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Festakt am Luchsgehege

GZ Plus IconKinder übernehmen Patenschaft für zwei Raubkatzen im Harz

Colin (l.) und Emma-Lou aus der Grundschule Vienenburg schauen in die Kamera und tragen Luchsohren aus Pappe.

Gut vorbereitet für die Luchstaufe: Colin (l.) und Emma-Lou aus der Grundschule Vienenburg. Foto: Schlegel

Großer Bahnhof bei den Zuchtluchsen an der Rabenklippe: Kinder übernehmen Patenschaften und taufen ein Tier. Nur die Hauptdarsteller bleiben auf Abstand.

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Von Holger Schlegel
Mittwoch, 17.12.2025, 14:00 Uhr

Bad Harzburg. Der aus der Schweiz importierte Zuchtluchs im Rabenklippengehege heißt jetzt Reto. Diesen Namen suchte die 5. Klasse des Niedersächsischen Internatsgymnasiums für das Tier aus, das seit dem Sommer dort lebt. Seit Oktober hat er zwar auch eine Gattin, nämlich die ukrainische Luchsdame Rikki. Bislang hatte ihm nur ein Name gefehlt. Die Klasse, die ihn taufte, übernahm gestern auch offiziell die Patenschaft für Reto. Und auch seine Gefährtin Rikki hat jetzt eine solche Patenschaft, die bei derselben Gelegenheit geschlossen wurde: mit der 1. Klasse der Grundschule Vienenburg.

Eine große Gruppe Kinder zeigt die Transparente mit ihren Handabdrücken und zwei Luchspfotenstempeln.

Die Kinderschar zeigt stolz die Transparente mit ihren Handabdrücken und zwei Luchspfotenstempeln. Foto: Schlegel

Die beiden Schulen waren ausgesucht worden, weil sie ohnehin schon seit längerem eng mit dem Nationalpark zusammenarbeiten, wie Thomas Schwerdt, Leiter der Nationalparkbildung, unterstrich. Das NIG beispielsweise ist zertifizierte Nationalparkschule. Und weil die Patenschaft für zwei Raubkatzen ja für alle Beteiligten eine große Sache ist, wurde der offizielle Akt auch mit großem Bahnhof zelebriert. Nationalparkleiter Dr. Roland Pietsch war zum Schaugehege gekommen, mit dabei war natürlich auch der Luchsexperte Ole Anders und Tierpfleger Paul Bridge. Nur die beiden Hauptpersonen, Rikki und ihr Galan Reto, wohnten dem wuseligen Festakt nur aus ganz sicherer Entfernung bei. Die beiden Tiere seien noch recht scheu, so Anders. Wobei das Vorhaben, sie aneinander zu gewöhnen, gelungen sei. Sie leben bereits gemeinsam in einem Gehege, inwieweit das mit dem Nachwuchs klappt, müsse allerdings noch die Zukunft zeigen.
Paul Bridge füttert die Luchse Rikki und Reto. 

Paul Bridge füttert die Luchse Rikki und Reto. Foto: Schlegel

Und so hatte denn auch die Fütterung, die Paul Bridge extra für die Kinder vorbereitet hatte, nicht den gewünschten Effekt: Rikki und Reto schauten sich die leckeren Fleischstücke erst einmal nur aus sicherer Entfernung an.
Nationalparkleiter Dr. Roland Pietsch (l.) und der Luchsbeauftragte Ole Anders überreichen Bilder der beiden Zuchtluchse.

Nationalparkleiter Dr. Roland Pietsch (l.) und der Luchsbeauftragte Ole Anders überreichen Bilder der beiden Zuchtluchse. Foto: Schlegel

Wobei die Kinder natürlich neugierig waren, was die Luchse eigentlich zu fressen bekommen. Nein, Stinktier, wie ein kleiner Experte meinte, war es nicht, sondern nur ganz normales Rehwild. Und doch werden die Schulklassen ihre Patenluchse künftig ganz nah bei sich im Klassenzimmer haben. Denn Roland Pietsch überreichte zwei großformatige Bilder der beiden Raubkatzen an die Kinder. Die wiederum hatten große Transparente vorbereitet, auf denen sich alle verewigt hatten und die am Rabenklippengehege noch mit zwei Luchs-Pfotenabdrücken verziert wurden. Natürlich nicht von den echten Pfoten, aber ein Stempel tut es auch.

HINTERGRUND

Rikki und Reto sind Teil des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) der European Association of Zoos and Aquaria (EAZA). Ziel dieses Programms ist es, die genetische Vielfalt des Eurasischen Luchses langfristig zu sichern. Hintergrund ist, dass viele Luchspopulationen in Europa heute voneinander isoliert leben. In mehreren Regionen hat das bereits zu deutlichen Inzuchtproblemen geführt.

Nachwuchs aus der Zucht im Harz soll deshalb vor allem dazu beitragen, frisches Erbgut in andere europäische Bestände einzubringen. Die Zusammenstellung der Zuchtpaare erfolgt zentral durch die EAZA nach strengen genetischen Kriterien. Ziel ist eine unterartenreine Zuchtlinie mit möglichst geringem Inzuchtgrad.

Geeignete Weibchen sind im Erhaltungszuchtprogramm selten, da viele Tiere bereits in bestehenden Zuchtpaaren gebunden sind. Umso größer ist die Bedeutung der beiden Zuchtluchse an den Rabenklippen für das europäische Artenschutzprogramm.

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