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Dritte Kinderkonferenz

GZ Plus IconWarum im Goslarer Kreistagssaal plötzlich Kinder das Sagen haben

Junge Stimmen treffen erfahrene Entscheider: Schüler und Politiker gemeinsam bei der Kinderkonferenz im Kreishaus.

Junge Stimmen treffen erfahrene Entscheider: Schüler und Politiker gemeinsam bei der Kinderkonferenz im Kreishaus. Foto: Büsching

Wir wollen gehört werden! So lautet das klare Signal bei der dritten Kinderkonferenz im Goslarer Kreishaus. Grundschüler aus verschiedenen Schulen der Region brachten Ideen ein und erlebten, wie politische Abläufe funktionieren.

Von Moritz Büsching Sonntag, 12.10.2025, 04:00 Uhr

Goslar. Im Sitzungssaal des Goslarer Kreishauses herrscht am Freitagvormittag gespannte Aufmerksamkeit. Schülerinnen und Schüler aus der Region sind zur dritten Kinderkonferenz gekommen: Dabei waren die Grundschulen Westerode, Lauthenthal/Wolfshagen, Clausthal, Langelsheim/Astfeld, Jürgenohl, Schillerschule und Oker. Sie alle nehmen Platz auf den Stühlen, auf denen sonst Abgeordnete und Fachleute über kommunale politische Themen beraten. Bei der Konferenz erleben die Kinder, wie Politik funktioniert – und dass Mitsprache auch im jungen Alter möglich ist.

Landrat Alexander Saipa eröffnet die Veranstaltung mit einem freundlichen Appell: „Habt ganz viel Spaß. Nehmt auch was mit, aber der Spaß soll am heutigen Tag im Vordergrund stehen.“ Wie bei einer echten Sitzung stimmen die Kinder anschließend per Handzeichen über die Tagesordnung ab. Vertreterinnen und Vertreter von verschiedener Parteien, mehreren Bürgermeisterämtern, Schulträgern und der Stadtjugendpflege sind ebenfalls dabei – diesmal aber in der Minderheit. „Mehr Kinder als Erwachsene – das war beim letzten Mal noch anders“, freut sich Claudia Kohl von der Grundschule Oker, die die Konferenz organisiert hat.

Kreative Ideen

Die Idee hinter dem Projekt: Kinder sollen erleben, wie politische Entscheidungen entstehen, warum manches seine Zeit braucht und dass Beteiligung Arbeit bedeutet. Das Treffen steht unter dem Motto „Demokratie lernen – Recht auf freie Meinungsäußerung und Beteiligung“ und wird vom Bundesprogramm „Demokratie leben“ gefördert.

Wie vielfältig Kinder ihre Anliegen formulieren, zeigt der Blick auf die Beiträge: Manche Klassen präsentieren kleine Filme, andere Rollenspiele oder Puppentheater. Themen sind etwa mehr Spielgeräte auf dem Schulhof, längere Öffnungszeiten im Jugendtreff oder sichere Schulwege. Immer wieder fordern die Kinder, ernst genommen zu werden – ob mit der Idee einer „Kindersprechstunde“ oder eines „Kinderrats“.
Die Schüler der Grundschule Jürgenohl betreiben für ihre neu gegründete „Kinderpartei“ ordentlich Wahlkampf.

Die Schüler der Grundschule Jürgenohl betreiben für ihre neu gegründete „Kinderpartei“ ordentlich Wahlkampf. Foto: Büsching

Die Kreativität der Kinder sorgt für Staunen und Schmunzeln bei den Politikern. Ein Mädchen aus der letztjährigen Konferenz hat sich sogar vorgenommen, einmal Bundeskanzlerin zu werden. Genau solche Momente zeigen, dass das Konzept aufgeht, findet Organisatorin Claudia Kohl: „Eine Ausschusssitzung zu simulieren war die richtige Idee. Wir wollten den Grundschülern eine Stimme geben und ihnen die Möglichkeit, sich zu äußern.“

Dass nicht alles perfekt läuft, stört niemanden. Kleine technische Probleme während der Präsentationen nehmen die Kinder mit Humor – und stellen fest, dass es solche Pannen nicht nur in der Schule, sondern auch im Kreishaus gibt.
„Plappermäuler reden mit“ heißt der Puppenspiel-Film der Grundschule Langelsheim/Astfeld.

„Plappermäuler reden mit“ heißt der Puppenspiel-Film der Grundschule Langelsheim/Astfeld. Foto: Büsching

Zum Abschluss der Konferenz kommen Kinder und Politiker ins Gespräch. In den Delegationen werden Anregungen gesammelt, über Wünsche diskutiert und am Ende sogar ein Antrag formuliert, der an die Verwaltung weitergeleitet werden soll.
Das Modell der Grundschüler der Schule in Clausthal.

Das Modell der Grundschüler der Schule in Clausthal. Foto: Büsching

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