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37. Internationale Klaviertage

GZ Plus IconLinda Yuan: Der Traum vom Leben als Konzertpianistin

Linda Yuan spielt im Jahr 2024 im Konzerthaus in Berlin.

Linda Yuan spielt im Jahr 2024 im Konzerthaus in Berlin. Foto: Leonie Pahlke

Die 15-jährige Linda Yuan darf im Rahmen der 37. Internationalen Goslarer Klaviertage als eine von drei Auserwählten als Solistin mit der TfN-Philharmonie in Hildesheim proben und auftreten. Von ihrer Liebe zur Musik und ihrem großen Traum.

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Von Hanna Schlimme
Samstag, 20.09.2025, 18:00 Uhr

Goslar/Heidelberg. „Klavierspielen ist für mich eine Entspannung, wie das Eintauchen in eine andere Welt“. Die 15-jährige Linda Yuan besucht aktuell den Meisterkurs der 37. Internationalen Goslarer Klaviertage. Außerdem ist sie eines der drei auserwählten Ausnahmetalente, die als Solisten mit der TfN-Philharmonie (Hildesheim) proben und auftreten dürfen.

TERMINE FÜR DIE ABSCHLUSSKONZERTE

• Samstag, 20. September, 18 Uhr – Soloabend im großen Saal des Landkreises Goslar.

• Sonntag, 21. September, 18 Uhr – Abschlusskonzert mit der TfN-Philharmonie Hildesheim in der Kaiserpfalz. Auf dem Programm stehen Klavierkonzerte von Bach, Saint-Saëns und Chopin.

„Im letzten Jahr war ich auch schon in Goslar dabei, da musste ich aber nach drei Tagen abreisen und zu einem nächsten Termin“, erklärt die 15-Jährige. In diesem Jahr besucht sie vom 11. bis zum 21. September den kompletten Meisterkurs von Professor Rudolf Meister. „Ich kenne den Professor von einem Meisterkurs in Mannheim, danach hat er mir diesen Kurs hier in Goslar empfohlen“, so Yuan. In jedem Jahr werden drei Ausnahmetalente ausgewählt, die mit der TfN-Philharmonie proben und auftreten dürfen – in diesem Jahr gehört auch Linda Yuan dazu.

Außergewöhnliches Rhythmusgefühl

Yuan hat ihr Leben der Musik gewidmet, das wird auch im Gespräch immer wieder deutlich. Linda Yuan wurde 2010 in Heidelberg geboren, wo sie auch heute noch wohnt und das Hölderlin-Gymnasium besucht. „Mit drei Jahren war ich in der musikalischen Früherziehung, da wurde mein gutes Rhythmusgefühl entdeckt“, erzählt sie.

Mit drei Jahren hat sie außerdem angefangen, Ballett zu tanzen. Daran habe ihr vor allem gefallen, zu klassischer Musik zu tanzen: „Das fand ich sehr schön“. Mit viereinhalb Jahren begannen dann die ersten Schritte am Klavier. „Linda hatte ein Keyboard und an angefangen darauf herumzuklimpern“, erzählt ihr Vater Yanping Yuan.

Das Balletttanzen hat Yuan dann im Jahr 2020 während der Corona-Pandemie beendet. „Ich hatte keine Lust, mit Maske zu tanzen“, erzählt sie. Beim Klavierspielen sei sie aber geblieben. „Ich versuche jeden Tag zu üben“, so Yuan. Einmal die Woche besucht sie die Musikschule in Heidelberg. Zusätzlich macht sie sich jeden Samstag mit dem Zug auf den dreistündigen Weg nach Hannover, um dort an der Hochschule für Musik, Theater und Medien bei Prof. Roland Krüger ein Frühstudium im Institut zur Frühförderung musikalisch Hochbegabter zu absolvieren.

Und trotz des großen Aufwands bleibt noch Zeit für andere Dinge: „Das lässt sich gut mit der Schule vereinbaren“, erzählt sie und erklärt: „Für Wettbewerbe und Meisterkurse werde ich beurlaubt, da haben die meisten Lehrer aber Verständnis für.“ Aktuell verpasse Linda die erste Schulwoche, ergänzt ihr Vater ganz entspannt. Außerdem versucht die Pianistin jeden Sonntag einen Schwimmkurs zu besuchen, das funktioniere aber selbstverständlich nicht immer.

Linda Yuan besucht im Schnitt vier bis fünf Wettbewerbe im Jahr. Anfangs nur in Deutschland, mittlerweile aber auch in Polen, Schweden oder Italien. Über 20 Preise und Auszeichnungen hat sie bereits erhalten. Darunter beispielsweise den 1. Preis bei einem Chopin-Wettbewerb in Ljubljana, den WDR3-Klassikpreis der Stadt Münster für Beethoven Sonate „Appassionata“ oder den 1. Preis mit Höchstpunktzahl beim Bundeswettbewerb Jugend musiziert und den Sonderpreis der Deutschen Stiftung Musikleben.

Von Frédéric Chopin bis Billie Eilish

Linda in Weimar beim Liszt-Wettbewerb im Jahr 2023.

