der Stange ragt dann gut 1,20 Meter in den Dachboden hinein. Weiter unten an der Stange ist eine runde Holzplatte montiert, der Schlussstein des Gewölbes, der das Loch verschließt.

Der Schlusstein verschließt das Loch in der 16 Meter hohen Kuppeldecke. Foto: Schlegel

Harald Scholz und Norbert Sauer von „Scholz Lichttechnik“ bauen die Ringe des Leuchters am Boden zusammen. Foto: Schlegel
Am Donnerstagmorgen war die technische und auch optische Endabnahme durch die Kirchengemeinde. Eine Delegation um Petra Rau, Propst Jens Höfel und den Architekten Uwe Kleineberg, der die Bauprojekte der Kirche betreut, sah zum ersten Mal den neuen Leuchter in seiner ganzen Pracht. Und die Gruppe erlebte, wie er das erste Mal vor Publikum eingeschaltet wurde. Bis dato war ja alles nur Planung und blanke Theorie gewesen.
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Nein, beim Kronleuchter ist alles gutgegangen. Sehr gut sogar. „Das sieht fantastisch aus“, so Petra Raus erste Reaktion. Eingeschaltet schwebt das Licht im Kirchenschiff, die mit Schlagmetall vergoldeten Ringe wirken leicht und dezent. Und trotzdem „ist er präsenter, als gedacht“, so die Pfarrerin.

Die mattgoldene Farbe ist sowohl in Anlehung an die Quensen-Ornamente als auch als Pendant zum Rednerpult (unten links) gewählt worden. Foto: Schlegel
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