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Am Jägerfleck bei Hohegeiß

GZ Plus IconAlte Kriegsmunition verzögert Bau eines Grenzübergangs im Harz

Das Bild zeigt eine Autoschlange auf einer Straße, eine Baracke und einen Mann, der die Autofahrer kontrolliert.

Wegen der vielen alten Munition, die noch am Jägerfleck herumlag, ist der Grenzübergang zwischen Hohegeiß und Rothesütte im Februar 1990 später eröffnet worden. Foto: Schwarz

Schon vor 35 Jahren sorgt die alte Kriegsmunition am Jägerfleck für Probleme. Sie musste entschärft werden, damit ein Grenzübergang errichtet werden konnte.

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Von Michael Eggers
Dienstag, 09.12.2025, 19:45 Uhr

Hohegeiß. Im Grunde war es jahrzehntelang ein offenes Geheimnis, dass am Jägerfleck bei Hohegeiß massenhaft alte Munition herumlag. Die Bazooka, die am ersten Adventssonntag im Straßengraben entdeckt und gesprengt wurde, war zwar ein Zufallsfund, wegen alter Geschosse und Granaten hat sich vor mehr als 35 Jahren aber sogar der Bau des Grenzübergangs Hohegeiß-Rothesütte verzögert.

Im Februar 1990 ist dieser Grenzübergang im Drei-Länder-Eck zwischen Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen an der ehemaligen Reichsstraße 4 (die heutige B4) errichtet worden. Damit die Lücke der Verbindung zwischen Kiel und Nürnberg vor mehr als 35 Jahren geschlossen werden konnte, musste die Straße in einigen Bereichen zwischen Hohegeiß und Rothesütte erneuert werden.

Vor den Gefahren gewarnt

Vor diesem Lückenschluss im Bereich des Jägerflecks musste jedoch die viele alte Munition, die noch aus dem Zweiten Weltkrieg herumlag, aus dem Erdreich geborgen werden, hieß es in einem GZ-Artikel vom 3. Februar 1990. Diesen Part hatten auf östlicher Seite der Munitionsbergungsdienst Wernrode und auf westlicher Seite die Firma Dirk Henze aus Lutter übernommen.

Allein als seinerzeit der GZ-Berichterstatter vor Ort war, fanden die Kräfte an einem Tag sechs 7,5-Zentimeter-Panzergranaten, eine Pistole und mehrere leere Geschosshülsen. Die Stimmung in beiden Teams war übrigens locker, aber dennoch seien sie respektvoll mit der Munition umgegangen, hieß es. Sie warnten zudem die Bauarbeiter der Grenzübergangsstelle vor den Gefahren der Funde.

Diese alte Munition hatte seit Ende des Krieges im Bereich Jägerfleck gelegen. Der Bereich lag mitten im Sperrgebiet, und der „Normalbürger“ der DDR konnte die Fläche nicht betreten, deshalb waren der „Waffenschrott“, wie er auch bezeichnet wurde, nur notdürftig unter der Erde versteckt worden. Nach Ende der Suchaktion wurde zwar noch weitere Munition in dem Bereich vermutet, aber es hieß damals: „Hier sind inzwischen so viele Autos rübergefahren. Wenn unter der Straße Granaten lägen, wären die längst hochgegangen.“

Die Arbeiten von Munitionsbergungsdienst Wernrode und Firma Dirk Henze hatte vor mehr als 35 Jahren auch der ehemaligen Zollbeamte Manfred Gille aus Hohegeiß beobachtet. „Wir durften die Arbeiten seinerzeit nur aus der Ferne verfolgen“, erinnert er sich auf GZ-Anfrage. Zu Beginn des Jahres 1990 gab es noch zwei deutsche Staaten und das Gebiet der DDR war für westdeutsche Beamte tabu.

Stein steht seit 1750

Erste Lockerungen seien aber auch schon zu der Zeit erkennbar gewesen, vor allem auf östlicher Seite. „Die Disziplin der DDR-Grenzer war nicht mehr so, wie noch ein Jahr zuvor“, berichtet Manfred Gille. So hätten die Soldaten auf der anderen Seite auch schon mal ihre Mütze abgenommen oder hätten sich in die Sonne gesetzt.

Mit Jägerfleck wird seit dem 19. Jahrhundert die ehemalige Kreuzung an den Straßen Hohegeiß-Rothesütte und Benneckenstein-Sülzhayn bezeichnet, berichtet Ortschronist Friedemann Schwarz. Wegen ihrer Nähe zur innerdeutschen Grenze war diese Kreuzung jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg verlegt worden und ist heute in ihrem ursprünglichen Verlauf nur noch stellenweise zu erkennen. Als Jägerfleck gilt heute ein Parkplatz an der B4.
Auf dem Foto sind ein Stein und ein Schild in Form einer Tanne mitten im Wald zu sehen.

Das eigentliche Drei-Länder-Eck am Jägerfleck befindet sich etwas abseits der B4 in Richtung Benneckenstein. Dort steht seit 1750 auch der Drei-Länder-Stein. Foto: Eggers

Etwa 100 Meter östlich der B4, in der Nähe der Hermann-Kerl-Hütte, einer Schutzunterkunft des Harzklubs, steht der Drei-Länder-Stein und kennzeichnet immerhin seit 1750 einen Grenzverlauf, den es heute mit den Bundesländern Niedersachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt immer noch gibt. Die Schutzhütte des Harzklubs ist übrigens nach dem ehemaligen Zellerfelder Oberkreisdirektor Hermann Kerl benannt, der von 1958 bis 1983 Hauptvorsitzender des Wander-, Heimat- und Umweltschutzvereins war.

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