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Glück-Auf-Konzerte in Goslar

GZ Plus IconJoachim Witt: „Am besten bin ich, wenn es mir nicht so gut geht“

Joachim Witt mit dunklem Hut schaut verschmitzt links nach oben.

Joachim Witt macht den Auftakt zu den „Glückauf“-Konzerten am 19. November. Foto: Privat

Joachim Witt tritt am 19. November im Rahmen der Glück-Auf-Konzerte in Goslar auf. Im GZ-Interview spricht er über seine Gesundheit und seine Karriere.

Von Sabrina Ouazane Samstag, 15.11.2025, 18:00 Uhr

Goslar. Den Anfang bei den Glück-Auf-Konzerten macht Joachim Witt. Der heute 76-Jährige ist gebürtiger Hamburger und seit über 50 Jahren im Musikgeschäft. Im GZ-Interview verrät er das Geheimnis für eine gesunde Lebensweise.

Joachim, du wirst bei den Glück-Auf-Konzerten im November auftreten. Da würde mich interessieren: Wie viel Glück braucht man denn eigentlich nach so vielen Jahren im Musikgeschäft noch?

Es ist mein Lebensinhalt, und ich mache das halt so lange, wie ich mich dabei wohlfühle – und wie ich es auch irgendwie kann und durchhalte. Im Moment ist es so, dass ich bei guter Gesundheit bin, und deshalb bin ich auch gerne noch auf der Bühne und versuche, meine Momente des Glücks zu vermitteln. (lacht)

Wenn du heute auf dein Werk zurückblickst: Welche Alben oder Songs hast du als besonders richtungsweisend für dich empfunden?

Ach, richtungsweisend war sicher die erste LP (Langspielplatte), „Silberblick“, wo auch „Der goldene Reiter“ und „Kosmetik“ drauf sind. Das ist ein richtungsweisendes Album. Dann kam ein sogenanntes Comeback Ende der 1990er mit „Die Flut“ – das war dann „Bayreuth 1“. Das ist ebenfalls ein richtungsweisendes Album, weil ich diesen Sound weiterentwickelt habe. Insofern waren diese beiden Alben prägend für mich.

Wie entsteht denn bei dir ein Song – eher durch Wut, Sehnsucht oder vielleicht auch Neugier?

Weißt du, das ist sehr unterschiedlich. Am besten bin ich eigentlich, wenn es mir nicht so gut geht. Also – ich meine jetzt seelisch. Wobei, „nicht gut gehen“ ist auch der falsche Ausdruck. Ich bin eher ein melancholischer Typ, habe eine melancholische Beschaffenheit. Wenn diese Stimmung stark hervortritt, bin ich am besten.

Welche Stimmung würdest du dir dann für das Publikum im Rammelsberg wünschen? Gibt es vielleicht Songs, die du besonders dafür einsetzt?

Also, es ist auf jeden Fall ein tiefsinniges, heiteres Event. (lacht) Ich biete ja einen Querschnitt aus meiner gesamten Schaffensphase und achte darauf, dass ich Titel spiele, die bei anderen Menschen besonders gut ankommen. Also ich möchte nicht mein eigenes Ego bedienen, indem ich nur Nummern spiele, die keinem gefallen. Ich bin eher daran interessiert, dem Publikum etwas zu bieten, was ihnen auch wirklich gefällt. Ich finde, das bin ich dem Publikum schuldig, wenn ich auftrete.

Was wären dann so deine Ziele, wenn du jetzt sagst: Ich möchte dem Publikum etwas bieten? Möchtest du dich künftig stärker an den Wünschen des Publikums orientieren?

Du, das ist eigentlich ganz einfach: Du gehst auf Spotify und guckst, welche Titel die meisten Klicks haben – und die spielst du. (lacht) Wie würdest du es sonst herausfinden? Es sind ja nicht die Titel, die ich selbst nicht mag – ich habe sie schließlich geschaffen, stehe hinter den Titeln und finde sie toll. Deshalb habe ich auch kein Problem damit, die Titel zu spielen, die ein breiteres Publikum ansprechen. Das finde ich gut.

Wenn du auf all die Phasen deiner Karriere zurückblickst – gibt es eine Version von Joachim Witt, mit der du dich heute gar nicht mehr identifizieren könntest?

