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Ohne Leine durch die Nachbarschaft

GZ Plus IconTreue auf vier Pfoten: Kater Lucky denkt, er sei ein Hund

Auf dem Bad Harzburger Friedhof fühlt sich Lucky richtig wohl.

Auf dem Bad Harzburger Friedhof fühlt sich Lucky richtig wohl. Foto: Privat

Für gewöhnlich sind Gassirunden Hundesache. Doch Kater Lucky aus Bad Harzburg zeigt, dass es auch anders geht. Er fordert es bei seiner Familie regelrecht ein, regelmäßig mit ihm über den Friedhof zu spazieren – und das ohne Leine.

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Von Robin Raksch
Samstag, 12.07.2025, 04:00 Uhr

Bad Harzburg. Wenn Kater Lucky in der Geißmarstraße mal wieder an der Wohnungstür sitzt und sich bemerkbar macht, dann ist es Zeit für Freilauf. Doch nicht alleine. Seine Routine-Runde, den Fahrstuhl herunter und über den nahegelegenen Bad Harzburger Friedhof, spaziert er am liebsten gemeinsam mit Herrchen Uwe Stiebeling (61) und Frauchen Esther Kesten (49).

Meist nutzt Lucky den Fahrstuhl, um runter ins Erdgeschoss und später wieder hoch zur Wohnung zu kommen.

Meist nutzt Lucky den Fahrstuhl, um runter ins Erdgeschoss und später wieder hoch zur Wohnung zu kommen. Foto: Privat

Eigentlich ist das für eine Katze eher untypisch: Aber „er fordert das richtig ein“, sagt Uwe Stiebeling im GZ-Gespräch. Ähnlich wie mit einem Hund laufen die beiden also mit Lucky mehrmals täglich 30 bis 45 Minuten durch ihr Viertel. Eine Leine brauchen sie bei ihren Gassi-Runden aber gar nicht. Auch, wenn sie den Kater mal nicht sehen – er habe das Ehepaar immer im Auge, sagen sie. Lucky wusele stets irgendwo in der Nähe herum und sei immer zur Stelle, wenn Stiebeling und Kesten ihn rufen. Auch für Außenstehende ein unterhaltsames Bild, wie eine Nachbarin mitteilt. „Die Leute sprechen einen auch darauf an“, sagt das Ehepaar.

Adoption im Oktober

Erst im Oktober haben sie das siebenjährige Tier von Kestens verstorbener Mutter adoptiert. Die wiederum hatte ihn aus dem Tierschutz. Schon mit ihr sei Lucky regelmäßig gemeinsam spazieren gegangen: Sie mit dem Rollator und er nebenher. „Manchmal ist er auch auf dem Rollator mitgefahren.“

Beim gemeinsamen Spaziergang hat Herrchen Uwe Stiebeling auch Zeit für den einen oder anderen Schnappschuss.

Beim gemeinsamen Spaziergang hat Herrchen Uwe Stiebeling auch Zeit für den einen oder anderen Schnappschuss. Foto: Privat

Anderen gegenüber ist der Kater allerdings zurückhaltend und vorsichtig – so sehr, dass auch eine Berichterstattung vor Ort nicht möglich war. Zwar sei das schon immer seine Art gewesen, aber kurz nach der Adoption habe es zudem einen Vorfall mit einem bulligen anderen Kater gegeben, der sich nahe der Geißmarstraße herumtreibe: Als das Ehepaar Lucky nach der häuslichen Eingewöhnungszeit wieder mit einer Leine an das Draußensein gewöhnen wollte, habe er sich losgerissen und sei lange Zeit später mit schweren Kampfverletzungen wieder zurückgekommen. Seitdem habe er richtig Angst und gehe nicht mehr so weit.

Wohlfühlorte

Da ist es natürlich gut, dass der Friedhof direkt nebenan ist, und dass Herrchen und Frauchen ihm beim Spazieren Sicherheit geben. Dort sei es sehr ruhig, und es gebe nur selten Begegnungen mit Mensch oder Tier – eben genau das richtige für einen ängstlichen Kater. Und auf dem Weg von und zur Wohnung im dritten Stock ist da ja auch noch Luckys geliebter Fahrstuhl. „Das ist ein Ort, da fühlt er sich wohl“, sagt Stiebeling. Ein Kater mit ganz besonderen Gewohnheiten also – und ein Beispiel dafür, wie vielfältig Tier-Mensch-Beziehungen sein können.

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