Linda in Weimar beim Liszt-Wettbewerb im Jahr 2023. Foto: Thomas Müller

Das Klavierspielen sei für sie wie das Eintauchen in eine andere Welt, erzählt sie. Ihr Lieblingskomponist ist Frédéric Chopin und ihr Lieblingsstück das 2. Klavierkonzert (Rachmaninow), auch wenn sie es selber noch nicht gespielt habe. Privat höre sie zwar auch ab und zu klassische Musik, gern dürfen es aber auch Hip-Hop oder andere Musikstile sein, nur keine Rockmusik, erzählt sie lachend. Eine ihrer aktuellen Lieblingskünstlerinnen abseits der Klassik sei Billie Eilish.

Ihr großer Traum ist es, Konzertpianistin zu werden und Konzerte in der ganzen Welt zu geben. Nach der Schule steht aber trotzdem auch noch ein Studium auf der Wunschliste der jungen Pianistin. Erste Eindrücke vom Leben einer erfolgreichen Konzertpianistin konnte sie bereits erleben.

Freunde auf der ganzen Welt

Beispielsweise bei einem einmonatigen Stipendium mit Meisterkursen in Boston. „Dort durften wir viele berühmte Pianisten und Lehrer kennenlernen“, schwärmt ihr Vater, der sie bei den meisten Reisen begleitet. Oder bei einem Konzert beim Festival Za poklady Broumovska in Tschechien. Klar ist: Schon mit ihrem jungen Alter reist Linda Yuan für die Musik durch die Welt.

Auch erste Erfahrungen von Konzerten mit einem Orchester konnte sie schon sammeln, beispielsweise vor zwei Jahren bei einem Klavierkonzert mit dem Kammermusikorchester in Düsseldorf. „Es ist wirklich toll, mit einem so großen Orchester zu spielen“. Und wie steht es bei Linda Yuan mit der Aufregung? „Ich bin vor jedem Konzert aufgeregt, aber ich denke, das ist normal und muss auch so sein.“

Toll sei auch, dass sich in den Jahren schon zahlreiche internationale Freundschaften durch die Meisterkurse und Wettbewerbe entwickelt hätten. „Man trifft sich immer wieder“, erklärt Yuan. Mit einigen stehe sie in dauerhaftem Kontakt. So zum Beispiel auch mit einigen Freunden aus China, die sie während ihres letzten Urlaubs mit ihrer Familie bei einem Konzert in Shanghai besucht hat.

Im Sommer 2025 besucht Linda Yuan (v.l.) gemeinsam mit ihrer Mutter Ruiping Sun und ihrem Vater Yanping Yuan die Familie in China. Hier sind sie gerade in Zhengzhou.

Im Sommer 2025 besucht Linda Yuan (v.l.) gemeinsam mit ihrer Mutter Ruiping Sun und ihrem Vater Yanping Yuan die Familie in China. Hier sind sie gerade in Zhengzhou. Foto: Privat

Chinesische Wurzeln

Ihre Eltern Yanping Yuan und Ruiping Sun wurden beide in China geboren. Ihr Vater in Wuhan und ihre Mutter in Zhengzhou. Yanping Yuan kam im Jahr 1982 nach Deutschland, um Agrarwissenschaften zu studieren. Heute arbeitet er im European Molecular Biology Laboratory (EMBL) in Heidelberg. Ruiping Sun kam 2002 nach Deutschland, ebenfalls um zu studieren. Dann lernte sie ihren zukünftigen Gatten kennen und brach kurze Zeit später das Studium ab.

Beide haben noch Verwandtschaft in China, die sie bei einem Sommerurlaub in diesem Jahr besucht haben. Linda hat bewusst keinen chinesischen Vornamen erhalten. „Falls sie doch mal nach China zurückkehren möchte, kann man aus ihrem Namen aber ganz einfach den chinesischen Namen Lin Da machen“, erklärt Yanping Yuan schmunzelnd.

Auch Lindas Eltern widmen ihr Leben der musikalischen Karriere ihrer Tochter. Mindestens einer der beiden begleitet die junge Pianistin immer zu ihren Konzerten und Kursen. In Boston beispielsweise waren beide Eltern als Begleitung mit.

„Wir sind sehr stolz und freuen uns, dass sie sich immer bemüht und damit auch immer wieder neue Meilensteine erreicht“, so Yanping Yuan. Jedes Weiterkommen und jede Anerkennung der Jury sei ein Ansporn für Linda, sich weiterzuentwickeln.

Für die internationalen Klaviertage ist Linda Yuan gemeinsam mit ihrem Vater nach Goslar gereist. Nach den Proben und dem Auftritt in Hildesheim, gemeinsam mit den anderen Auserwählten, Sanghee Kim, die bereits mit der TfN-Philharmonie in Deutschland spielte, und dem Spanier Leo de María, welcher zu den herausragendsten Pianistin seiner Generation zählt, geht es für die Abschlusskonzerte wieder zurück nach Goslar. Anschließend geht es für die 15-Jährige erstmal zurück in die Schule, bevor es Linda Yuan im Oktober für einen einwöchigen Meisterkurs weiter nach Lichtenstein zieht.

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