Ach, gar nicht mehr, würde ich nicht sagen. Es sind immer so Phasen im Leben gewesen, in denen man etwas ausprobiert hat – zum Beispiel das Album „Kapitän der Träume“, Anfang der 1990er war das, glaube ich. Da habe ich ein bisschen herumexperimentiert. Das habe ich übrigens zusammen mit Annette Humpe gemacht, das wissen die wenigsten. Aber deshalb ist es nicht schlechter als andere Alben – einfach nur anders. Und das ist bei vielen meiner Alben so, dass sie sich streckenweise sehr voneinander unterscheiden. Ich mag es einfach, auszuprobieren – so wird es in Zukunft auch sein. Ich arbeite wieder an einem neuen Album. Es nennt sich „Katharsis“. „Katharsis“ bedeutet so etwas wie Reinwaschung – die Veränderung aus dem Leid. Was lernen wir aus dem Leid? Und da liefere ich auch einen ganz neuen Sound. Das macht mir einfach Spaß.

Und dann wird man sehen – es ist auch spannend, wie die Leute darauf reagieren. Aber auf der Bühne ist mir wichtig, dass die Menschen einfach Spaß und Freude haben, ein intensives Erlebnis, bei dem eine gute Energie im Raum ist. Das ist für mich das Wichtigste – und das wird auch in Goslar so sein.

Wirst du denn Zeit haben, dich in Goslar ein bisschen umzuschauen?

Ich kenne Goslar! Ich war das letzte Mal auf Klassenreise da – 1954. (lacht) Nein, Spaß beiseite. Ich weiß nicht mehr genau, wann das war, aber Goslar kenne ich. Ich war zwischendurch auch mal wieder da. Ich mag Goslar, weil es baulich interessant ist. Es ist sehr schön und überhaupt mag ich den Harz sehr gerne. Ich habe mit meiner Mutter mal in Hahnenklee Urlaub gemacht – daran erinnere ich mich noch genau. Das war schön – ein bisschen im Wald wandern. Es ist wirklich ein wunderschönes Erholungsgebiet.

Wenn ich jetzt nochmal auf den Rammelsberg und die Glückauf-Konzerte zurückkommen darf: Du bist ja aktuell der älteste Künstler, der im November dort auftreten wird.

Wie, der älteste? Ist Heinz Rudolf nicht auch da?

Ja, aber der ist jünger.

Ach, der ist noch jünger als ich? Das ist ja eine Frechheit. (lacht)

Was bedeutet für dich das Alter?

Ich sehe das Alter sehr gespalten: Auf der einen Seite sollte man Schlüsse aus dem bisherigen Leben ziehen. Der Körper wird älter, die Organe ebenso – das ist einfach so. Man sollte lernen, mehr Rücksicht auf sich zu nehmen, um im Alter möglichst gesund zu bleiben. Das ist für mich das Wichtigste. Ich trinke zum Beispiel keinen Alkohol mehr und ernähre mich schon seit 30 Jahren gut. Darauf sollte man achten, wenn man sich weiter wohlfühlen will. Natürlich ist das nicht jedem gegönnt, aber man kann viel selbst beeinflussen – und das meine ich damit.
Joachim Witt mit langem, weißen Bart sitzt in einem Lokal.

Joachim Witt trinkt seit Jahren keinen Alkohol mehr. Foto: Christian Charisius/dpa/Archivbild

Was war der Auslöser dafür, dass du deine Ernährung geändert hast?

Der Leader einer Band, die ich damals produziert habe – Metallic Traffic – sagte zu mir: „Was, Joachim, du isst noch Fleisch?“ (lacht) Das war 1991. Ich habe dann mit ihm Gespräche über Ernährungsformen geführt und schließlich meine Ernährung völlig umgestellt. Daraufhin habe ich mir auch Lektüre gesucht, zum Beispiel „Fit for Life“. Damals habe ich vieles ausprobiert und bin weitestgehend dabei geblieben. Das hat mir sehr gutgetan – kann ich nur empfehlen.

Tickets sind erhältlich in der GZ-Geschäftsstelle (Bäckerstraße 31–35 in Goslar), online unter applaus.online-ticket.de sowie in allen bekannten Vorverkaufsstellen.

Joachim Witt blickt mit dunklem Hut nach vorne in die Kamera.

Joachim Witt tritt am 19. November bei den Glückauf-Konzerten am Rammelsberg in Goslar auf. Foto: Privat

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